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Sonnencreme-Mythen im Check: Was stimmt wirklich?

Wenn die Sonne richtig brennt, sollte der Schutz aus der Tube eigentlich unverzichtbar sein. Doch zur Wirkung von Sonnencreme kursieren Jahr für Jahr diverse Behauptungen. Ein Faktencheck.

Gut gecremt heißt gut geschützt - nicht nur vor Sonnenbrand, sondern langfristig auch vor Hautkrebs.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa-tmn

Sommer, Sonne, Strand: Die warmen Tage locken nach draußen. Und wie jedes Jahr sind dann Mythen über Sonnencreme im Umlauf. “Hilft ein hoher Lichtschutzfaktor wirklich mehr? Trägt eine vegane Ernährung zum Schutz der Haut bei? Verlängert Nachcremen den Sonnenschutz?” Dieser Faktencheck zeigt, was wahr ist.

Behauptung

Das erneute Auftragen von Sonnencreme verlängert den Schutz vor der Sonne.

Bewertung

Das ist nicht korrekt.

Fakten

Das Bundesamt für Strahlenschutz rät, die Sonnencreme 20 bis 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne aufzutragen. Um die Schutzwirkung der Sonnencreme aufrechtzuerhalten, sei regelmäßiges Nachcremen wichtig: «Mindestens alle zwei Stunden und vor allem nach dem Baden und dem Abtrocknen». Voraussetzung ist, dass der Sonnenschutz überhaupt so lange anhält.

Denn das Nachcremen könne die Schutzzeit in der Sonne nicht verlängern, erklärt Dermatologe Christoph Liebich aus München. «Wenn ich jetzt zum Beispiel einen Zehner-Schutzfaktor auftrage und eine Eigenschutzzeit von zehn Minuten habe, ist es nach 100 Minuten vorbei. Dann nützt es auch nichts mehr, wenn ich den Zehner oder sogar den Fünfziger nachschmiere.» Die Strahlung hat dann bereits die Haut durchdrungen und die Schutzzeit ist erschöpft. Trotzdem ist das Nachcremen in den angegebenen Fällen sinnvoll, um den vorhandenen Schutz zu erhalten.

Es ist wichtig, von Anfang an ausreichend Sonnencreme aufzutragen: Gemäß Bundesamt für Strahlenschutz beträgt der Lichtschutzfaktor bei einer Menge von zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut. Dies entspricht bei einem Erwachsenen etwa vier gehäuften Esslöffeln für den gesamten Körper.

Behauptung

Eine Tagescreme bietet ausreichend Schutz vor der Sonne.

Bewertung

In manchen Fällen korrekt.

Fakten

Es ist unerlässlich für den Sonnenschutz durch eine Tagescreme, dass sie tatsächlich einen UV-Filter enthält. Wenn diese Anforderung nicht erfüllt ist, gibt es natürlich keinen Sonnenschutz, betont Kerstin Effers, Referentin für Umwelt und Gesundheitsschutz der nordrhein-westfälischen Verbraucherzentrale. Der Lichtschutzfaktor sollte auf der Verpackung angegeben sein. «Ohne diese Angabe lässt sich die Schutzwirkung für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht einschätzen», sagt Effers. Auch bei Tagescremen wird von Experten ein hoher Lichtschutzfaktor empfohlen.

Außerdem ist es bei der Tagescreme genauso wie bei Sonnencreme wichtig, eine ausreichende Menge davon zu verwenden. Dermatologe Liebich fürchtet, dass manche Menschen sich bei teuren Cremen vielleicht nicht ausreichend davon ins Gesicht schmieren – schließlich handelt es sich oft um ein Luxusprodukt. «Wenn man die empfohlene Menge nicht aufträgt, bietet ein niedriger Schutzfaktor noch weniger Schutz», erklärt Liebich. Wer zögere, genügend zu verwenden, solle lieber zur klassischen Sonnencreme greifen. 

Behauptung

Das Vorbräunen im Solarium schützt die Haut.

Bewertung

Das ist nicht korrekt.

Fakten

Wer sich der Sonne oder dem Solarium aussetzt, wird ultravioletter Strahlung auf die Haut ausgesetzt. Im Wesentlichen werden dabei drei Arten unterschieden: UVA, UVB und UVC. UVA-Strahlung dringt bis in die Lederhaut (Dermis) ein. UVB-Strahlen hingegen treffen nur die Oberhaut. UVC-Strahlen sind so kurzwellig, dass sie bereits von der Ozonschicht abgefangen werden.

Die Sonnenbank sorge nur für eine «schmutzige Bräune», die keinen richtigen Schutz aufbaut, sagt Dermatologe Liebich. Das in Solarien verwendete Licht besteht vorwiegend aus UVA-Strahlen, die für eine schnelle, aber nicht dauerhafte Bräune sorgen. Häufig wird die UVB-Strahlung herausgefiltert. «Zum Schutzaufbau brauchen wir eben auch einen UVB-Anteil, der im Solarium aber verboten ist.» 

Generell entstehe beim Vorbräunen im Solarium eine Strahlenbelastung. Nicht ohne Grund sind Solarien für Menschen unter 18 Jahren verboten. «Jegliche zusätzliche Strahlung ist nicht gut», betont Liebich.

Behauptung

Eine vegane Ernährung schützt vor einem Sonnenbrand.

Bewertung

Das ist nicht korrekt.

Fakten

Es klingt verlockend, sich durch vegane Ernährung geschützt zu bräunen. Doch Experten verneinen das. Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Abda können Vitamin A und Beta-Carotine, die hauptsächlich in gesunden Lebensmitteln enthalten sind, zwar einen natürlichen Schutz der Haut – auch vor der Sonne – bieten. Dies allein reicht jedoch nicht aus, um die Haut bei einem hohen UV-Index vor einem Sonnenbrand zu schützen.

Bei den Beta-Carotinen etwa sind für den Menschen Gemüse und Obst die wichtigsten Quellen. Wer davon viel esse, bekomme «sekundäre Pflanzenfarbstoffe, die dann einfach zusätzlich die Haut schützen vor Sonnenbrand», erklärt Liebich. Die Basis müsse aber immer Sonnencreme sein, denn die Ernährung alleine baue keinen richtigen Schutzfaktor auf, sagt der Dermatologe.

Behauptung

Es ist möglich, dass Sonnencreme abläuft.

Bewertung

Ja, das stimmt.

Fakten

Auch Sonnenschutzmittel können schlecht werden. Dass man Creme und Co. nicht zu lange aufheben sollte, hat mehrere Gründe. So lässt der Schutz vor UV-Licht nach. Das kann kurzfristig zu Sonnenbrand führen und langfristig das Risiko für Hautkrebs erhöhen. Deshalb geben die Hersteller an, wie viele Monate lang ein Sonnenschutzmittel nach dem Öffnen verwendet werden sollte. Dazu dient ein kleines Symbol mit einer Zahl und einem «M». So bedeutet «12M» zum Beispiel zwölf Monate. Eine Notiz mit dem Öffnungsdatum auf der Flasche kann helfen. 

Zusätzlich bildet sich in vielen Sonnencremes mit der Zeit das womöglich krebserregende Benzophenon. Das haben Forschende in einer Studie für die «American Chemical Society» festgestellt. Benzophenon entsteht nach und nach aus Octocrylen. Viele Sonnencremes enthalten diese Chemikalie, weil sie vor UVB-Strahlung schützt. Die Forscher haben im Experiment eine Alterung des Produkts von einem Jahr nachgestellt. Auffällig dabei und ein weiterer Grund, Sonnenmilch vom Vorjahr zu entsorgen: Benzophenon kann sogar in ungeöffneten Packungen entstehen.

dpa