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Oft nachts und am Wochenende: Unfälle mit E-Scootern

Unfälle mit E-Scootern führen oft zu schweren Verletzungen. Eine bundesweite Analyse zeigt eindeutige Muster. Daraus leiten Forscher konkrete Maßnahmen ab – und nehmen auch Verleiher in die Pflicht.

Unfälle mit E-Scootern führen oft zu schweren Verletzungen.
Foto: Christian Charisius/dpa

Unfälle mit E-Scootern, bei denen Menschen schwer verletzt werden, zeigen in Deutschland klare Muster: Sie ereignen sich vor allem nachts und am Wochenende. Betroffen sind meist Männer, und häufig ist Alkohol im Spiel. Dies ergibt sich aus einer Studie, die Daten solcher Unfälle in Deutschland analysiert hat.

Wie das Team um Michael Zyskowski von der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie der Technischen Universität München (TUM) im «Deutschen Ärzteblatt» berichtet, wurden im Trauma-Register der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in den drei Jahren seit 2020 insgesamt 538 Schwerverletzte durch E-Scooter-Unfälle registriert. Mehr als 83 Prozent von ihnen wurden auf Intensivstationen behandelt, 26 Menschen starben.

Oft war Alkohol im Spiel

«Kopfverletzungen wurden bei E-Scooter-Fahrenden häufiger diagnostiziert als bei Fahrradfahrenden und den anderen verglichenen Verkehrsteilnehmenden», schreibt die Gruppe. «Von den zehn häufigsten Verletzungen betrafen acht den Kopf oder das Gesicht.»

54 Prozent der Unfälle ereigneten sich nachts, die Hälfte davon auf Wochenenden. Außerdem fiel auf, dass 62 Prozent der schwer verletzten E-Scooter-Fahrer, die getestet wurden, Alkohol im Blut hatten. Bei etwa einem Drittel (35 Prozent) war der Alkoholgehalt über dem gesetzlichen Grenzwert.

Jüngere Männer sind häufig betroffen

Das mittlere Alter der Betroffenen betrug ungefähr 44 Jahre, was vergleichsweise niedrig war. Im Gegensatz dazu lag das Durchschnittsalter bei ähnlich schweren Fahrradunfällen bei knapp 55 Jahren. Außerdem waren 78 Prozent der Verletzten männlich.

«Jüngere Männer sind deutlich häufiger betroffen, wenn man die Daten mit Informationen zu Unfällen mit Fahrrädern, Autos oder zu Fuß vergleicht», wird Zyskowski in einer Mitteilung der TUM zitiert. 

Forscher raten zu konkreten Schutzmaßnahmen

Das Forschungsteam spricht sich für gezielte Schutzmaßnahmen aus: «Die Zahl der schweren Verletzungen nach E-Scooter-Unfällen müsste nicht so hoch sein», sagte Ko-Autor Frederik Hartz, ebenfalls von der TUM. So habe etwa in Australien die Einführung einer Helmpflicht für E-Roller die Zahl der Verletzungen reduziert. 

In Oslo, so hieß es weiter, sei ein nächtliches Fahrverbot für E-Roller eingeführt worden, von 23 bis 5 Uhr. In Helsinki wiederum sei die zugelassene Höchstgeschwindigkeit für E-Scooter in den Nächten am Wochenende von 25 auf 15 Kilometer pro Stunde reduziert worden. «Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen bleibt noch abzuwarten», schreibt die Gruppe.

Die Autoren betonen, gerade Leih-E-Scooter seien für konkrete Schutzmaßnahmen geeignet: Da die Geräte digital freigeben werden, könnten die Anbieter relativ einfach Maßnahmen ergreifen: «Für mehr Verkehrssicherheit wäre es sinnvoll, die Verfügbarkeit der Scooter nachts und an Unfallhotspots zu reduzieren und die Höchstgeschwindigkeit ab einer bestimmten Uhrzeit zu drosseln», sagt Zyskowski. «Außerdem könnte man Reaktionstests zu einem festen Teil des Ausleihprozesses machen, um Alkoholfahrten zu minimieren.»

dpa