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Mit Künstlicher Intelligenz besser nach Geisternetzen suchen

Schildkröten und Krebse können sich in alten Netzen verfangen, Korallen dadurch Schaden nehmen. Solche Netzreste und Taue aufzuspüren, ist schwierig. Nun soll modernste Technik helfen.

Diese Geisternetze wurden vor den ostfriesischen Inseln gefunden. Sie kommen aber in allen Meeren vor. (Archivbild)
Foto: Melissa Erichsen/dpa

Verloren gegangene Fischernetze sollen zukünftig mithilfe von künstlicher Intelligenz effektiver in den Ozeanen aufgespürt werden können. Die neue Technik ermöglicht es, Sonaraufnahmen vom Meeresboden automatisch zu analysieren und potenzielle Standorte von Geisternetzen zu kennzeichnen, wie der WWF Deutschland mitteilte. Diese Netze stellen eine Gefahr für Meereslebewesen und -pflanzen dar.

Der WWF kooperiert mit den Firmen Accenture und Microsoft. Zusammen haben sie die KI-gestützte Online-Plattform GhostNetZero.ai ins Leben gerufen, über die Forschungsinstitute, Behörden oder Windkraftunternehmen passende Sonardaten spenden können. Diese Aufnahmen werden ohnehin für die Sicherung des Schiffsverkehrs oder für Windkraftanlagen gesammelt.

Netzteile, Leinen, Taue, Haken, Reusen

Alle Ausrüstungen, die von Fischereischiffen ins Meer gelangen, werden als Geisternetze bezeichnet. Oft handelt es sich nicht um vollständige Netze, die im Meer treiben, sondern nur um Reste von Netzen sowie Leinen, Taue oder Köderhaken. Auch Reusen und andere Fangkäfige werden dazu gezählt.

Vor ein paar Jahren haben australische Forscher berechnet, dass jährlich etwa zwei Prozent der weltweit genutzten Fischereiausrüstung im Meer landen, was Zehntausenden von Quadratkilometern Stellnetzen und Ringwadennetzen sowie Hunderttausenden von Kilometern Langleinen entspricht.

Der WWF spricht von 50.000 Tonnen Fischernetzen. Sie würden zur «tödlichen Falle für Fische, Seevögel, Schildkröten oder Meeressäuger». Auch Korallen könnten dadurch beschädigt werden. Über die Zeit zersetzten sich die Fischereigeräte in kleinere Stücke und Fasern.

Treffergenauigkeit schon bei 90 Prozent

Solche verlorenen Ausrüstungsmaterialien machten einen erheblichen Teil des Plastikmülls im Ozean aus, erklärte Gabriele Dederer, Forschungstaucherin und Projektleiterin Geisternetze des WWF Deutschland. «Aber sie sind unter der Wasseroberfläche unsichtbar und ihre Ortung ist aufwendig.» 

Der WWF hat bisher mit eigenen Sonardaten 26 Tonnen Geisternetze aus der Ostsee geborgen. Die nun mit KI gewonnenen Informationen sollen bei dem Projekt, das zusammen mit örtlichen Fischern durchgeführt wird, ein präziseres Arbeiten ermöglichen. «Für andere Länder wollen wir beispielgebend sein», sagt Dederer. Es gebe schon viel Techniktransfer und gemeinsame Projekte.

Die Kombination aus Sonardaten und KI-Erkennung könne die Suche, die vorher händisch erfolgte, substanziell verbessern, meint die Projektleiterin. «Überall auf der Welt wird der Meeresboden kartiert, es existieren gewaltige Datenmengen.» Würden diese gezielt ausgewertet, könne viel mehr aufgespürt werden. Die Treffergenauigkeit der KI liege bereits bei 90 Prozent. Nun würde sie weiter trainiert, um etwa Unterseekabel von Netzen zu unterscheiden.

dpa