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Mit KI den Schmerz bekämpfen – Kongress berät Möglichkeiten

Viele Menschen mit chronischen Schmerzen, wenig Therapiemöglichkeiten. Inwiefern kann KI da weiterhelfen? Auf einem Kongress diskutieren Medizinerinnen und Mediziner die Möglichkeiten.

Ein Schmerzkongress sucht neue Wege, Patientinnen und Patienten zu helfen - auch mit KI.
Foto: Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa

Von digitalen Schmerzkalendern bis hin zu Ablenkung durch virtuelle Welten – bei der Schmerzbekämpfung setzen Medizinerinnen und Mediziner zunehmend auf digitale Lösungen. Schon jetzt werden diese Therapien bei Patienten mit chronischen Schmerzen wie zum Beispiel Kopf- oder Rückenleiden eingesetzt.

Lars Neeb, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), äußerte sich anlässlich des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses in Mannheim dahingehend, dass in Zukunft technische Lösungen und Künstliche Intelligenz die Behandlung von chronischen Erkrankungen revolutionieren könnten.

Schnellere Gewissheit durch KI 

«KI-Technologien haben das Potenzial, Diagnosen schneller und genauer zu stellen als Menschen es je könnten», so Kongresspräsidentin Dagny Holle-Lee. Doch damit verbunden seien zentrale ethische Fragen wie: «Wer trägt die Verantwortung, wenn eine durch KI gestützte Diagnose falsch ist?» Die Antwort sei von entscheidender Bedeutung bei Fehlentscheidungen oder Behandlungsfehlern. Auch müssten Entscheidungsfindungen durch KI-Algorithmen nachvollziehbar sein. 

Holle-Lee meinte, dass Empathie und kommunikative Fürsorge nicht vernachlässigt werden sollten, auch wenn Maschinen klinische Entscheidungen immer mehr unterstützen.

Mit der Scheinwelt den Schmerz überlisten 

Laut Neeb können Patienten bereits jetzt durch Virtual Reality (VR) in eine andere Realität eintauchen und damit gezielt Schmerzen lindern. Ablenkungstherapien haben sich bei Rückenschmerzen oder neuropathischen Beschwerden als wirksam erwiesen. Untersuchungen haben gezeigt, dass VR-Anwendungen das Schmerzempfinden reduzieren können, indem das Gehirn in positive, stressfreie Szenarien versetzt wird.

Patienten sollen Körper besser verstehen 

Ein anderer vielversprechender Ansatz ist nach Neeb die Verbindung von VR mit Biofeedback-Techniken, bei denen mittels visueller und auditiver Rückmeldungen gelernt wird, Körperspannung und Stresslevel zu kontrollieren. Die Kombination aus virtueller Realität und Physiologie hat das Potenzial, Schmerzen langfristig zu reduzieren. Ebenso werden Patienten dabei unterstützt, ihre körperlichen Reaktionen besser zu verstehen und zu regulieren.

Mithilfe von algorithmengestützten Programmen könnten die betroffenen Personen ihre Schmerzsymptome auch dokumentieren, den Verlauf der Krankheit überwachen und spezifische Übungen zur Schmerzlinderung durchführen.

Zu wenig Hilfe für Schmerzpatienten 

Laut einer Mitteilung zum jährlichen Kongress, der von der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft veranstaltet wird, besteht bei chronischen Schmerzen vor allem im ambulanten Bereich ein Mangel an einer guten Versorgungsstruktur. Nur etwa jeder zwölfte Mensch mit chronischen Schmerzen erhält demnach einen Behandlungsplatz mit ausreichender Fachkenntnis.

Oft lebten Betroffene jahrelang ohne Diagnose und daher ohne angemessene Behandlung. Ein Grund für die mangelhafte Versorgungssituation sei, dass viele Ärztinnen und Ärzte erst Jahre nach ihrer Zulassung mit dem wichtigen Fach Schmerzmedizin in Berührung kämen.

dpa