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Nicht nur dicke Pötte: Meeresfische erobern den Panamakanal

Jedes Jahr rauschen rund 14.000 Schiffe durch den Panamakanal. Doch auch Fische geraten in die Wasserstraße. Für Fischer und Ökosysteme auf beiden Seiten des Kanals könnte das zum Problem werden.

Der Kanal ist eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt (Archivbild).
Foto: Matias Delacroix/AP

Seit der Erweiterung des Panamakanals im Jahr 2016 wurden deutlich mehr Salzwasserfische als zuvor im Kanal entdeckt. Dies führte zu einer spürbaren Veränderung der Fischpopulation im Süßwassersee Gatún, der Teil des Kanals ist, wie Forscher in einer Studie festgestellt haben. Insbesondere die Anzahl großer Raubfische wie dem Atlantischen Tarpun ist angestiegen.

Der Panamakanal ist eine künstliche, etwa 80 Kilometer lange Wasserstraße, die die Landenge von Panama in Mittelamerika durchquert und den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Schiffen wird somit die lange und gefährliche Fahrt um die Südspitze Südamerikas erspart. Der Gatúnsee ist ein riesiger künstlicher Stausee, der während des Baus des Kanals entstanden ist. Er beherbergt mittlerweile eine Vielzahl von Fischarten, von denen viele aus anderen Teilen der Welt eingeschleppt wurden.

Bestand der Süßwasserfische zurückgegangen 

Für die Studie verglichen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Freien Universität Berlin, des Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und der US-amerikanischen Harvard University die Zusammensetzung der Fischgemeinschaften vor (2013-2016) und nach der Kanalerweiterung (2019-2023) im See. Sie verwendeten eine Langzeitreihe wissenschaftlicher Fangdaten zu Anzahl, Biomasse und räumlicher Verteilung der Arten.

«Vor der Kanalerweiterung machten die marinen Fische nur 26 Prozent aus, nun sind es 76 Prozent der Gesamtmasse an Fischen», teilte das IGB mit. Von den marinen Arten im See stammten 18 aus dem nördlich des Kanals liegenden Atlantik und 5 aus dem Pazifik. Der Anteil der Süßwasser-Fischarten sei deutlich zurückgegangen. 

Lokale Fischerei betroffen

Mit der Erweiterung des Panamakanals im Jahr 2016 wurden laut IGB umfangreiche bauliche Veränderungen am Schleusensystem vorgenommen. Die neuen Schleusen für die Schiffsdurchfahrt sind größer als die alten. Jedes Mal, wenn ein Schiff passiert, gelangt mehr Süßwasser ins Meer und mehr Salzwasser in den Kanal als zuvor – und möglicherweise auch mehr Fische.

Jonathan Jeschke, Mitautor der Studie und Wissenschaftler am IGB und der FU Berlin, erklärte, dass das Nahrungsnetz im Gatúnsee durch die neuen marinen Fischarten enorm verändert werde. Dies habe starke Auswirkungen auf die lokale Fischerei.

Einschleppung in neue Ozeane befürchtet

Durch den Umbau steigt laut den Forschern auch das Risiko, dass einige Arten den Kanal vollständig passieren und den gegenüberliegenden Ozean besiedeln. Da die meisten der betroffenen Meeresfische Raubtiere sind und andere Fische fressen, könnte ihre Besiedelung zu Veränderungen im Ökosystem führen, wie Erstautor Gustavo A. Castellanos-Galindo erklärte.

dpa