Der Sommer war geprägt von extremer Hitze, wenig Frost in den Hochalpen und einer steigenden Null-Grad-Grenze auf über 4.000 Metern Höhe. Die Klimaexperten warnen vor weiterem Anstieg.
Alpensommer 2022: Hitze, Frostfreiheit und steigende Null-Grad-Grenze

Der vergangene Sommer in den Alpen war geprägt von großer Hitze, sehr hohen Null-Grad-Grenzen und starken Niederschlagsschwankungen. Im Durchschnitt über den Alpenraum von Deutschland, Österreich und der Schweiz war das Sommerhalbjahr um 0,7 bis 0,8 Grad Celsius wärmer als das Klimamittel von 1991 bis 2020.
«Sowohl in den tiefen Lagen als auch in den Hochlagen ist es das vierte Sommerhalbjahr in Folge, das im Vergleich zum vieljährigen Mittel zu warm war», teilten der Deutsche Wetterdienst sowie GeoSphere Austria und das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz gemeinsam mit.
Laut dieser Angabe wurde auf einen kühlen Mai ein außergewöhnlich heißer Juni. Die Hitze machte zwischen Mitte Juli und Anfang August eine Pause, bevor sie Mitte August wieder zurückkehrte.
Im heißen Juni kaum Frosttage auf der Zugspitze
Der heiße Juni führte dazu, dass es in den Hochalpen nur sehr wenige Frosttage gab. Auf der Zugspitze und am österreichischen Sonnblick wurden 70 bis 80 Prozent weniger solcher Tage mit einer Minimaltemperatur unter null Grad gemessen als im langjährigen Mittel. Über das gesamte Sommerhalbjahr lagen die Werte im Hochgebirge jedoch nahe am Schnitt der Referenzperiode.
„Sommertage mit mindestens 25 Grad Celsius traten dagegen überdurchschnittlich häufig auf: In den Zentralalpen gab es in 500 bis 1.000 Metern Höhe im Schnitt 25 bis 30 Prozent mehr solcher Tage. In 1.000 bis 1.500 Metern Höhe wurden 25 Sommertage verzeichnet – fast doppelt so viele wie üblich.“
Null-Grad-Grenze im Rekordbereich
Laut den Angaben führt der Klimawandel dazu, dass die Null-Grad-Grenze während der Sommermonate vermehrt über 4.000 Meter steigt. Dies bedeutet, dass die Temperatur nur noch im Bereich der höchsten Alpengipfel unter null Grad sinkt.
Dennoch ist selbst dort Frost nicht mehr sicher: Im Jahr 1995 wurde über der schweizerischen Wetterstation Payerne erstmals die Marke von 5.000 Metern überschritten; seit 2022 kam dies bis zu viermal im Jahr vor. Im Juni dieses Jahres wurde dort ein neuer monatlicher Rekord bei der Null-Grad-Grenze von 5.125 Metern verzeichnet.
Die Datenreihen zeigen auch, dass die Null-Grad-Grenze in der Schweiz seit der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900 je nach Jahreszeit bereits um 400 bis 500 Meter gestiegen ist und im Sommer heute etwa auf der Höhe des fast 3.500 Meter hohen Jungfraujochs liegt.
Das wirkt sich unter anderem auf Wasserversorgung, Tourismus, Fauna und Flora aus. «Je nach Ausmaß des Klimawandels wird die Null-Grad-Grenze in Zukunft weiter deutlich ansteigen», warnen die Klimaexperten.
Mal ungewöhnlich wenig, mal ungewöhnlich viel Niederschlag
Der Niederschlag im Sommer war in diesem Jahr sehr wechselhaft. Insgesamt waren die Mengen durchschnittlich, aber der Juni und Juli zeigten deutliche Unterschiede. Der Juni war generell trocken und verzeichnete an der Zugspitze einen Negativrekord mit nur acht Regentagen anstelle der üblichen 17. Im Juli hingegen gab es vielerorts überdurchschnittlich viele Regentage. In Zell am See wurde sogar ein Rekord mit 25 Tagen aufgestellt.








