Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Der größte Risikofaktor: Rauchen. Für starke Raucherinnen und Raucher soll nun ein kostenloses Angebot zur Früherkennung kommen.
Lungenkrebs-Früherkennung kommt – Was heißt das für Raucher?
Langjährige, starke Raucherinnen und Raucher haben nun die Möglichkeit, einmal im Jahr eine kostenlose Untersuchung zur Früherkennung von Lungenkrebs durchführen zu lassen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat entschieden, dass die Untersuchung mit einer Niedrigdosis-Computertomographie (CT) von der Krankenkasse übernommen wird, wie eine Sprecherin auf Anfrage der dpa bestätigte. Diese Untersuchung kann jährlich durchgeführt werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wer kann die Lungenkrebs-Früherkennung nutzen?
Das Angebot ist für starke Raucherinnen und Raucher im Alter von 50 bis 75 Jahren gedacht. Es bezieht sich ausschließlich auf Zigaretten und nicht auf andere Tabakprodukte. Die Personen müssen mindestens 25 Jahre lang ohne längere Unterbrechung geraucht haben und mindestens 15 Packungsjahre aufweisen. Die Packungsjahre werden berechnet, indem man die Anzahl der pro Tag gerauchten Zigarettenpackungen mit der Anzahl der Raucherjahre multipliziert.
«Auch Ex-Raucher können an den Untersuchen teilnehmen, sofern sie nicht länger als zehn Jahre abstinent waren», erklärt Stefan Sauerland vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Auf seiner Website gibt das IQWiG ausführliche Hinweise.
Wie viele Menschen betrifft das?
«Es gibt schätzungsweise 2 Millionen Menschen in Deutschland auf die diese Kriterien zutreffen», sagt Sauerland. Bislang konnten Raucherinnen und Raucher nur eine CT machen, wenn sie Symptome hatten, zum Beispiel Bluthusten.
Was sind die Vorteile?
Je früher Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen und desto geringer ist die Sterberate. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gibt an, dass Lungenkrebs mit hoher Genauigkeit durch Niedrigdosis-CT erkannt werden kann, noch bevor Symptome auftreten.
«Wir wissen aus Studien, dass man durch die Früherkennung 20 Prozent der Krebstodesfälle in dieser Zielgruppe vermeiden könnte», sagt Sauerland. Wenn alle zur Früherkennung gehen würden, könnten dem Arzt zufolge in Deutschland bis zu 1.000 Krebstodesfälle pro Jahr verhindert werden.
Ohne eine Früherkennung wird Lungenkrebs nach Angaben des Universitätsprofessors in drei Viertel der Fälle erst in einem fortgeschrittenem Stadium festgestellt. Die Prognose ist dann in der Regel schlecht. «In den folgenden fünf Jahren sterben rund 80 Prozent dieser Menschen.»
Gibt es Risiken?
Bei der CT-Untersuchung besteht wie bei jedem Röntgen eine Strahlenbelastung, die möglicherweise Krebs verursachen kann. Laut Bundesamt für Strahlenschutz entsteht bei weniger als 3 von 1.000 Frauen und bei etwa 1 von 1.000 Männern innerhalb von 25 Jahren Krebs. Dies sei jedoch im Vergleich zur üblichen Krebsinzidenz akzeptabel, so Sauerland.
Zusätzlich könnte es zu falsch-positiven Ergebnissen kommen und Veränderungen, die verdächtig sind, könnten sich letztendlich als gutartig herausstellen. Patienten könnten dann möglicherweise einer Untersuchung wie einer Biopsie unterzogen werden, obwohl dies nicht erforderlich gewesen wäre.
Insgesamt überwiegt für die Zielgruppe der Nutzen die Risiken, so die Einschätzung des der Einschätzung des Bundesamts für Strahlenschutz. Dafür sei aber ein stringentes Qualitätsmanagement für den gesamten Früherkennungsprozess und eine regelmäßige Evaluation der Maßnahme «unabdingbar».
Ab wann kann das Angebot kostenlos genutzt werden?
Es wird voraussichtlich noch einige Monate dauern. Der GBA geht davon aus, dass es im April 2026 soweit sein wird. Nach dem Beschluss des GBA muss das Bundesgesundheitsministerium zunächst eine Rückmeldung geben. Wenn es keine Einwände gibt, müssen Ärzte und Krankenkassen eine Vereinbarung über die Vergütung treffen. Dafür haben sie bis zu sechs Monate Zeit. Erst danach können niedergelassene Ärzte die neue Leistung mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen.
Betroffene können theoretisch seit Juli 2024 die CT-Untersuchung in Anspruch nehmen, jedoch vorerst auf eigene Kosten. Zu diesem Zeitpunkt trat die Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in Kraft, die die Grundlage für den GBA-Beschluss bildet.
Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Entscheidungsgremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er legt durch Richtlinien fest, welche medizinischen Leistungen die etwa 74 Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch nehmen können.
Wie viele Menschen erkranken jährlich an Lungenkrebs?
Nach Angaben des DKFZ erkranken jedes Jahr rund 56.500 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs. Bei Männern ist Lungenkrebs daher mit etwa 28.000 Todesfällen pro Jahr die häufigste Krebs-Todesursache. Bei Frauen ist es mit 17.000 Todesfällen die zweithäufigste.
„In Deutschland seien bei Männern vermutlich neun von zehn, bei Frauen mindestens sechs von zehn Lungenkrebserkrankungen auf das aktive Rauchen zurückzuführen.“