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Riesenzecke breitet sich in Norditalien aus

Bis zu zwei Zentimeter groß sind Hyalomma-Zecken, haben Augen und verfolgen aktiv potenzielle Opfer. In Deutschland sind die Riesenzecken noch selten – in südeuropäischen Ländern sieht das anders aus.

Eine Zecke der tropischen Gattung Hyalomma - gesichtet in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis).
Foto: Susanne Mengelberg/Privat/dpa

Im beliebten italienischen Urlaubsziel Triest hat sich eine eingewanderte Riesenzecke angesiedelt, wie das Triester Stadtmuseum für Naturgeschichte mitteilte. Die Art Hyalomma marginatum ist mittlerweile im Triester Karst in beträchtlichem Maße vertreten. Die verkürzten Winter aufgrund der Klimaerwärmung haben wahrscheinlich die Ansiedlung von Hyalomma-Populationen begünstigt. Besonders betroffen ist der Osten der Provinz.

Die Zecke, die in Teilen Asiens und Afrikas vorkommt, hat gestreifte Beine und ist mit bis zu zwei Zentimetern deutlich größer als die in Deutschland am häufigsten vorkommende Zeckenart, der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Im Gegensatz zu diesem besitzt sie Augen und nähert sich aktiv ihrer Beute – und das über viele Meter.

Die Zecke mag sonnige Flächen

Der steinige Triester Karst bietet der Riesenzecke ein ideales Umfeld, wie das Triester Museum erklärt: Sie bevorzugt sonnige, offene Flächen mit kurzen Gräsern und Steinen anstelle von hohen, feuchten Gräsern – ein charakteristisches Merkmal der Karstlandschaft.

Die Entdeckung von Hyalomma in Triest ist aus italienischer Sicht nicht überraschend: Laut der Gesundheitsbehörde Istituto Superiore di Sanità handelt es sich bei Hyalomma marginatum um eine bereits weit verbreitete Art in Italien. Dies wird auch durch eine Übersicht der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC bestätigt, die aus dem vergangenen August stammt: Die Zecke ist auch in großen Teilen Portugals, Spaniens, Südfrankreichs sowie in Kroatien und Griechenland zu finden. Allerdings fehlen vielerorts Daten zum Vorkommen dieser Art.

In Deutschland tauchen regelmäßig zwei Hyalomma-Arten auf

Auch in Deutschland werden seit Jahren regelmäßig Zecken der zwei Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes gefunden – meist gelangen sie wohl mit Zugvögeln aus warmen und trockenen Gebieten des Südens in den Norden. «Wir gehen zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht davon aus, dass es in Deutschland bereits angesiedelte Populationen dieser Zeckenarten gibt, die hier fest leben», sagte Alexander Lindau von der Universität Hohenheim der Deutschen Presse-Agentur.

Die zunehmenden Temperaturen und die niedrigere Luftfeuchtigkeit könnten jedoch dazu führen, dass langfristig auch in Deutschland eine Hyalomma-Population entsteht, wie es vom Robert Koch-Institut (RKI) berichtet wird.

Überträger von Krim-Kongo-Fieber und Zecken-Fleckfieber

Hyalomma-Zecken können Krankheiten wie Krim-Kongo-Fieber und Zecken-Fleckfieber übertragen. Laut Analysen der Universität Hohenheim trägt fast jede zweite in Deutschland gefundene Hyalomma-Zecke den Erreger des Zecken-Fleckfiebers. Bisher gibt es jedoch nur einen Verdachtsfall aus dem Jahr 2019, bei dem ein Mann aus Nordrhein-Westfalen nach dem Stich einer Hyalomma-Zecke vermutlich an Zecken-Fleckfieber erkrankte, wie Lindau berichtet.

Die Infektion, die durch bestimmte Bakterien – Rickettsien genannt – verursacht wird, ist typisch für einen Hautausschlag, der der Krankheit ihren Namen gab. Bisher wurde in Deutschland keine Zecke mit dem Erreger des Krim-Kongo-Fiebers gefunden, das potenziell tödliche Blutungen verursachen kann.

Experte rechnet mit starkem Zeckenjahr in Deutschland

Insgesamt sind derzeit 27 Hyalomma-Arten beschrieben, wie Lindau sagte. Hyalomma marginatum sei besonders im südlichen Mittelmeerraum verbreitet, Hyalomma rufipes besonders in den trockenen Regionen Afrikas, südlich der Sahara, sowie in der Region am Roten Meer. «Teilweise gibt es auch Vorkommen in Ägypten und Tunesien.»

Deutschland steht dem Experten zufolge womöglich ein recht starkes Zeckenjahr bevor. Aktuell gebe es an trockeneren und warmen Tagen eine sehr hohe Zeckenaktivität. «Wir gehen daher davon aus, dass dies über das Jahr hinweg erhalten bleiben wird.»

dpa