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Neuer UN-Vertrag soll besser vor Biopiraterie schützen

Süßmittel aus Südamerika, ein Bleich-Enzym aus Afrika: Dort sind die Kräfte der Natur seit Jahrtausenden bekannt, kommerziell ausgenutzt werden sie aber von fremden Firmen. Das soll schwerer gemacht werden.

Tausende Kosmetikartikel, Medikamente und andere Produkte werden aus Naturprodukten entwickelt. Künftig müssen Firmen bei Patentanmeldungen Herkunft von Material und Wissen veröffentlichen.
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Ein neuer UN-Vertrag soll Biopiraterie einen weiteren Riegel vorschieben. Firmen, die traditionelles Wissen und Pflanzen oder andere Organismen indigener Völker nutzen, um Produkte zu entwickeln, müssen die Herkunft künftig bei Patentanträgen offenlegen.

Es wird angestrebt, zu verhindern, dass traditionelles Wissen für Gewinnzwecke ausgenutzt wird, ohne die Einbeziehung der ursprünglichen Wissenden. Laut der UN-Organisation für geistiges Eigentum (Wipo) werden die Anliegen indigener Gruppen erstmals in einem internationalen Abkommen über Patentregelungen berücksichtigt, wie es am Freitag in Genf beschlossen wurde. Viele Menschen haben seit Jahrtausenden von diesem Wissen profitiert.

«Wir haben heute Geschichte geschrieben», sagte Wipo-Generaldirektor Daren Tang, als der Vertragstext fertig war. Über den Vertrag wurde mehr als 20 Jahre verhandelt. Er tritt in Kraft, wenn 15 der 193 Wipo-Mitgliedsländer ihn ratifiziert haben.

Wie traditionelles Wissen ausgeschlachtet wird

Es werden Tausende von Kosmetikartikeln, Medikamenten und anderen Produkten aus Naturstoffen hergestellt. Ein Beispiel dafür ist das Süßungsmittel aus der Steviapflanze, das seit jeher in Südamerika zum Süßen verwendet wird.

Der Effekt verwaschener Jeans wird durch den Einsatz von Bleichmitteln erzielt, die auf ein Enzym zurückgreifen, das unter extremen Bedingungen arbeiten kann. Dieses Enzym stammt aus Salzseen in Kenia oder Tansania in Afrika. Oftmals wurde das Wissen über die Wirkung von Pflanzen oder Organismen durch Studien erlangt und dann von Unternehmen genutzt, um Produkte zu entwickeln, ohne dass die lokalen Menschen davon profitierten.

Was der neue Vertrag leistet

Die Verwendung solcher Ressourcen ist bereits durch das internationale Übereinkommen über die biologische Vielfalt geregelt. Dennoch halten sich nicht alle daran, und viele Länder haben begrenzte Mittel, um ihr traditionelles Wissen effektiv zu schützen. Der WIPO-Vertrag wird als eine zusätzliche Möglichkeit angesehen, Gerechtigkeit herzustellen.

In Zukunft müssen Unternehmen bei der Anmeldung von Patenten die Herkunft von Material und Wissen offenlegen. Auf diese Weise können die entsprechenden Länder überprüfen, ob die Unternehmen alle erforderlichen Genehmigungen hatten und angemessene Verträge über die Nutzung abgeschlossen wurden.

dpa