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Maul- und Klauenseuche in Deutschland – was bedeutet das?

Erstmals seit 1988 gibt es wieder Fälle von Maul- und Klauenseuche in Deutschland. Nun sind Eile und strenge Maßnahmen geboten.

Früherkennung ist bei der Maul- und Klauenseuche ganz entscheidend. (Symbolbild)
Foto: picture alliance / dpa

Seit langem wurde in Deutschland kein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) mehr gemeldet. Nun sind Wasserbüffel im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland erkrankt, wie Landesagrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) in Potsdam mitteilte. Eine Reihe von Maßnahmen wurde eingeleitet.

Kommt der Nachweis überraschend?

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat festgestellt, dass Deutschland und die EU zwar seit vielen Jahren als frei von Maul- und Klauenseuche gelten, aber die Gefahr der Einschleppung aus anderen Ländern groß ist.

Die letzten Fälle in Deutschland traten dem FLI zufolge 1988 auf. In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens sowie in Teilen Südamerikas gebe es hingegen nach wie vor regelmäßig MKS-Fälle. «Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar.» Auch Futtermittel und Einstreumaterialien aus Ländern mit MKS-Ausbrüchen können Grundlage einer Einschleppung sein.

«Die MKS gehört wegen ihrer potenziell katastrophalen Auswirkungen zu den weltweit wirtschaftlich bedeutsamsten Tierseuchen», so das Institut. «Durch die Zunahme des globalen Handels- und Reiseverkehrs besteht ständig die Gefahr einer Wiedereinschleppung und explosiven Ausbreitung der MKS in Europa.» 2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben.

Um was für einen Erreger geht es?

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende, meldepflichtige Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können erkranken. Die sehr leicht übertragbare Krankheit verläuft bei den meisten erwachsenen Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem lange anhaltenden Leistungsabfall. Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht.

Gibt es ein Risiko für Menschen?

Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut sind Menschen praktisch nicht empfänglich für das MKS-Virus. Es besteht unter den in Deutschland üblichen hygienischen Bedingungen keine Gefahr von pasteurisierter Milch, daraus hergestellten Milchprodukten oder von Fleisch. Haustiere wie Hunde, Katzen und andere können in der Regel auch nicht erkranken.

Welche Symptome haben erkrankte Tiere?

Neben hohem Fieber, Appetitlosigkeit und Apathie bilden sich charakteristische Blasen am Maul und auf der Zunge sowie an den Klauen und den Zitzen. Viele Tiere zeigen Lahmheitserscheinungen oder können aufgrund von Schmerzen nicht mehr gehen, wie das FLI, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, erklärt. Bei Schafen und Ziegen verläuft die Infektion jedoch in der Regel unauffällig.

Was passiert nun?

Entscheidend ist dem FLI zufolge die frühe Erkennung von Infektionen – «da sich die Seuche ansonsten bereits so weit ausgebreitet haben kann, dass eine rasche Eindämmung nicht mehr möglich ist». Im Falle eines Nachweises werden strenge Maßnahmen ergriffen: Ist in einem Betrieb auch nur ein Tier infiziert, wird vorsorglich der gesamte Bestand getötet, wie es beim FLI heißt. Auch Klauentiere in Betrieben der näheren Umgebung werden demnach zumeist getötet, Ställe, Fahrzeuge und Geräte gründlich desinfiziert.

Warum so strenge Regelungen?

Die Maul- und Klauenseuche kann nicht nur durch direkten Kontakt von Tier zu Tier, sondern auch durch die Luft übertragen werden. Kranke Tiere verbreiten das Virus durch Flüssigkeiten von aufgeplatzten Blasen, Speichel, Ausatmungsluft und Milch.

Laut FLI kann alles, was einmal mit einem infizierten Tier in Kontakt gekommen ist, zur Verbreitung der Krankheit beitragen: Menschen, Katzen, Hunde, Geflügel oder andere Tiere sowie Fahrzeuge, Geräte, Schuhe und Kleidung. Das Virus zu eliminieren, ist nicht einfach: Es ist sehr robust und kann im Boden oder in getrockneter Kleidung Monate bis Jahre überleben.

dpa