Wegen zwei mit Mpox infizierten Kindern schließt eine Schule in der Nähe von Köln. Wie groß ist das Risiko einer Übertragung?
Schulschließung wegen Mpox – Was bedeutet das?
Zwei Kinder aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis bei Köln sind mit Mpox-Viren infiziert, daher wird eine Schule vorsorglich geschlossen. Gibt es Anlass zur Besorgnis? Antworten auf wichtige Fragen.
Warum bleibt die Schule zu?
Es ist eine Vorsichtsmaßnahme. Der Kreis begründete den Schritt damit, enge Kontakte zwischen Schülerinnen und Schülern zu vermeiden und somit eine mögliche weitere Verbreitung des Erregers zu verhindern. Die Schüler der Förderschule in Rösrath werden bis Freitag Fernunterricht erhalten. Anschließend beginnen die Weihnachtsferien, die in Nordrhein-Westfalen bis zum 6. Januar dauern.
Vorher wurde bei vier Mitgliedern einer Familie, die im Rheinisch-Bergischen Kreis lebt, eine Infektion mit der neuen Variante des Mpox-Virus, der sogenannten Klade 1b, festgestellt. Die Familie befindet sich in Quarantäne. Der Krankheitsverlauf wurde bisher als mild beschrieben. Es wurden vorerst keine weiteren Ansteckungen bekannt.
Bei Klade 1b scheinen wahrscheinlich schwerere Krankheitsverläufe häufiger aufzutreten als bei der bereits seit längerem verbreiteten Klade 2b, und sie soll ansteckender sein. Allerdings gibt es bisher keine gesicherten Angaben dazu. Klade-1-Infektionen wurden bisher hauptsächlich in Zentralafrika beobachtet.
Sind Schulschließungen sinnvoll?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in ihren gerade veröffentlichten Richtlinien zu Mpox und Schulen keine Schulschließungen. «Man kann sehr viel tun, um die Verbreitung von Mpox zu verhindern», sagte die amtierende WHO-Direktorin für den Umgang mit Pandemiebedrohungen, Maria van Kerkhove. Das Virus verbreite sich nur bei engem körperlichem Kontakt, es sei nicht zu vergleichen mit Viren, die sich wie das Coronavirus über die Luft verbreiten.
In den Richtlinien wird empfohlen, Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln zu befolgen. Es sollte vermieden werden, Körperkontakt zu haben, und auch das Teilen von Materialien durch Schülerinnen und Schüler. Tische und andere oft berührte Flächen sollten regelmäßig desinfiziert werden, und das Reinigungspersonal sollte Handschuhe tragen. Feuchtes Wischen ist besser als Staubsaugen.
Welche Symptome entwickeln Menschen mit Mpox?
Die Symptome umfassen einen charakteristischen Hautausschlag und Schleimhautschädigungen, die etwa zwei bis vier Wochen dauern können. Zusätzlich treten häufig allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen auf.
Laut dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) heilt Mpox von selbst, die meisten Menschen erholen sich innerhalb einiger Wochen. Bei der Therapie werden nur die Symptome behandelt. Es ist wichtig, bakterielle Superinfektionen zu verhindern. Tödliche Verläufe sind in Ländern mit guten Behandlungsstandards selten. Schwere Krankheitsverläufe sind laut BNITM vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen möglich.
Die Inkubationszeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit dauert 5 bis 21 Tage. Infizierte können mehrere Wochen lang ansteckend bleiben.
Wie kann man sich infizieren?
Mpox sind weniger ansteckend als Atemwegskrankheiten. Der Hauptübertragungsweg ist der Haut-zu-Haut-Kontakt. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) erfolgt die Übertragung hauptsächlich durch engen Kontakt wie intensives Umarmen oder Küssen. Besonders ansteckend sind Personen mit Ausschlag, Wunden oder Schorf. Erkrankte sind erst nicht mehr ansteckend, wenn alle Wunden abgeheilt sind und sich eine neue Hautschicht gebildet hat.
Eine Übertragung von Mpox ist – seltener – auch über Handtücher oder eine von einem Infizierten berührte Oberfläche möglich. In unmittelbarer Nähe eines Erkrankten kann auch eine Übertragung über Tröpfchen möglich sein, wie es beim RKI heißt.
Sind Kinder besonders gefährdet?
Erfahrungen aus Ländern, die stark von Mpox betroffen sind, zeigen, dass Säuglinge, Kinder unter acht Jahren, Kinder mit Immunschwäche sowie Kinder mit Hauterkrankungen besonders gefährdet sind, schwer zu erkranken. Mögliche Komplikationen umfassen Gehirnentzündung, Lungenentzündung, Blutvergiftung, Blutungen und zusätzliche bakterielle Infektionen, wie es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) heißt.
Laut der WHO kann das Virus während einer Schwangerschaft oder bei der Geburt auf das Baby übertragen werden. Dies kann lebensbedrohlich für den Fötus oder das Neugeborene sein.
Gibt es eine Impfung und wer sollte sich impfen lassen?
Ja, es gibt einen Impfstoff. Er reduziert das Risiko, dass die Krankheit ausbricht und mildert den Krankheitsverlauf. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung jedoch nur bei erhöhtem Ansteckungsrisiko bis zu 14 Tage nach Kontakt zu infizierten Personen sowie für Personen, die ein erhöhtes Risiko haben, in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld mit dem Erreger in Kontakt zu kommen.
Eine Empfehlung für Reiseimpfungen seitens der Stiko, der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) oder des Auswärtigen Amts existiert momentan nicht. Es bestehen auch keine Reisebeschränkungen, selbst in stärker betroffenen Ländern wie dem Kongo wird das Risiko einer Infektion für Touristen als gering eingeschätzt.
Können auch Kinder geimpft werden?
Laut der Stiko ist der empfohlene Impfstoff in Europa ab 18 Jahren zugelassen. Es gibt bisher keine Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern, so die BZgA. Trotzdem kann der Impfstoff in begründeten Ausnahmefällen auch bei Kindern eingesetzt werden, wenn sie mit dem Mpox-Virus in Kontakt gekommen sind.
Wie ist die aktuelle Situation in Deutschland?
Laut der BZgA steht das bisherige Auftreten von Mpox in Deutschland im Zusammenhang mit den Ausbrüchen, die seit etwa Mai 2022 viele Länder weltweit betreffen. Sie gehen auf die Klade 2b zurück.
Ein erster Fall von Mpox der Klade 1a wurde Mitte Oktober in Köln bestätigt. Der 33-jährige Patient hatte sich vermutlich in einem ostafrikanischen Land angesteckt und wurde als gesund entlassen. Laut dem Rheinisch-Bergischen Kreis gehen die vier nun erfassten Fälle wahrscheinlich auf die Reise eines Familienmitgliedes mit engen Kontakten zur einheimischen Bevölkerung in Afrika zurück.
Von Klade 2b wurden bereits etwa 3.800 Fälle bundesweit vom RKI erfasst, wovon der Großteil (ungefähr 3.700) von Frühsommer bis Herbst 2022 stammt. Seit Sommer 2023 werden kontinuierlich Fallzahlen im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat gemeldet. Es gab bisher keine Todesfälle in Deutschland.