Leberzellkrebs hat eine schlechte Prognose. Die weltweite Zahl der Fälle dürfte weltweit steigen – auch in Europa. Dabei ließe sich die Krankheit meist verhindern.
Leberzellkrebs-Fälle könnten bis 2050 weltweit stark steigen
Die weltweite Zahl der Neuerkrankungen bei Leberzellkrebs könnte bis zum Jahr 2050 um 76 Prozent auf 1,52 Millionen steigen. Davor warnt eine Fachkommission nach einer Analyse der Entwicklungen der vergangenen Jahre in der Fachzeitschrift «The Lancet». Zudem macht die Kommission um Jian Zhou von der Fudan Universität in Shanghai Vorschläge, wie sich die Zahl der Leberzellkrebs-Fälle um zwei bis fünf Prozent pro Jahr verringern ließe.
«Leberkrebs ist weltweit ein wachsendes Gesundheitsproblem», wird Zhou in einer «Lancet»-Mitteilung zitiert: «Er zählt zu den am schwierigsten zu behandelnden Krebsarten, mit Fünfjahres-Überlebensraten zwischen etwa 5 und 30 Prozent.»
Asien ist besonders stark betroffen
Die Kommission hat hunderte Studien über Leberzellkrebs analysiert und Prognosen für die Entwicklung bis zum Jahr 2050 für verschiedene Weltregionen erstellt. Dabei wurden auch die Alterung der Bevölkerung und die Verbreitung von Hepatitis-Erkrankungen berücksichtigt, die zur Krankheit beitragen können. Der Fokus lag auf dieser Krebsart, die in Leberzellen entsteht, während andere Arten von Leberkrebs außer Acht gelassen wurden.
Die Kommission sagt voraus, dass die jährlichen Neuerkrankungen von Leberzellkrebs von 0,87 Millionen im Jahr 2022 auf 1,52 Millionen im Jahr 2050 steigen werden – ein Anstieg um 76 Prozent. Die Anzahl der jährlichen Todesfälle könnte sogar um fast 81 Prozent zunehmen: von 0,76 Millionen auf 1,37 Millionen.
Die höchsten Zahlen betreffen – sowohl heute als auch im Jahr 2050 – Asien, wo mehr als 70 Prozent aller weltweiten Fälle auftreten. Den größten Zuwachs, wenn auch ausgehend von einer niedrigen Ausgangsbasis, erwartet die Kommission in Afrika, mit einer Steigerung um rund 145 Prozent. Für Europa ist die Prognose von allen Erdteilen am günstigsten: Bis 2050 steigt die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen demnach um 30 Prozent, die der Todesfälle um 36 Prozent.
Leberkrebs ist meist mit vermeidbaren Risikofaktoren verbunden
Es wird jedoch gesagt, dass ein Großteil der Leberzellkrebs-Fälle vermeidbar wäre. Denn etwa 60 Prozent davon werden durch bekannte Risikofaktoren wie die Viruserkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C sowie die alkoholische und nicht-alkoholische Fettleber verursacht.
Die Kommission erwartet aufgrund dieser Gründe unterschiedliche Entwicklungen bis 2050: Der Anteil der Viruserkrankungen an den Ursachen wird leicht sinken – bei Hepatitis B von 39 auf 37 Prozent, bei Hepatitis C von 29 auf 26 Prozent – während der Anteil der Fälle aufgrund alkoholischer Fettleber von 19 auf 21 Prozent und aufgrund von Übergewicht bedingter Fettleber von 8 auf 11 Prozent steigt.
«Drei von fünf Leberkrebsfällen stehen mit vermeidbaren Risikofaktoren in Verbindung, hauptsächlich Virushepatitis, Alkohol und Adipositas», sagt Erstautor Stephen Lam Chan von der Chinese University in Hong Kong. «Daher bietet sich den Ländern eine enorme Chance, diese Faktoren gezielt zu bekämpfen, gegen Leberkrebsfälle vorzubeugen und Leben zu retten.»
Kommission empfiehlt konkrete Schutzmaßnahmen
Die Kommission schlägt vor, die Impfung gegen Hepatitis B zu verstärken und Erwachsene auf Hepatitis C zu testen, um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen. Außerdem sollten alkoholische Getränke mit Warnhinweisen versehen und teurer gemacht werden, Werbung dafür sollte untersagt werden. Es wird empfohlen, dass bei Angehörigen von Risikogruppen regelmäßig Leberuntersuchungen durchgeführt werden.
Gemäß dem Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 5.700 Menschen neu an Leberzellkrebs – bei insgesamt 9.800 Fällen von Leberkrebs. Männer sind mehr als doppelt so häufig von Leberkrebs betroffen wie Frauen. Die mittlere Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt für beide Geschlechter etwa 17 Prozent.
Laut der Deutschen Krebshilfe umfassen die Anzeichen für Leberkrebs unter anderem allgemeine Schwäche, Druckschmerz im rechten Oberbauch, unerklärlicher Gewichtsverlust, Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle sowie gelb gefärbte Haut und Augen.