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Plastikmüll ließe sich durch vier Schritte stark verringern

Plastik sammelt sich auf Müllkippen an, in der Landschaft und in Ozeanen. Damit das weniger wird, verhandeln die UN über ein globales Plastikabkommen. Forschende machen einige Vorschläge dafür.

In Ländern wie Indien, wo es oft kein gutes Abfallmanagement gibt, gelangt viel Plastikmüll in die Umwelt.
Foto: Algi Febri Sugita/ZUMA Press Wire/dpa

Plastikmüll kann entweder recycelt oder ordnungsgemäß verbrannt werden, aber oft landet er einfach in der Umwelt oder auf Mülldeponien. Eine Forschungsgruppe der University of Berkeley in den USA hat nun eine ungewöhnliche Nachricht: Mit nur vier großen Maßnahmen könnte dieser falsch entsorgte Plastikmüll um 91 Prozent reduziert werden.

Die Forscher veröffentlichen ihre Ideen kurz vor der geplanten letzten Verhandlungsrunde zu einem globalen UN-Plastikabkommen, das die wachsende Plastikverschmutzung in den Meeren und an Land stoppen soll.

Bei den Verhandlungen, die Ende November in Busan (Südkorea) anstehen, werden acht Instrumente diskutiert. Nur vier davon reichten, um den nicht verwerteten Plastikmüll drastisch zu verringern, schreibt das Forschungsteam um Samuel Pottinger in der Fachzeitschrift «Science». Auch die Treibhausgas-Emissionen durch die Herstellung von Plastik ließen sich so um ein Drittel senken.

Nichtstun verdoppelt das Problem bis 2050

Die Forscher haben durch Simulationen mit künstlicher Intelligenz festgestellt, dass sich die Menge an unzureichend verwaltetem Plastikmüll bis zum Jahr 2050 fast verdoppeln könnte, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden.

Die Umweltverschmutzung – sei es durch große Plastikflaschen und Tüten oder Mikroplastik – stellt bereits heute ein ernsthaftes Problem dar. Jedes Jahr gelangen allein etwa acht Millionen Tonnen Makroplastik und zusätzlich 1,5 Millionen Tonnen primäres Mikroplastik in die Meere. Kunststoffe sind mittlerweile in den entlegensten Polarregionen und Hochgebirgen, in allen Regionen und Tiefen der Meere sowie in den Mägen und Muskelgeweben von Tieren zu finden.

Weltregionen verbrauchen unterschiedlich viel Plastik

Die Forscher teilten die Welt für ihre Analyse in vier Regionen ein: Nordamerika (Kanada, USA, Mexiko), EU 30 (Europäische Union einschließlich Großbritannien, Schweiz und Norwegen), China und Mehrheit der Welt. Nordamerika hatte einen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 195 Kilogramm, gefolgt von der EU 30 mit 187 Kilo, China mit 138 Kilo und der Mehrheit der Welt mit nur 29 Kilo.

Die Vorhersagen für die Regionen waren sehr unterschiedlich. Die Forscher erwarten in Kürze eine Trendwende hin zu einem geringeren Plastikverbrauch für die EU 30 und um das Jahr 2030 für China. Allerdings könnte der Verbrauch in Nordamerika und in den meisten Teilen der Welt bis 2050 weiter zunehmen.

Laut der Studie belief sich der weltweite Kunststoffverbrauch im Jahr 2020 insgesamt auf 547 Millionen Tonnen – davon waren nur 14 Prozent recycelt. Und die Zahlen steigen weiter. Bis 2050 könnte der gesamte Kunststoffverbrauch bei 749 Millionen Tonnen liegen.

Es besteht die Möglichkeit, dass 121 Millionen Tonnen schlecht verwaltet werden. Laut den Forschern handelt es sich dabei um Plastikmüll, der in die Umwelt gelangt, offen abgelagert oder verbrannt wird. Dieses Missmanagement wird hauptsächlich in der Mehrheit der Weltregionen erwartet.

Hohe Recycling-Quote würde am meisten bringen

Nachfolgend haben die Forscher getestet, wie die diskutierten Maßnahmen dieses Szenario verändern würden. Sie kommen zu dem Ergebnis: Der größte Effekt wäre die Einführung einer 40-prozentigen Recycling-Quote. Es wäre auch wichtig, die Produktion von neuem Plastik auf das Niveau von 2020 zu beschränken, sowie eine hohe Verpackungssteuer und eine Investition von weltweit 50 Milliarden US-Dollar in das Abfallmanagement.

Die Studienautoren setzen ihre Hoffnungen auf das geplante Plastikabkommen. «Eine der aufregendsten Entdeckungen dieser Forschung ist, dass es tatsächlich möglich ist, die Plastikverschmutzung mit diesem Vertrag nahezu zu beenden», erklärt Douglas McCauley. «Ich bin vorsichtig optimistisch, aber wir können diese einmalige Gelegenheit nicht verspielen», ergänzte er.

Unterstützung und Kritik

Ähnlich hoffnungsvoll ist Laura Griestop von der Stiftung WWF Deutschland: «Die Verhandlungen in Busan sind eine historische Chance, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen», betont die Expertin für nachhaltige Märkte. Wie die Studienautoren geht sie davon aus, dass es eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen geben muss, um einen Durchbruch zu erzielen.

Catharina Bening, Leiterin der Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit und Technologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) hingegen bezweifelt, dass die in der Studie diskutierten Maßnahmen sich so einfach umsetzen ließen. So erreiche selbst die EU, «die absoluter Vorreiter mit ihrer Verpackungsdirektive PPWD ist», die dort vorgeschlagenen Quoten von 40 Prozent Recycling nicht. Die 40 Prozent seien also zu hoch angesetzt.

Auch Doris Knoblauch vom Ecologic Institute in Berlin meint: Weltweit werde nur sehr wenig Plastiks recycelt. «Das liegt zwar auch an fehlender Müll-Sammel- und -Trenn-Infrastruktur, aber eben auch daran, dass wir (noch) nicht die technischen Möglichkeiten haben, diverse Kunststoffe zu recyceln und im Kreislauf zu führen.»

dpa