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Anstieg von Rauschgiftdelikten in Deutschland

Das BKA meldet eine Steigerung von Straftaten um 1,8 Prozent, besonders bei Kokain und Cannabis. Drogentote nehmen zu.

Kokain liegt vor dem Transport zu einer Müllverbrennungsanlage in einer Kiste. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 43 Tonnen Kokain sichergestellt (Symbolbild).
Foto: Sven Hoppe/dpa

Im letzten Jahr wurden in Deutschland mehr als 346.000 Rauschgiftdelikte erfasst, was einer Steigerung um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies teilte das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Sowohl der Konsum als auch der Handel von Drogen haben zugenommen, ebenso wie die Anzahl der sichergestellten Drogen und der Rauschgifttoten.

Teils Rekordmengen an Drogenfunden

Laut dem BKA war der Anstieg bei Delikten mit Kokain besonders stark (27,4 Prozent). Dies bedeutet einen neuen Höchststand. Im Jahr 2023 wurden allein von dieser Droge rund 43 Tonnen sichergestellt, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Täter zeigen hier eine zunehmende Gewaltbereitschaft.

Mit etwa zwei Dritteln hatten Delikte im Zusammenhang mit Cannabis den höchsten Anteil an allen erfassten Straftaten. Es wurden etwa 20,9 Tonnen Marihuana und 3,7 Tonnen Haschisch sichergestellt. Neben der Einfuhr aus dem Ausland wird Cannabis auch in teilweise großen illegalen Plantagen in Deutschland angebaut. Es wurden 450 solcher Anlagen mit einer Anbaukapazität von mindestens 20 Pflanzen entdeckt, darunter 37 Profiplantagen mit mehr als 1000 Pflanzen.

Laut dem BKA wurden auch bei den synthetischen Drogen große Mengen sichergestellt: fast 2000 Kilogramm Amphetamin, mehr als 1,1 Millionen Ecstasy-Tabletten sowie über 450 Kilogramm Metamphetamin.

Mischkonsum als Todesursache

Laut BKA ist seit 2017 die Anzahl der Drogentoten kontinuierlich gestiegen. Im letzten Jahr starben 2227 Menschen an den Folgen ihrer Sucht, fast zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Immer mehr Drogenabhängige konsumieren gleichzeitig mehrere Substanzen, und auch die Anzahl der Todesfälle durch Mischkonsum stieg stark an. Im Jahr 2023 starben 1479 Menschen an den Folgen eines solchen Konsums, was einem Anstieg von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Handel zunehmend über Messengerdienste

Der Drogenhandel werde vielfach über öffentlich zugängliche Chat-Gruppen angeleiert, später käme es dann über private Chats zu Verkaufsgesprächen. Zudem hätten sich Social-Media-Plattformen als Handelsforum etabliert, die überwiegend von jungen Leuten genutzt würden. «Ohne aktiv nach Rauschgift zu suchen, geraten diese Personengruppen frühzeitig und umfassend an professionell präsentierte Rauschgiftangebote», heißt es im Lagebericht.

Einfallstor Hafen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte, die Häfen als Einfallstore noch sicherer zu machen. «Dazu gehören engmaschige Kontrollen, hohe Wachsamkeit und effektive Korruptionsbekämpfung in den Häfen», teilte sie am Mittwoch mit. Die Kokainschwemme nach Europa zerstöre Menschen – und sorge für Milliardengewinne der Kartelle. Auch BKA-Vizepräsidentin Martina Link sieht ein Problem bei den Häfen. «Besonders wichtig ist dabei die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den lateinamerikanischen Staaten und die Verbesserung der Hafensicherheit in Europa.» Man muss nach Auffassung des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), die Lage ernst nehmen. «Dazu mahnen mehr schwerstsuchtkranke Menschen, mehr Drogentote, mehr Kokainbeschlagnahmungen im Hamburger Hafen und mehr ausgehobene illegale Drogenlabore», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse extrem wachsam sein, wie sich die Drogenlage entwickelt.

292 Millionen Drogenkonsumenten weltweit

Gemäß dem Weltdrogenbericht der UN-Drogenbehörde UNODC vom Mittwoch konsumieren weltweit 292 Millionen Menschen Drogen, was eine Steigerung um 20 Prozent gegenüber vor zehn Jahren bedeutet. Der Großteil der Konsumenten – 228 Millionen – greift zu Cannabis. In dem Bericht wurde die Legalisierung in Deutschland erwähnt, jedoch nicht bewertet. UNODC wies darauf hin, dass weltweit geschätzte 41 Prozent aller Drogensucht-Erkrankungen auf Cannabis zurückzuführen sind. Diese Substanz ist für 20 Prozent der Drogentherapien in Europa verantwortlich.

dpa