Dem im Fall Madeleine McCann mordverdächtigen Christian B. werden in einem anderen Verfahren drei Vergewaltigungen vorgeworfen. Aber nur für eine der mutmaßlichen Taten ließ sich das Opfer ermitteln. Dieses will nun aussagen.
Prozess gegen Christian B.: Entscheidende Zeugin sagt aus
Eine wichtige Zeugin ist sie: Im Prozess wegen Vergewaltigung gegen Christian B., der auch im Fall Maddie verdächtigt wird, wird eines der mutmaßlichen Opfer in Braunschweig vor Gericht erwartet.
Die Zeugin aus Irland soll heute vor der Strafkammer des Landgerichts aussagen. Vor beinahe 20 Jahren behauptet sie, von dem Angeklagten in Portugal brutal vergewaltigt worden zu sein. Wird ihre Aussage zur Verurteilung des 47-jährigen Deutschen führen?
Der Mann soll laut Anklage in einer Juni-Nacht im Jahr 2004 über den Balkon Zugang zum Appartement der damals 20-jährigen Frau verschafft haben. Er soll maskiert und mit einem Messer bewaffnet gewesen sein, als er sie geweckt und brutal vergewaltigt hat. Große Teile des Geschehens soll er mit einer mitgebrachten Videokamera gefilmt haben. Nach der Tat soll er über den Balkon wieder geflohen sein. Der Frau gelang es, sich zu befreien und Hilfe zu holen.
Zwei mögliche Opfer können nicht ermittelt werden
Unter Beobachtern wird die Irin als entscheidende Zeugin angesehen, da sie das einzige von drei mutmaßlichen Vergewaltigungsopfern für den Prozess ist. Zeugen behaupten, zwei weitere Taten auf Videos gesehen zu haben – jedoch sind diese Aufnahmen verschwunden und potenzielle Opfer konnten nicht ausfindig gemacht werden. Darüber hinaus wird dem Angeklagten sexueller Missbrauch von Kindern in zwei Fällen vorgeworfen. Laut Anklage fanden alle Taten in Portugal statt.
Der Prozess erregt vor allem großes internationales Interesse, weil B. auch im Fall der 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage verschwundenen dreijährigen Madeleine McCann unter Mordverdacht steht. Maddie wird zwar in Braunschweig immer wieder am Rande erwähnt, ist aber offiziell nicht Gegenstand der aktuellen Verhandlung.
Der Beschuldigte macht keine Angaben zu den Anschuldigungen. Seine Verteidigung hatte jedoch zu Beginn angekündigt, dass sie erwarte, dass ihr Mandant freigesprochen werde. Die Unschuldsvermutung gilt insgesamt. Derzeit verbüßt B. eine siebenjährige Haftstrafe wegen einer anderen Vergewaltigung.
Opfer leidet unter schwerem Trauma
Dass es sich bei B. um ihren Peiniger handeln könnte, wurde der Irin durch die Berichterstattung über die Tat an der älteren US-Amerikanerin klar, für die B. derzeit einsitzt. Sie habe sich beim Lesen übergeben müssen, «weil es mich direkt wieder zu meiner Erfahrung transportiert hat», sagte die Irin im Jahr 2020 dem «Guardian». Die Zeitung «Daily Mail» zitierte die Frau mit den Worten: «Ich kann es nicht erwarten, meinem Peiniger in die Augen zu schauen und ihn vor Gericht zu sehen.»
Mit Bezug auf die Tat an der Zeugin aus Irland wurde mehrfach die Frage aufgeworfen, ob sie den Täter eventuell an einem spezifischen Merkmal wie einer Narbe oder einem Muttermal erkennen könnte. Im Sommer 2022 wurde eine erkennungsdienstliche Maßnahme, bei der entsprechende Fotos angefertigt wurden, mit Einverständnis des Angeklagten an ihm durchgeführt.