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Warum Wespen im Sommer zur Nervensäge werden

Wespen suchen Nahrung und Protein – und finden beides oft in unserer Nähe. Tipps zum Umgang mit den Insekten.

Sie ist knallig-gelb: Die Wespe. (Archivbild)
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Wespen sind während der meisten Zeit des Jahres nicht beliebt, aber im Sommer werden sie zu echten Nervensägen.

Warum wirken Wespen jetzt so aggressiv? 

«Wespen sind grundsätzlich nicht aggressiv, Bienen auch nicht», sagt Giovanni Galizia, Professor für Neurobiologie und Zoologie an der Universität Konstanz. «Beide stechen, wenn sie sich gestört und bedroht fühlen. Etwa, wenn man sich viel zu hektisch bewegt, so dass sie denken, da ist ein Feind.» Aber beide, Bienen und Wespen, gehen laut Galizia eigentlich den Konflikten aus dem Weg. 

Warum fliegen Wespen dann auf uns zu?

Die Wespen ernähren sich von Zuckersäften und Nektar, und das ist das, was wir Menschen ihnen bieten. Wir platzieren großzügig den Kuchen auf dem Terrassentisch, legen Würste auf den Grill, halten Eis in der Hand. Für die Wespen ist dies eine Einladung zum Essen, auch wenn der Mensch es anders sieht.

«Sie suchen auch nach Protein für ihre Brut», ergänzt Galizia. Das steckt etwa in Käse. «Sie suchen auch nach toten Insekten oder kleinen Fleischresten.» Aber Wespen können auch von größeren toten Tieren etwas Fleisch abschaben. «Das macht sie unangenehm für uns, denn wenn wir einen Grillabend haben und da liegt Fleisch und Wurst herum, ist das eine wunderbare Proteinquelle. Darauf fliegen sie natürlich.» 

Wie kommt es, dass sich Wespen von uns bedroht fühlen?

Im Umgang mit Wespen mag man sich vielleicht hauptsächlich in der Defensive sehen, aber aus Sicht der Insekten ist das anders. Menschen wedeln mit den Armen, machen hektische Bewegungen. Wespen werden also geschlagen oder in die Enge getrieben – ihre Reaktion ist also verständlich, versetzt man sich mal in die Lage der kleinen Tiere, die mit großen Menschen konfrontiert werden.

Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) erzielt auch eine beliebte Abwehrmaßnahme, das Anpusten der Tiere, genau das Gegenteil: Das Kohlendioxid in der Atemluft wirke auf Wespen wie ein Alarmsignal. Selbst das für den Mensch gefährlichste Szenario ist für Wespen ein Angriff: «Wenn wir sie aus Versehen mit einem Stück Wurst in den Mund nehmen, dann haben wir sie ja gefangen», erklärt Forscher Galizia. «Wir haben die Wespen also angegriffen und sie stechen.» Stiche in den Mund oder Rachenraum können für Menschen lebensbedrohlich sein, da das Anschwellen der Schleimhäute zu Atemnot führen kann.

Stattdessen empfiehlt der Nabu, Lebensmittel gut abzudecken und kühl zu halten. „Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber vielleicht hilft es beim nächsten Kontakt ja, sich zu verdeutlichen, dass die Tiere Angst vor uns haben.“

Warum sehen wir derzeit so viele Wespen?

Galizia erklärt, dass dies ihrem Lebenszyklus entspricht. Im Juni beginnt bereits die Hochzeit der Wespen, im August und September sind es noch mehr.

Dann bereiten sich die Tiere auch schon auf die neue Saison vor: «Die Königin fürs nächste Jahr muss sich gut anfuttern. Die Zeit, wenn wir unsere Feste im Freien feiern, ist daher auch die Zeit, in der Wespen ihre Nahrung suchen.» 

Wie unterscheidet man Wespen von Bienen und Hummeln?

Geht es Ihnen auch so? Man sieht etwas Schwarz-Braun-Gelbes schwirren und gerät in Hektik. Doch nicht jedes so gefärbte Fluginsekt ist eine Wespe. «Bienen sind eher dunkel und nicht so knallig-gelb wie Wespen», erläutert Galizia. «Wespen sind auch schmaler und haben eine ausgeprägte Wespentaille. Auf die Schnelle sieht die Biene so aus, als hätte sie ein Körperteil und die Wespe hat ein Vorder- und ein Hinterteil.» 

Auch am Kopf gibt es einen Unterschied: Der knallig-gelbe Kopf der Wespe habe einen schwarzen Punkt, das Haupt der Biene sei «eher braun». Besonders gut lassen sich beide aber an ihrem Flugziel ausmachen: Bienen, zu denen übrigens auch die Hummeln zählen, sind Menschen schnuppe und sie kommen nicht bewusst an den Tisch. «Das sind keine Fleischfresser, sondern sie holen ihre ganzen Proteine aus Pollen», sagt Galizia. 

Gut zu wissen ist übrigens auch, was Schwebfliegen sind. Diese sehen ähnlich aus wie Wespen, sind aber komplett harmlos. Sie können nicht mal stechen. «Eine Schwebfliege schwebt. Wenn ein Insekt in der Luft länger still steht, dann ist es keine Wespe und keine Biene. Die würden runterfallen», erklärt Galizia. 

Zwar würde eine Wespe manchmal auch ganz kurz schweben. «Aber wenn eine Wespe an eine Futterstelle geht, zieht sie immer vor, zurück, links, rechts. Die Schwebfliege steht in der Luft wirklich still.»

dpa