Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Städte grüner machen, um Hitzeopfer zu reduzieren

Studie zeigt: Mehr Pflanzen in Städten könnten hitzebedingte Todesfälle um ein Drittel senken. Besonders in Süd- und Osteuropa sowie in Süd- und Ostasien profitieren Stadtbewohner.

Gleditschien-Bäume sorgen in Innenstädten für Grün wie hier in Leipzig (Archivbild)
Foto: Sebastian Willnow/dpa

Mehr Pflanzen in Städten könnten die Zahl der Hitzeopfer deutlich senken. Würde die Vegetation in städtischen Arealen weltweit um 30 Prozent steigen, so würde die Zahl der hitzebedingten Todesfälle einer Studie zufolge um etwa ein Drittel abnehmen. Besonders stark von dem Grün profitieren könnten Stadtbewohner in Süd- und Osteuropa sowie in Süd- und Ostasien, schreibt das internationale Forschungsteam um Yuming Guo von der australischen Monash University im Fachjournal «The Lancet Planetary Health».

Das Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme steigt mit der zunehmenden Erderwärmung, vor allem bei Kindern und Senioren. Stadtbewohner sind besonders gefährdet, da sich Städte tagsüber stärker aufheizen und nachts langsamer abkühlen. Eine deutsche Studie für Karlsruhe hat kürzlich gezeigt, dass eine Erhöhung des Baumbestandes um mindestens 30 Prozent die jährliche Anzahl der extremen Hitzestunden um fast zwei Drittel reduzieren könnte.

Besonders stark würden Europa und Asien profitieren

In der aktuellen Modellierungsstudie für den Zeitraum von 2001 bis 2019 wurde simuliert, wie sich eine verstärkte Begrünung auf über 11.000 städtische Flächen weltweit auf die Sterblichkeitsrate ausgewirkt hätte. Die hitzebedingte Sterblichkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Klimazone, der Anteil an Grünflächen und demografische Faktoren wie das Alter der Bevölkerung. Das Team verwendete Daten von 830 Standorten in 53 Ländern, darunter 15 deutsche Städte. Satellitengestützte Daten wurden für die Berechnung des Vegetationsanteils in den Städten verwendet.

Laut den Simulationen hätten 30 Prozent mehr Vegetation im Zeitraum bis zu 1,16 Millionen Leben gerettet – das entspricht fast 37 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle in Städten während des Sommers. Davon wären laut der Studie fast 400.000 in Europa und fast 530.000 in Asien, im Vergleich zu rund 70.000 in Nordamerika und 36.000 in Afrika.

Begrünung von Dächern und Fassaden als Option

«Diese Resultate zeigen an, dass der Erhalt und die Ausdehnung von Grünflächen mögliche Strategien sein könnten, um die Temperatur zu senken und die gesundheitlichen Folgen von Hitze zu mildern», sagte Studienleiter Guo. Insgesamt – also weltweit und nicht nur auf Sommer und Städte begrenzt – sterben demnach pro Jahr etwa 500.000 Menschen an Hitze; das entspreche etwa 0,9 Prozent aller Todesfälle, heißt es. 

Das Team empfiehlt, um den Anstieg zu verhindern, vor allem die Grünflächen in Städten auszudehnen, auch durch eine Begrünung von Dächern und Fassaden. Dieser Anteil könnte bis Ende des Jahrhunderts – je nach Klimaszenario – deutlich ansteigen.

Hitze-Check für deutsche Städte

Bäume spielen im Sommer eine wichtige Rolle bei der Kühlung des Stadtklimas und haben auch andere Vorteile: Sie bieten Menschen, Tieren und anderen Pflanzen Schatten, kühlen Asphalt und Beton, erhöhen die Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung, absorbieren Feinstaub, reduzieren Lärm und schaffen Lebensraum für zahlreiche Tiere wie Vögel und Insekten.

Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Umwelthilfe in einem Hitze-Check die Flächenversiegelung und Grünausstattung aller 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern in Deutschland verglichen. Von den 190 Städten fielen 24 in beiden Kategorien durch, während weitere 82 Städte zumindest in einer Kategorie schlecht abschnitten. Allerdings erhielten auch 84 Städte von der Umwelthilfe grüne Karten für vergleichsweise wenig Versiegelung und viel kühlendes Grün.

Städte im Süden Deutschlands wie Ludwigshafen, Heilbronn, Regensburg und Worms schnitten besonders schlecht ab. Die Umwelthilfe bewertete unter anderem Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena als vorbildlich. Berlin schnitt ebenfalls vergleichsweise gut ab – deutlich besser als München oder Frankfurt am Main.

dpa