Ursache liegt im Upwelling-Effekt, der salzhaltigeres und sauerstoffarmes Tiefenwasser an die Küste drückt. Ministerium schließt Seuche als Ursache aus.
Experten vermuten: Sauerstoffmangel verursacht Fischsterben an der Ostseeküste

Das Fischsterben an der Ostseeküste bei Rostock wird von Experten wahrscheinlich auf Sauerstoffmangel zurückgeführt. Der Schweriner Umweltminister Till Backhaus (SPD) nannte den sogenannten Upwelling-Effekt als wahrscheinlichste Ursache.
Dabei werde Oberflächenwasser durch starke ablandige Winde von der Küste weggedrückt. Dadurch laufe salzhaltigeres und deshalb schwereres und oftmals sauerstoffarmes Tiefenwasser vom Meeresgrund nach und gelange bis in den Küstenbereich. «Vor allem die am Meeresboden lebenden Fischarten geraten so in „Atemnot“. Wenn diese Fische nicht ausweichen können, weil dieses Tiefenwasser sie an die Küste drängt, verenden sie durch Ersticken», erläuterte Backhaus laut Mitteilung.
Fischfang vorsichtshalber untersagt
Gemäß dem Ministerium wurden über das vergangene Wochenende viele tote Fische an den Ostseestränden von Nienhagen, Warnemünde und Markgrafenheide gefunden. Aus Vorsichtsmaßnahmen war es den Fischern in dem betroffenen Bereich untersagt, Fische zum Verzehr zu fangen. Das örtliche Gesundheitsamt hatte auch vom Baden abgeraten. Es wurde auch ein Krisenstab eingerichtet.
Untersuchungen des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Rostock haben ergeben, dass eine Seuche als Ursache für das Fischsterben ausgeschlossen werden kann. Die Sektion der Fische und die rückstandschemische Untersuchung auf etwa 420 Wirkstoffe waren unauffällig, wie Backhaus erklärte.
Minister: Sauerstoffmangel menschengemacht
Der Minister betonte, dass der Sauerstoffmangel im Tiefenwasser menschengemacht sei. Die Nährstoffüberfrachtung der Ostsee und der durch den Klimawandel bedingte Temperaturanstieg förderten eine hohe Biomasseproduktion vor allem durch Algen. «Beim Absinken und mikrobiologischem Abbau der Biomasse wird der Sauerstoff im Wasser verbraucht, so dass die Wasserschichten über dem Meeresgrund in einen sauerstoffarmen bis sauerstofffreien Zustand geraten.»
Laut Backhaus gelangen zusätzliche Nährstoffe unter anderem aus der Landwirtschaft über Gewässer in die Ostsee. Gerade im Herbst spitzt sich die Situation zu, so dass solche Upwelling-Ereignisse und Fischsterben immer wieder auftreten können.
Laut der Stadt Rostock gab es das letzte Fischsterben in diesem Küstenabschnitt im Oktober 2020 am Warnemünder Strand. Auch damals wurde Sauerstoffmangel als Ursache genannt.