Deutschland auf Platz 12, Proteste gegen Israel, Ersatz-Trophäe für Nemo, Greta Thunberg abgeführt
Schweiz gewinnt ESC-Chaos mit "The Code"
Draußen Demonstranten und Festnahmen, drinnen Buhrufe und Grölen: In einem Eurovision Song Contest (ESC) am Rande des Chaos hat die Schweiz zum ersten Mal seit 1988 gewonnen. Deren Act Nemo erhielt mit dem Lied «The Code» die meisten Punkte, wie in der Liveshow in Malmö bekannt gegeben wurde. Nemo (24) zerbrach nach dem Sieg den Preis versehentlich auf der Bühne und bekam eine Ersatz-Trophäe. Deutschland landete mit dem Sänger Isaak in der Nacht zum Sonntag auf dem 12. Platz von 25 Finalisten. «Ich bin sehr happy. Ich bin super happy, super stark», sagte der 29-Jährige.
Im Verlauf des Abends wurde das ESC-Finale immer wieder von lauten Buhrufen gestört. Die Proteste richteten sich gegen das Teilnehmerland Israel und die Entscheidung der Ausrichter, den niederländischen Teilnehmer Joost Klein (26) für das Finale zu disqualifizieren. Klein wurde am Samstag kurzfristig ausgeschlossen.
Laut Angaben des niederländischen Fernsehsenders Avrotros gab es Vorwürfe, dass er eine aggressive Geste gegenüber einer Kamerafrau gezeigt habe. Der niederländische öffentlich-rechtliche Rundfunk reichte eine offizielle Beschwerde gegen diese Entscheidung ein. Vor Beginn der traditionellen Punktevergabe der Jurys aus den 37 ESC-Ländern erntete ESC-Chef Martin Österdahl laute Buhrufe und unzufriedenes Raunen aus dem Publikum.
ESC überschattet von israelfeindlichen Protesten
Die israelfeindlichen Proteste vor und in der Halle überschatteten hauptsächlich den Abend. Sie waren eine Reaktion auf die Entscheidung der Veranstalter, Israel trotz des Gaza-Krieges antreten zu lassen.
Polizisten führten die Klimaaktivistin Greta Thunberg (21), deren Mutter vor 15 Jahren mal beim ESC für Schweden den 21. Platz holte, mit anderen Demonstrierenden vom Platz vor der Arena ab, nachdem sich dort die Stimmung aufgeheizt hatte.
Bei ersten Demonstrationen am Abend hatte die Polizei die Haltung unter den 6000 bis 8000 Teilnehmern noch als «friedlich» beschrieben – bei der deutlich kleineren Versammlung vor der Halle griffen die Einsatzkräfte dann jedoch stärker durch und sperrten den Platz ab. Mehrere Menschen wurden draußen wegen Störungen festgenommen.
Auch während der gesamten Veranstaltung gab es immer wieder Protestrufe gegen den Act aus Israel. Die Störversuche zogen sich durch den ganzen Abend. Schon als die israelische Sängerin Eden Golan (20) beim Einlauf der Nationen die Bühne betrat, waren Pfiffe in der Halle zu hören.
Pfiffe und Buhrufe für Eden Golan
Beim Vortragen ihres Liedes «Hurricane» musste Golan später wieder zahlreiche Pfiffe und laute Buhrufe über sich ergehen lassen. Unruhe erfasste kurz den Saal. Der Jubel des Publikums überwog jedoch klar. Die Buhrufe wurden dann noch einmal lauter, als zu der Punktevergabe der israelischen Jury geschaltet wurde.
Der israelische Außenminister Israel Katz stärkte kurz vor Beginn der Finalshow Eden Golan den Rücken. «Eden stellt sich stolz enormem Hass und Antisemitismus entgegen», schrieb Katz auf der Plattform X. «Heute zeigen wir allen Hatern, wer vorangeht.» Deutschlands Fernsehpublikum vergab beim Televoting die Höchstpunktzahl 12 an Israel.
Der Musiker Baby Lasagna aus Kroatien wurde mit dem Lied «Rim Tim Tagi Dim» Zweiter in der Gesamtplatzierung, es folgten die Ukraine, Frankreich und Israel. In Anspielung auf das Missgeschick mit dem Preis sagte Nemo: «Die Trophäe kann repariert werden – vielleicht braucht der ESC auch ein kleines bisschen Instandsetzung.»