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Humanoide Roboter messen sich bei Halbmarathon in Peking

Roboter starten langsam und mit Zeitstrafen, während Menschen souverän ins Ziel kommen. China demonstriert technologische Exzellenz.

Der Humanoid «Tiangong» kam als erster Roboter ins Ziel, weit abgeschlagen vom schnellsten Menschen.
Foto: Johannes Neudecker/dpa

Ein Sportereignis als Blick in die Zukunft? In Peking haben sich mehrere humanoide Roboter bei einem Halbmarathon mit Menschen gemessen. Die 21,0975 Kilometer lange Laufstrecke führte durch den Pekinger Stadtteil Yizhuang. 20 Unternehmen und Forschungseinrichtungen beteiligten sich mit ihren Modellen, die unter anderem die Regel erfüllen mussten, zwei Beine zu haben.

Einige Roboter blieben bereits beim Start stehen, wie in einer Übertragung des chinesischen Staatsfernsehens zu sehen war. Andere liefen so langsam, dass ihre Erbauer sie überholen konnten. Laut den Angaben des Veranstalters hatten sich neben den Robotern mehr als 10.000 Menschen für den Lauf angemeldet.

Die Laufstrecke der Roboter wurde durch Absperrungen von der ihrer menschlichen Konkurrenten getrennt. Zusätzlich galten spezielle Regeln: Ingenieure durften bei ihren Hightech-Schützlingen nachjustieren, die sonst nicht ins Ziel gekommen wären. Allerdings wurden dafür Zeitstrafen verhängt.

Alles nur Show?

Wenig überraschend kam nach 1 Stunde 11 Minuten und 07 Sekunden ein Mensch und kein Roboter ins Ziel. Der schnellste Humanoid war «Tiangong» mit 2 Stunden 40 Minuten und 24 Sekunden. Ein zweiter Roboter folgte knapp eine Stunde danach. War der groß angekündigte und laut Veranstaltern weltweit erste Halbmarathon mit Robotern also nicht mehr als ein PR-Stunt? 

«Generell testet so ein Wettbewerb natürlich die Einsatztauglichkeit von Humanoiden», sagt Expertin Maren Bennewitz von der Universität Bonn. Dies gelte nicht nur für die Hardware, sondern auch für die Software, erklärt die Professorin, die in Bonn an humanoiden Robotern forscht. Bei so einem Wettbewerb sei es eine der Herausforderungen, dass der Roboter seine Umgebung, also den Untergrund sowie die anderen Wettbewerbsteilnehmer, wahrnimmt und darauf reagiert. 

«Der Halbmarathon in Peking ist meines Erachtens eindeutig eine PR-Aktion, um die technologische Exzellenz Chinas in diesem Bereich zu demonstrieren», sagt Daniel Rixen, Professor für angewandte Mechanik an der Technischen Universität München. Er vergleicht ihn mit der Formel 1, die Fähigkeiten moderner Technologie im Automotive-Bereich zur Schau stellt. 

Kräftemessen zwischen USA und China

Laut Rixen liegen die Herausforderungen darin, dass die Roboter energetisch effizient sind und über gute Energiequellen verfügen müssen, um am Halbmarathon teilzunehmen. Die Komponenten müssen robust sein und den hohen dynamischen Belastungen standhalten können. Darüber hinaus muss die Bewegung des Roboters so geplant und gesteuert werden, dass er autonom einem Pfad folgt, ohne zu stürzen.

Der Lauf ist eine Botschaft an den Hauptkonkurrenten USA im Technologiesektor. Derzeit kämpfen Peking und Washington einen harten Zollstreit aus. Unternehmen wie Figure AI, Tesla, Agility oder Boston Dynamics aus den USA konkurrieren im Bereich Humanoid-Robotik und arbeiten an komplexen Bewegungen und kognitiven Fähigkeiten im Bereich Künstliche Intelligenz.

China möchte jedoch im Bereich der Technologie zeigen, dass es führend ist. Laut Rixen hat China einen technologischen Vorsprung bei Humanoiden erreicht. Dies sei das Ergebnis einer äußerst aktiven Industrie, die in der Lage sei, hochmoderne Humanoide zu einem niedrigen Preis zu produzieren.

Humanoide: Ein Zukunftsgeschäft? 

Der Markt für Roboter verspricht in den kommenden Jahrzehnten Hunderte Milliarden US-Dollar wert zu werden. Wie die «Financial Times» jüngst berichtete, gehen Analysten großer Banken davon aus, dass die jährlichen Verkäufe von Robotern bis 2050 bis zu 50 Millionen Stück erreichen könnten. 

In Zukunft sollen Roboter nützliche Aufgaben erledigen. Chinas Firmen erproben Humanoide bereits als Arbeiter in Fabriken oder Lagern. Start-ups wie Unitree, AgiBot, Engine AI, Fourier oder UBTech, arbeiten mit solchen und anderen Robotern. Unitree will etwa mit dem staatlichen Autobauer Great Wall Motor bei einer Integration von Robotik in der Autoindustrie zusammenarbeiten. Die beiden Firmen wollen in Geländewagen «Roboterhunde» einbauen, die Ausrüstung transportieren könnten, wie Great Wall Motor mitteilte.

So mischt Chinas Regierung mit 

Der Fortschritt in der Roboter-Technologie ist staatlich gewollt. Für 2025 schrieb sich Peking die Entwicklung des Bereichs in ihren Arbeitsbericht. Schon zu Jahresbeginn hatte der technologische Durchbruch des chinesischen KI-Unternehmens DeepSeek für viel Beachtung gesorgt. Nun will Peking auch mehr Geld für Zukunftsindustrien wie «verkörperte KI» schaffen, hatte die Regierung zum Volkskongress im März verkündet.

Peking will seine eigenen Landsleute mit dem inspirieren, was es sich auf die Fahnen geschrieben hat. Im Januar ließ Chinas führendes Unternehmen Unitree bei der großen Frühlingsfest-Gala eine Gruppe von Robotern des Typs H1 vor Hunderten Millionen Fernsehzuschauern einen Volkstanz aufführen.

Seitdem feiert die staatliche Propaganda regelmäßig Erfolge von Robotern. In einem Park eines Pekinger Randbezirks patrouilliert die Polizei mittlerweile mit vierbeinigen, hundeartigen Robotern. Die mit Multispektralkameras und hochpräzisen Sensoren ausgestatteten Maschinen, seien die «jüngste Innovation in Pekings laufenden Bemühungen um den Aufbau einer intelligenten Stadt», schreibt die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

dpa