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Rechnungshof: Corona traf EU teilweise unvorbereitet

Anfang 2020 breitete sich das Corona-Virus weltweit aus. Eine der zuständigen EU-Behörden hielt die Einschleppung des Virus in die EU nur Wochen vor dem ersten Fall in der EU für nicht wahrscheinlich.

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte die Corona-Pandemie in Europa mehr als zwei Millionen Tote.
Foto: Thomas Frey/dpa

Die medizinischen Agenturen der EU waren beim Ausbruch des Corona-Virus in Europa nicht angemessen auf eine anhaltende Pandemie vorbereitet. Laut einem Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs (EuRH) hat das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zunächst den Ernst der Lage unterschätzt.

Das ECDC, das für die Erkennung und Bewertung von Gesundheitsbedrohungen zuständig ist, hatte noch am 9. Januar eine Einschätzung veröffentlicht, wonach eine Einschleppung des Virus in die EU für nicht sehr wahrscheinlich gehalten wurde. Rund zwei Wochen später gab es die ersten bestätigten Fälle in der EU. Das ECDC habe zudem erst am 12. März 2020 eingeräumt, dass unverzüglich Maßnahmen nötig seien, drei Tage nachdem Italien bereits einen nationalen Lockdown verhängt habe.

Fehlende Teststrategie

Der Rechnungshof urteilt in seinem Bericht, dass Risikobewertungen, Leitlinien und öffentliche Informationen manchmal zu spät veröffentlicht wurden. Die Arbeit des Zentrums wurde durch das Fehlen einer EU-weiten Teststrategie und eines Ansatzes zur Zuordnung von coronabedingten Todesfällen erschwert. Dies führte zu einer niedrigen Datenqualität. Die Prüfer betonen, dass zuverlässigere Methoden wie die Analyse von Viruskonzentrationen im Abwasser häufiger hätten verwendet werden können.

Laut dem Rechnungshof reagierte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im Allgemeinen gut auf die Pandemie, aber sie unterließ es, klinische Studien in der EU zu fördern.

Lehren aus der Pandemie ziehen

«Wie viele andere Einrichtungen auch wurden die medizinischen Agenturen der EU von der Wucht der sich rasch ausbreitenden Corona-Pandemie überrascht», sagt João Leão vom Europäischen Rechnungshof. Zwar hätten das ECDC und die EMA die Situation letztlich gut bewältigt, doch habe die Pandemie die bestehenden Mängel und Lücken sichtbar gemacht. Beide Einrichtungen bräuchten einen «Booster».

«Vier Jahre später müssen die aus der Pandemie gezogenen Lehren nun wirksam auf EU-Ebene umgesetzt werden, damit sich die Geschichte nicht wiederholt», sagt Leão. Einige der seitdem ergriffenen Maßnahmen, wie etwa neue Arzneimittelvorschriften, begrüßt der Rechnungshof.

Die Einführung einer dritten medizinischen Agentur hat den organisatorischen Rahmen mit sich überschneidenden Zuständigkeiten jedoch noch komplizierter gemacht. Im Jahr 2021 wurde die Europäische Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) gegründet. Laut Angaben des Rechnungshofs gab es teilweise Überschneidungen bei den Zuständigkeiten mit dem ECDC. Die Prüfer fordern daher eine enge Zusammenarbeit, um Doppelarbeit zu vermeiden.

dpa