An den EU-Außengrenzen wird KI schon bei der Befragung von Einreisewilligen eingesetzt. Fachleute warnen nun.
Psychologen warnen vor Einsatz von KI bei Lügenerkennung
Fachleute warnen vor der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), um Lügen zu identifizieren. Als Beispiele nennen die Psychologin Kristina Suchotzki von der Universität Marburg und Matthias Gamer von der Uni Würzburg in der Fachzeitschrift «Trends in Cognitive Sciences» etwa Befragungen von Einreisewilligen an EU-Grenzen oder von Verdächtigen in Kriminalfällen. Eine entsprechende Technik sei bereits an EU-Außengrenzen – in Griechenland, Lettland und Ungarn – erprobt worden, sagte Suchotzki der Deutschen Presse-Agentur unter Verweis auf das europäische Projekt für Grenzkontrollen iBorderCtrl.
Generell nennen Suchotzki und Gamer verschiedene Probleme: KI’s seien eine Black Box, deren Urteile von außen nicht nachvollziehbar und daher auch nicht überprüfbar seien. Zudem bestehe das Risiko falscher Ergebnisse, und es fehle ein theoretisches Fundament, heißt es.
«Dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Lügendetektion liegt die Annahme zugrunde, dass es möglich ist, ein eindeutiges Indiz oder eine Kombination von Indizien zu identifizieren, die auf eine Täuschung hinweisen», wird Suchotzki in einer Mitteilung zur Studie zitiert. Dabei sei auch jahrzehntelange Forschung nicht in der Lage gewesen, solche Indizien zu identifizieren.
«Pinocchios Nase gibt es außerhalb von Büchern nicht», betont das Duo. Es gebe keine validen Verhaltenshinweise, anhand derer sich sicher unterscheiden lasse, ob jemand die Wahrheit sage oder nicht. Daher würden auch traditionelle Lügendetektoren, die den Wahrheitsgehalt von Aussagen aus körperlichen Reaktionen wie Blutdruck, Puls und Atmung ableiten wollen, längst als unwissenschaftlich gelten, betonen die Psychologen.