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Stachlige Rüstung: Ankylosaurier mit beispielloser Panzerung

Ankylosaurier sind für ihre Panzer bekannt. Doch ausgerechnet der früheste Vertreter der Gruppe wartete mit einer beispiellosen Rüstung auf. Wofür der riesige Aufwand? Forschende haben eine Vermutung.

Eine grafische Darstellung zeigt eine Rekonstruktion von Spicomellus afer.
Foto: Matthew Dempsey/-/dpa

Ankylosaurier sind bekannt für ihre Panzer aus Knochenplatten – manche hatten sogar Schwanzkeulen. Doch ausgerechnet der früheste bekannte Vertreter dieser Pflanzenfresser, der vor rund 165 Millionen Jahren über die Erde stapfte, wies eine beispiellose Rüstung auf. Im Fachjournal «Nature» stellt eine Gruppe um Susannah Maidment vom Natural History Museum in London Funde vor, die aus dem Mittleren Atlas in Marokko stammen.

Die Ankylosaurier mit zahlreichen Arten lebten hauptsächlich in der Kreidezeit – also vor 143 Millionen Jahren bis zum Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren. Die Gruppe entstand jedoch vermutlich bereits vor etwa 170 Millionen Jahren. Über ihren frühesten Vertreter, die Art Spicomellus afer, war bisher wenig bekannt, da nur ein Rippenknochen von ihr gefunden wurde – ebenfalls in Marokko.

Vier Meter lang und bis zu zwei Tonnen schwer

Nun haben Forscher dort zahlreiche weitere Knochen gefunden – und rekonstruieren damit das Erscheinungsbild der Art, die damals auf dem Superkontinent Gondwana auf der Südhalbkugel lebte. Das Museum spricht in einer Mitteilung vom «ungewöhnlichsten Dinosaurier der Welt».

«Das neue Exemplar zeigt extreme Varianten der Panzerung, die sich von allen lebenden oder ausgestorbenen Wirbeltieren unterscheiden und weit außerhalb des Spektrums von anderen gepanzerten Dinosauriern liegen», heißt es in der Studie. 

Die Erstautorin Maidment schätzt, dass S. afer etwa vier Meter lang und 1,5 bis 2 Tonnen schwer war. Laut der Studie trug das Tier nicht nur Panzerplatten, sondern war auch regelrecht übersät mit stachelartigen Fortsätzen, die sich vom Hals und Nacken über den Rücken bis zur Schwanzspitze erstreckten. Besonders lange Fortsätze hatte das Tier am Hals und Nacken, entlang der Seiten und an der Schwanzspitze.

Einzigartige Halspanzerung von Spicomellus

Es wird angedeutet, dass Ankylosaurier möglicherweise anfangs dieses extravagante Aussehen hatten und dann allmählich einfachere Panzerungen entwickelten. Die Existenz einer Waffe an der Schwanzspitze von S. afer lässt vermuten, dass diese Entwicklung bereits zu Beginn der Gruppe stattfand – 30 Millionen Jahre früher als bisher angenommen.

Am auffälligsten ist aber der Nacken des Tiers mit fünf Stacheln, von denen mindestens zwei fast einen Meter lang waren. «Die einzigartige und auffällige Halspanzerung von Spicomellus muss energetisch aufwendig zu bilden und auch zu tragen gewesen sein», schreibt die Gruppe. «Bei lebenden Tieren sind Strukturen mit offensichtlich beschränkter Funktionalität und verbunden mit aufwendiger Energie tendenziell sexuell selektiert und dienen dem Zeigen oder Kämpfen.» 

Mit anderen Worten: Der Stachelpanzer sollte während der Balz Eindruck machen und potenzielle Rivalen abschrecken. Die Gruppe vermutet, dass die späteren einfacheren Panzerungen der Ankylosaurier hauptsächlich der Verteidigung dienten. Es passt dazu, dass viele Fressfeinde – wie Krokodile, größere Säugetiere und tonnenschwere fleischfressende Dinosaurier – vermehrt in der Kreidezeit aufgetaucht sind.

dpa