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Liebesbetrug mit «Rosenheim-Cops»

Zahlreiche Menschen werden jedes Jahr Opfer von Liebesbetrug im Internet. Die Behörden haben nun einen besonderen Fall öffentlich gemacht. In dessen Zentrum: «Die Rosenheim-Cops».

Die Rosenheim-Cops zu Gast im Justizpalast
Foto: Sven Hoppe/dpa

Im letzten Jahr wurden in Bayern allein 450 Fälle von Internet-Liebesbetrug registriert. Der entstandene Schaden beläuft sich auf 5,3 Millionen Euro. Laut Bayerns Justizminister Georg Eisenreich und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) handelt es sich dabei wahrscheinlich nur um die Spitze des Eisbergs, da viele Fälle aus Scham der Opfer über ihre Gutgläubigkeit nicht gemeldet werden.

Liebesbetrug mit «Rosenheim-Cop»

In diesem Jahr kam ein ganz besonderer Fall dazu, in dessen Zentrum die beliebte ZDF-Serie «Die Rosenheim-Cops» steht. Der Bürgermeister einer oberbayerischen Gemeinde hatte sich nämlich an Schauspieler Dieter Fischer (53) gewandt, der in der Serie als Kriminalhauptkommissar Anton Stadler zu sehen ist. 

Das Dilemma: Der Mutter des Bürgermeisters wurde von jemandem, der sich auf Facebook als sein Kollege Igor Jeftić (der Kommissar Sven Hansen spielt) ausgab, insgesamt 35.000 Euro gegeben. Die Identität des Täters ist immer noch unklar. Es ist nur klar, dass es nicht Jeftić war.

Er sei «wirklich schockiert» gewesen, sagt Jeftić im Münchner Justizpalast, wo er gemeinsam mit Fischer und den beiden Ministern über die Betrugsmasche informiert. Schockiert, «weil es mit mir zu tun hatte und ich Angst hatte, dass ich beweisen muss, dass ich das nicht bin». Er habe dann sogar mit der Frau gesprochen, die davon ausging, wochenlang mit ihm über Facebook und den Messenger Telegram geschrieben zu haben. «Bis zuletzt hat sie das nicht glauben können, dass ich das nicht bin.»

Betrugsmasche ist Wirtschaftszweig

Die Betrugsmasche ist nicht neu: Auf sozialen Medien und Dating-Seiten geben sich Kriminelle als wohlhabende Singles aus, oft als Ärzte oder ausländische Soldaten. Sie gewinnen das Vertrauen ihrer Opfer, manipulieren sie mit Liebesschwüren und bitten dann wegen angeblicher Notlagen um Geld. Hinter den falschen Identitäten stecken meist Kriminelle in Callcentern, häufig in Nigeria, wo der moderne Heiratsschwindel – Love Scamming genannt – ein regelrechter Wirtschaftszweig ist. Ist das Geld einmal überwiesen, ist es in der Regel unwiederbringlich verloren. Immer häufiger geben sich die Kriminellen auch als Prominente aus und jagen unter deren Fans im Internet nach ihrem nächsten Opfer.

Kriminelle hackten Facebook-Konto

Im Fall von Jeftić haben die Kriminellen sogar sein echtes Facebook-Konto gehackt. Die ersten Nachrichten, die mit der Mutter des Bürgermeisters ausgetauscht wurden, die ein großer Fan der Serie ist, stammten tatsächlich noch von ihm. Aber dann haben sich offensichtlich Kriminelle eingeschaltet und die ältere Dame zu einem Messenger-Dienst gelockt. In einem solchen Moment – wenn das virtuelle Gegenüber vorschlägt, auf einen Dienst wie Telegram zu wechseln – sollte man immer skeptisch sein, betont Eisenreich. Und wenn es dann um Geld geht, sollten alle Alarmglocken läuten.

Wie schwierig Identitätsdiebstahl und Fakes im Internet auch für die echten Prominenten selbst sind, betont Jeftićs Kollege Fischer, der nach eigenen Angaben immer wieder auf Fake-Profile von sich selbst stößt oder auf Lügen, Fake News, sogar gefälschte Todesanzeigen. «Es bleibt einem nichts übrig, als mit seinem eigenen Fake-Tod zu leben», sagt Fischer.

dpa