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Brummschädel und Prellungen bei Stierhatz in Pamplona

Ein 600 Kilogramm schweres Muskelpaket, das mit spitzen Hörnern auf einen zurast – da heißt es, die Beine in die Hand zu nehmen. Bei der Stierhatz in Pamplona gelingt das nicht jedem erfolgreich.

Rette sich, wer kann! heißt es, wenn die Stiere kommen. Stürze sind häufig.
Foto: Alvaro Barrientos/AP/dpa

Bei der ersten Stierhatz des umstrittenen Sanfermín-Festes in Pamplona wurden insgesamt sechs Menschen verletzt. Seit mehr als 400 Jahren rennen sie zusammen mit den Stieren durch die engen Gassen der Altstadt. Ein Patient erlitt ein Schädeltrauma, die anderen fünf Prellungen, wie ein Sanitätssprecher dem staatlichen TV-Sender RTVE mitteilte. In den nächsten sieben Tagen finden weitere Hatzjagden statt. Für die Stiere endet dies jeweils mit ihrem Tod in der Stierkampfarena.

Stiere sind schnell 

Die Stiere mögen zwar etwas plump aussehen, aber sie können schneller laufen als Menschen. Bei der Mutprobe, besonders junger Männer, geht es darum, so nah wie möglich an den rund 600 Kilogramm schweren Kampfbullen vorbeizulaufen, ohne von ihnen erwischt zu werden.

Die Läufer auf der 875 Meter langen Strecke versuchen, eine Zeit lang vor den Bullen herzurennen, um schließlich von ihnen überholt zu werden und ihnen auf den Rücken zu klopfen. Die Hatz findet auf glattem und manchmal nassen Kopfsteinpflaster statt.

Beim Laufen ständig nach hinten schauen

Die meisten Stürze passieren, weil die Läufer ständig nach hinten schauen, um die Stiere zu erwarten. Wenn ein Läufer stolpert, fallen oft auch andere hin. Besonders gefährlich wird es, wenn die Stiere näherkommen. Das letzte Todesopfer wurde 2009 verzeichnet.

Zu den Fans der Hatz gehört der in Pamplona geborene Fußball-Star Nico Williams (21), der am Freitag mit der spanischen Nationalmannschaft Deutschland aus der Europameisterschaft warf. «Ich feiere normalerweise jedes Jahr mit. Diesmal geht es nicht. Aber wenn wir ins Finale kommen, ist es auch völlig ok», sagte er der Sportzeitung «AS».

Tierschützer protestieren 

Kritik und Proteste nehmen von Jahr zu Jahr zu. Am Freitag hatten die Organisationen PETA und AnimaNaturalis in Pamplona gegen das neuntägige Fest demonstriert und die Hatz als «mittelalterliche Grausamkeit» bezeichnet. Tierschützer fordern schon lange ein Ende der Stierläufe und generell aller blutigen Stierkämpfe.

Schon in den Tagen zuvor hatte es Demonstrationen gegeben, bei denen Teilnehmer Plakate mit Aufschriften wie «Folter ist weder Kunst noch Kultur» und «Tierquälerei ist eine nationale Schande» trugen. «Wir wissen, dass es in der Gesellschaft eine Mehrheit gibt, die diese Tierquälerei nicht nur in Pamplona, sondern in ganz Spanien ablehnt und kein Interesse daran hat, sie aufrechtzuerhalten – schon gar nicht mit unseren Steuern», sagte die AnimaNaturalis-Vorsitzende Aida Gascón.

Kritik versus Begeisterung

Bei eingefleischten Fans erfreut sich die blutige Fiesta in der Region Navarra weiterhin großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr wurden laut offiziellen Angaben insgesamt 1,5 Millionen Teilnehmer gezählt – ein Rekord. Dieses Jahr meldeten die Hotels Tage vor dem Fest eine durchschnittliche Auslastung von 90 Prozent, Ferienwohnungen waren zu normalen Preisen nicht mehr verfügbar. Die Besucher kommen aus Spanien und aus der ganzen Welt. Für die Stadt ist es ein lukratives Geschäft.

dpa