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Science statt Fiction: Wie Mars-Fotos mit Mythen aufräumten

Fiktion trifft Realität: Mit der Vorstellung von Marsmännchen war es spätestens 1965 vorbei. Damals sendete die US-Sonde «Mariner 4» erstmals Bilder vom roten Planeten.

Imposant, aber von der Größe nur ein Bruchteil des Originals: Die Installation «Mars» mit sieben Meter Durchmesser wurde in Großbritannien ausgestellt (Archivfoto).
Foto: Andrew Matthews/PA Wire/dpa

«Is there life on Mars?»: David Bowie war 1971 mit seiner Frage im gleichnamigen Song etwas spät dran. Denn damals war längst klar: Leben existiert auf dem Mars nicht in der Art, wie es lange Zeit erwartet worden war. Die US-Sonde «Mariner 4» hatte in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 1965 erstmals Bilder vom roten Planeten zur Erde geschickt und damit vor 60 Jahren Spekulationen und Mythen zunichtegemacht.

Wasserkanäle und Leben: Was über den Mars spekuliert wurde

Vor den ersten Bildern kursierte die Idee, der Mars sei von lebenden Wesen bewohnt. Diesen Gedanken befeuerte Giovanni Schiaparelli im Jahr 1877 durch eine sensationelle Entdeckung: Durch sein Fernrohr sah der italienische Astronom nicht nur vermeintliche Meere, sondern auch Strukturen, die diese verbinden sollen. Er nannte sie «Canali». Diese angeblichen Kanäle wurden fälschlicherweise als künstliche Anlagen interpretiert – ein gefundenes Fressen für alle, die an eine Zivilisation auf dem Mars glaubten.

Eine Annahme besagt, dass dort, wo Wasser ist, auch Leben existiert. Aufgrund vermuteter Wasserstraßen glaubten viele, dass der Mars möglicherweise eine ähnliche Atmosphäre und Oberfläche wie die Erde haben könnte. Es wurde spekuliert, dass es auf dem Mars möglicherweise Lebensformen wie Pflanzen und Tiere geben könnte. Der US-amerikanische Hobby-Astronom und Millionär Percival Lowell war einer der einflussreichsten Verfechter dieser Ansicht, der diese Idee an der Wende zum 20. Jahrhundert weiter vorantrieb.

Die Vorstellung erreichte schnell die Literatur. Werke wie «Der Krieg der Welten» (1898) von H.G. Wells oder die John Carter-Reihe (ab 1912) von Edgar Rice Burroughs zeichneten ein Bild von außerirdischen Lebensformen und abenteuerlichen Erkundungen auf dem Mars.

Staub und Sand: «Mariner 4» zeigte die wahre Mars-Oberfläche

Später erkannten Wissenschaftler und Schriftsteller, dass es keine Marsmännchen gibt. Allerdings konnten sie sich vor dem Start der ersten Marssonden immer noch einfache Lebensformen wie Pflanzen auf unserem Nachbarplaneten vorstellen.

Doch vor genau 60 Jahren war es mit den Mythen um den Mars vorbei. Nach einigen Fehlschlägen schaffte es «Mariner 4» nach einer achtmonatigen Reise als erste Sonde, am Mars vorbeizufliegen und dabei Bilder aufzunehmen. Eine Fernsehkamera an Bord löste in der Nacht zum 15. Juli 1965 insgesamt 22 Mal aus. Die Übertragung nur eines der noch recht unscharfen Bilder dauerte nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa bis zu zehn Stunden.

Die Bilder markierten einen bedeutenden Fortschritt, auch wenn die Nasa nur etwa ein Prozent der Marsoberfläche fotografierte. Trotzdem lösten sie auf der Erde gemischte Gefühle aus. Die ersten digitalen Aufnahmen eines fremden Planeten präsentierten keine Anzeichen von Leben, sondern eine trostlose Landschaft. Es waren kraterähnliche Formationen zu erkennen, die in der kalten Marsnacht von Frost bedeckt waren.

Weder Kanäle noch Anzeichen von fließendem Wasser waren in der staubtrockenen Landschaft zu sehen. Und wo kein Wasser ist, gibt es auch kein Leben. Die Bilder zeigten keine Hinweise auf Organismen oder Pflanzen. Auch aufgrund seiner sehr dünnen Atmosphäre, in der Menschen nicht atmen könnten, erwies sich der Mars als größtenteils lebensfeindlich.

Infrastruktur und Kolonialisierung: Der Mars soll bevölkert werden

Und trotzdem gibt es noch immer Hoffnung: Seit mehr als vier Jahren ist der Mars-Rover «Perseverance» (auf Deutsch: Durchhaltevermögen) auf dem erdähnlichsten Planeten unseres Sonnensystems im Einsatz und sucht dort nach Hinweisen auf früheres mikrobielles Leben. Denn einst sah der Mars komplett anders aus und ähnelte unserer heutigen Erde stärker: Vor Milliarden Jahren soll es auf dem Planeten flüssiges Wasser, eine dichtere Atmosphäre und möglicherweise Bedingungen gegeben haben, die Leben hätten zulassen können.

Menschen könnten möglicherweise schon im nächsten Jahrzehnt persönlich den Mars besuchen. Es könnte zu einem Wettstreit zwischen den USA und China kommen, wer als Erster einen Fuß auf den Mars setzen wird. Die Nasa plant, in den 2030er Jahren Astronauten zum Mars zu schicken. Dafür werden Technologien wie Landefähren, Sauerstoffproduktions- und Regenerationssysteme für die Lebenserhaltung auf einem Planeten ohne Atmosphäre entwickelt.

Auch SpaceX-Gründer Elon Musk hat Pläne

China hat offiziell noch keinen festen Zeitpunkt für eine Marslandung bekannt gegeben. Allerdings wird 2033 als mögliches Jahr für eine bemannte Marsmission diskutiert, basierend auf einem chinesischen Expertenentwurf aus dem Jahr 2021. Dieser Zeitpunkt scheint günstig zu sein, da die Entfernung zwischen Erde und Mars aufgrund ihrer unterschiedlichen Umlaufbahnen um die Sonne erheblich schwankt. Für Missionen werden die Zeitfenster angestrebt, in denen die Distanz am geringsten ist. Wie die USA planen auch die Chinesen, eine bewohnte Basis auf dem Mars zu errichten.

Die Vision von einer autarken Marskolonie treibt auch den SpaceX-Gründer Elon Musk an. Die Besatzung in seinen «Starship» (Sternenschiff) getauften Raketen könnte jedoch im Vergleich ziemlich amateurhaft ausfallen. «Wir wollen jeden, der ein Weltraumreisender sein will, befähigen, zum Mars zu reisen! Das heißt du oder deine Familie oder Freunde – jeder, der von großen Abenteuern träumt», schrieb Musk auf seiner Kurznachrichtenplattform X. Um wirklich jeden Hobby-Astronauten zum Mars zu bewegen, soll es nach Vorstellung des Multimilliardärs Tausende «Starships» geben, die zu der monatelangen Reise aufbrechen.

dpa