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Metalle in Tampons – keine Beeinträchtigungen zu erwarten

Eine Studie ergibt, dass vielleicht ein Risiko durch Metalle in Tampons bestehen könnte. Das Thema beunruhigt viele Menschen. Experten betonen: Potenzielle Gefahr geht von anderen Bereichen aus.

Tampons können Frauen mit ruhigem Gewissen weiterhin nutzen. (Archivbild)
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

In einer Analyse in den USA wurden in verschiedenen Tampon-Sorten geringe Mengen an Schwermetallen festgestellt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht jedoch davon aus, dass die Verwendung von Tampons keine gesundheitlichen Folgen hat. Die Elemente wie Arsen, Cadmium und Blei wurden nur in minimalen Mengen nachgewiesen, so das Institut.

Auch wenn alle Metallpartikel durch die Schleimhaut aufgenommen würden, was ein unrealistisches Szenario darstellt, wäre die Belastung im Vergleich zur Hintergrundbelastung aus Lebensmitteln, Trinkwasser, Hausstaub, Verkehr und Industrie vernachlässigbar.

Kein Grund zu Verzicht

«Die Studienergebnisse sind kein Grund, auf Tampons zu verzichten», betont auch die Toxikologie-Expertin Andrea Hartwig vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Elemente wie Blei und Arsen kämen prinzipiell überall vor, ein Nachweis in Gegenständen oder Lebensmitteln sei daher nicht ungewöhnlich. Die gefundenen Mengen lägen selbst im schlimmstmöglichen Szenario einer kompletten Aufnahme bei wenigen Prozent dessen, was täglich allein über Lebensmittel aufgenommen werde.

Das Team von Jenni Shearston von der Columbia University in New York hat 30 Tampons von 14 verschiedenen Marken untersucht – die Anzahl der untersuchten Produkte war also sehr begrenzt. Drei der Tampons wurden in europäischen Ländern gekauft, wie berichtet wurde. Es wurde unter anderem nach Arsen, Cadmium, Chrom, Quecksilber und Blei gesucht.

Jedes der 16 untersuchten Metalle ließ sich in mindestens einer Tamponprobe nachweisen, wie das Team im Journal «Environment International» berichtet. Die Konzentrationen unterschieden sich dabei je nach Region, Material und Marke teils deutlich.

Geringer als nach EU-Vorgaben für Textilien

Laut der Studie müssen die Anteile von Blei, Cadmium, Chrom und Arsen in Textilgeweben in der EU unter einem Milligramm pro Kilogramm liegen. Die Tampons lagen alle unter diesem Wert. Allerdings könnten Tampons mit der Vaginalschleimhaut in Kontakt kommen, über die möglicherweise mehr dieser Stoffe aufgenommen werden.

Kalzium und Zink, die in vergleichsweise hohen Konzentrationen nachgewiesen worden seien, würden Tampons absichtlich zugesetzt – zur Geruchskontrolle, als Gleitmittel und als antimikrobielle Mittel. «Was vielleicht erklärt, warum wir sie in so hohen Konzentrationen gefunden haben», erläutern die Forschenden.

Shearston erklärt, dass es besorgniserregend sei, dass giftige Metalle wie Arsen und Blei in Tampons gefunden werden könnten. Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass unklar ist, ob die Metalle während der Benutzung aus den Tampons freigesetzt werden und ob sie durch das Vaginalepithel in den Blutkreislauf gelangen. Es ist derzeit nicht bekannt, ob die nachgewiesenen Metalle negative gesundheitliche Auswirkungen haben könnten.

Quellen: Pflanzen und Herstellungsprozesse

Laut dem Team um Shearston können Metalle in Baumwollmaterialien möglicherweise aus dem Boden in die Pflanzen gelangt sein. Eine zusätzliche Quelle sind die Herstellungsprozesse. Die Forscher halten es für erforderlich, dass Hersteller Tampons zukünftig insbesondere auf toxische Metalle testen müssen.

Toxikologin Hartwig hält diese Forderung für sinnvoll: Auch für Hersteller anderer Bedarfsgegenstände und Hygieneartikel sollte es obligatorisch sein, den Schwermetallgehalt ihrer Produkte zu überprüfen.

Es wird vom BfR betont, dass der Anteil an Schwermetallen generell weiterhin durch verantwortungsvolle Rohstoffauswahl und gute Herstellungspraxis gesenkt werden sollte. Insbesondere bei Blei sollte die Konzentration so niedrig wie vernünftig möglich gehalten werden.

Die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts sind eine wichtige Eintrittspforte für Schwermetalle. Auch über die Atemwege können sie aufgenommen werden, beispielsweise durch Zigarettenrauch. Eine langfristige, chronische Belastung mit Schwermetallen kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Nervenschäden können bei Blei und Quecksilber auftreten, während Cadmium Nieren- und Knochenschäden verursachen kann.

Schwermetalle reichern sich an

Schwermetalle sind in Gesteinen der Erdkruste vorhanden und können durch natürliche Verwitterungsprozesse in Pflanzen und andere Lebensmittel gelangen. Darüber hinaus gelangen sie durch spezifische industrielle Verfahren, den Autoverkehr, das Ausbringen von Klärschlamm und die Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel in die Umwelt, wie es beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erklärt wird.

In einigen Pflanzen oder Organen von Nutztieren sammeln sich also Schwermetalle an. Laut BVL werden höhere Cadmiumkonzentrationen häufig in Gemüse, Speisepilzen und Innereien von Schlachttieren gefunden. Organisch gebundenes Quecksilber ist hauptsächlich in Fischen und Muscheln zu finden.

In den letzten Jahrzehnten sei die Belastung mit Metallen insgesamt bereits deutlich gesunken, sagt KIT-Expertin Hartwig, bei Blei vor allem durch das Verbot von Blei in Benzin. Da es jedoch gerade für Blei und Arsen keinen sicheren Wert gebe, sei es ratsam, die Belastung in allen Bereichen so weit wie möglich zu reduzieren.

dpa