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Saudi-Arabien: Mehr als 1300 Hitze-Tote bei Hadsch

Millionen Muslime nehmen jedes Jahr für den Hadsch Gluthitze und Gedränge auf sich. Die Wallfahrt endete dieses Jahr erneut tragisch – auch, weil viele nicht offiziell als Pilger nach Mekka reisten.

In diesem Jahr nahmen rund 1,8 Millionen Pilger an der Hadsch teil.
Foto: Rafiq Maqbool/AP/dpa

Während des Hadsch in Saudi-Arabien sind laut offiziellen Angaben 1301 Menschen aufgrund extremer Hitze gestorben. Der saudische Gesundheitsminister Fahad Al-Dschaladschel teilte am Sonntagabend mit, dass es sich bei der großen Mehrheit der Toten um nicht registrierte Pilger handelte.

Weiterhin ist unklar, aus welchen Ländern wie viele der Opfer stammten. Die Regierungen einiger arabischer Länder gaben an, dass viele Pilger anscheinend mit einem normalen Touristenvisum anstelle eines speziellen Pilgervisums nach Saudi-Arabien gereist waren. Nicht registrierte Pilger haben normalerweise keinen Zugang zu den Unterkünften und Transportdiensten, die für Pilger vorgesehen sind.

Viele Tote hätten keine Ausweisdokumente bei sich gehabt, weshalb es dauere, bis sie identifiziert seien und deren Familien informiert werden könnten, sagte der saudische Gesundheitsminister im Staatsfernsehen Al-Ekhbariya. «Die unregistrierten Pilger liefen über lange Strecken unter der Sonne ohne Schutz und Pause. Einige von ihnen waren älter und einige andere hatten chronische Krankheiten.»

Arabische Länder ziehen Konsequenzen

Am Wochenende wurden in vielen Ländern mit muslimischer Bevölkerung Tote beim Hadsch gemeldet, darunter Indonesien, Indien, Jordanien, Malaysia, Senegal und Pakistan. Einigen Berichten zufolge waren viele der Toten nicht als Pilger registriert. Daraufhin haben bereits einige Länder Konsequenzen gezogen.

Spezielle Teams aus Ägypten wurden zuerst nach Mekka geschickt, um nach Vermissten zu suchen. Darüber hinaus wurde angeordnet, dass die Lizenzen von 16 Reiseveranstaltern entzogen werden, die angeblich illegal Reisen für nicht registrierte Pilger nach Saudi-Arabien organisiert haben.

Auch in Jordanien wurden laut der Nachrichtenagentur Petra Ermittlungen eingeleitet, um «die Umstände rund um die Reisen jordanischer Bürger nach Saudi-Arabien» aufzuklären. Tunesiens Präsident Kais Saied ging noch einen Schritt weiter und entließ seinen Minister für religiöse Angelegenheiten, Brahim Schaibi. 

Wallfahrt in Gluthitze

Die heiligen Stätten in Saudi-Arabien sind für Muslime von großer Bedeutung, da sie als Geburtsort des Islam gelten. Besonders wichtig ist die Heilige Moschee mit der Kaaba in Mekka, die gemäß muslimischen Ritualen von jedem Hadsch-Pilger umrundet werden sollte. Die Wallfahrt zählt zu den fünf Grundpflichten des Islam. Jeder, der es sich leisten kann und körperlich dazu in der Lage ist, sollte mindestens einmal im Leben die Reise dorthin unternehmen. Einige Muslime pilgern mehrmals nach Mekka.

In diesem Jahr haben ungefähr 1,8 Millionen Pilger teilgenommen, im Vorjahr waren es etwa 2 Millionen. Der Hadsch findet immer im letzten Monat des islamischen Kalenders statt – dieses Jahr begann die Wallfahrt am 14. Juni und endete am vergangenen Dienstag, wobei einige Pilger noch am Mittwoch Rituale vollzogen.

In der Wüste Saudi-Arabiens herrscht um diese Jahreszeit eine sengende Hitze, tagsüber steigen die Temperaturen auf etwa 50 Grad Celsius. Die Behörden hatten die Pilger aufgefordert, Sonnenschirme zu benutzen, sich zur extrem heißen Mittagszeit nicht im Freien aufzuhalten und ausreichend Wasser zu trinken.

Immer wieder tödliche Zwischenfälle

Die Wallfahrt von Menschenmassen in Gluthitze führt immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen. Im Jahr 2015 sollen hunderte Menschen im Gedränge eines Steinwurf-Rituals nahe Mekka zerquetscht oder erstickt sein. Dies führte zu regionalen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, da die meisten Todesopfer Iraner waren.

Einige Wochen zuvor stürzte ein Baukran während der Vorbereitungen für die Hadsch bei starkem Wind in die Heilige Moschee in Mekka. Über 100 Menschen verloren ihr Leben.

Im Tal von Mina nahe Mekka brach 1997 ein Großbrand bei den Pilgerzelten aus und forderte über 300 Tote. Im Jahr 1990 waren im selben Bereich mehr als 1400 Menschen gestorben, als die Belüftung in einem überfüllten Fußgängertunnel versagte und Panik ausbrach.

dpa