Massenkorallenbleiche und Riffplünderer setzen dem Ökosystem schwer zu. Besorgniserregende Entwicklung mit starken Schwankungen in der Korallenbedeckung.
Great Barrier Reef verliert dramatisch an Farbe und Korallen, Hauptursache ist Klimawandel
Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens hat im vergangenen Jahr so viele Korallen verloren wie noch nie seit Beginn der Messungen vor fast 40 Jahren – zumindest in zwei der drei untersuchten Regionen. Die Korallenbedeckung sank dramatisch.
Laut dem Jahresbericht des Australian Institute of Marine Science (AIMS) war die Hauptursache im vergangenen Jahr eine durch den Klimawandel ausgelöste Massenkorallenbleiche. Aber nicht nur die Hitze belastet die Korallen.
Auch tropische Wirbelstürme und gefräßige Dornenkronenseesterne – stachelige Riffplünderer, die sich bevorzugt von Steinkorallen ernähren – bereiteten dem Ökosystem große Probleme. Bei massivem Auftreten dieser Tiere können sie ganze Riffabschnitte innerhalb kurzer Zeit kahlfressen.
«Gestresstes Ökosystem»
Der südliche Abschnitt des Riffs zwischen Proserpine und Gladstone war am stärksten von den Verlusten betroffen, wobei die Hartkorallenbedeckung um fast ein Drittel sank – von rund 39 auf 27 Prozent. In der nördlichen Region (Cape York bis Cooktown) betrug der Rückgang rund 25 Prozent, im zentralen Abschnitt (Cooktown bis Proserpine) immerhin noch knapp 14 Prozent.
Die Entwicklung sei besorgniserregend, sagte AIMS-Programmleiter Mike Emslie. «Wir beobachten seit rund 15 Jahren eine zunehmende Volatilität beim Korallenbewuchs», betonte der Experte. Die Werte schwankten inzwischen stark – zwischen Rekordtiefs und -hochs in kurzer Zeit. «Das deutet auf ein gestresstes Ökosystem hin.»
Besonders betroffen seien Arten der Gattung Acropora, hieß es. Diese würden zwar schnell wachsen, seien aber extrem anfällig für äußere Einflüsse. So hatten sich diese Korallen zwischen 2017 und 2024 in vielen Riffen zunächst erholt – nun zählen sie zu den am stärksten geschädigten Blumentieren.
Für den Bericht wurden zwischen August 2024 und Mai 2025 Beobachtungen an 124 Korallenriffen analysiert. Bei den meisten (77) lag der Korallenbewuchs zwischen 10 und 30 Prozent, 33 Riffe wiesen einen Anteil zwischen 30 und 50 Prozent auf. Lediglich zwei Riffe erreichten Werte von über 75 Prozent, während zwei weitere unter 10 Prozent lagen.
Korallenbleichen entstehen, wenn Korallen unter Hitzestress die Algen abstoßen, die ihnen Nahrung und Farbe liefern. Dies führt zu kalkweißen Korallenskeletten, was auf geschwächte Korallen hinweist. Wenn die hohen Wassertemperaturen anhalten, können sie sich nicht erholen und sterben ab.
Kaum noch Erholungsphasen zwischen den Bleichen
Laut AIMS-Chefin Selina Stead war die Bleiche 2024 Teil eines globalen Massenkorallensterbens, das bereits 2023 auf der Nordhalbkugel begonnen hatte. Zum ersten Mal war ein einzelnes Bleichereignis nahezu alle Korallenriffe in Australien betroffen – auch die in Westaustralien. Gleichzeitig handelt es sich um die fünfte großflächige Korallenbleiche am Great Barrier Reef seit 2016 – und um die mit der bisher größten Ausdehnung. Für die Forscher ist dies ein düsterer Meilenstein.
Laut Stead ist es besonders besorgniserregend, dass die Abstände zwischen solchen Ereignissen kürzer werden. „2024 und 2025 war das Riff zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts in zwei aufeinanderfolgenden Jahren massiv betroffen.“
Weltnaturerbe als Heimat für unzählige Arten
Das Great Barrier Reef ist ein Naturwunder von enormem Ausmaß: Mit einer Länge von über 2.300 Kilometern und mehr als 3.000 Einzelriffen handelt es sich um das größte Korallenriffsystem der Welt. Es verläuft entlang der Küste von Queensland und beherbergt etwa 400 Korallenarten, rund 1.500 Fischarten und zahlreiche weitere Meeresbewohner.
Seit 1981 ist das Riff ein UNESCO-Weltnaturerbe. Experten warnen seit Langem davor, dass das sensible Ökosystem durch den Klimawandel, Umweltverschmutzung und Massentourismus gefährdet ist.