Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Meisen lernen nach Umzug von ihren neuen Nachbarn

Wer umzieht, passt sich meist an die neue Umgebung und die neuen Nachbarn an. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Kohlmeisen. Dabei lernen die Vögel rasend schnell.

Wie ein Trick funktioniert, können sich Meisen von anderen Meisen abschauen. (Archivfoto)
Foto: picture alliance / dpa

Forschende des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und der Universität Konstanz haben herausgefunden, dass sich Meisen nach einem Umzug schnell von ihren neuen Nachbarn abschauen können, wie man an Futter gelangt. Dies sei der erste experimentelle Beweis dafür, dass Zuwanderung einen starken Einfluss darauf hat, wie Tiere voneinander lernen.

Wie die Forschenden in der Fachzeitschrift «PLOS Biology» schreiben, fingen sie für ihre Experimente mehrere wildlebende Kohlmeisen (Parus major). Diese wurden in Gruppen unterteilt, die in verschiedenen Volieren lebten. 

Einige Tiere wurden als sogenannte Tutor-Vögel trainiert. Sie haben gelernt, wie man am effektivsten an Futter in einer Futterbox gelangt, indem sie eine Tür verschieben. Als sie wieder in ihre Voliere gebracht wurden, haben die anderen Meisen dort den Trick übernommen.

Experiment funktionierte mal so herum, mal andersherum

In einigen Volieren mussten die Vögel die Tür nach links schieben, um an das meiste Futter zu gelangen, in anderen Volieren nach rechts. Dann wurden die Forscher jeweils eine der Meisen in eine andere Voliere versetzt, in der die beste Lösung umgekehrt war. Den dort schon länger ansässigen Meisen war das natürlich klar – den Neuen aber zunächst nicht.

«Wichtig ist, dass die Neuankömmlinge nicht wussten, dass sich die Belohnung geändert hatte», sagte Co-Autor Michael Chimento vom Max-Planck-Institut. «Sie konnten die Veränderung nur erkennen, indem sie entweder die Bewohner beim Benutzen der Box beobachteten oder selbst die andere Seite ausprobierten.»

Copy-Paste-Strategie erkennbar

Nachdem sie in der neuen Voliere angekommen waren, öffneten 80 Prozent der Vögel die Tür schon beim ersten Versuch in die neue, richtige Richtung, anstatt die erlernte Methode zu nutzen.

Laut Chimento spricht dieses Ergebnis eindeutig für soziales Lernen: «Natürlich können wir die Vögel nicht fragen, woher sie ihre Informationen haben. Die Verhaltensmuster weisen aber eindeutig darauf hin, dass die Neuankömmlinge die anderen von Anfang an sehr genau beobachteten.» 

Laut dem Experten kommt es bei Kohlmeisen immer wieder zu kleineren Wanderungen. Sie bildeten etwa kleine Schwärme zur Nahrungssuche. «Das Experiment sollte sich auf diese “kleinen” Einwanderungsereignisse konzentrieren – den Eintritt in eine neue soziale Gruppe –, die im Leben dieser Vögel häufig vorkommen können.»

dpa