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Studie zeigt: Meeresspiegel steigt schneller als je zuvor

Der globale Meeresspiegel stieg von 1900 bis 2020 deutlich schneller als in den vergangenen 4.000 Jahren, hauptsächlich durch Erwärmung und Eisschmelze.

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Gletscher in Grönland
Foto: Chris Szagola/AP/dpa

Laut einer Untersuchung ist der weltweite Meeresspiegel von 1900 bis 2020 deutlich schneller gestiegen als zu irgendeiner anderen Zeit in den vergangenen 4.000 Jahren. Diese Untersuchung betrachtete die Veränderungen des globalen Meeresspiegels während der vergangenen fast 12.000 Jahre.

Der derzeitige Anstieg des weltweiten Meeresspiegels geht hauptsächlich auf zwei Effekte zurück, wie die Gruppe um Yucheng Lin von der Rutgers University in Piscataway (US-Bundesstaat New Jersey) in der Fachzeitschrift «Nature» schreibt: Zum einen wird das Wasser in den Ozeanen wärmer – und dehnt sich dabei aus. Zum anderen fließt durch das Abschmelzen von Gebirgsgletschern und der Eisschilde in Grönland und der Antarktis mehr Wasser in die Ozeane. 

«Die Gletscher reagieren schneller, weil sie kleiner sind als die Eisschilde, die oft die Größe von Kontinenten haben», wird Lin in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. «In Grönland sehen wir derzeit eine immer stärkere Beschleunigung.»

Der Anstieg des Meeresspiegels hat sich in zunehmend beschleunigt 

Nach dem Ende der letzten Eiszeit stieg der Meeresspiegel im Zeitraum vor 11.700 Jahren bis vor 8.200 Jahren der Studie zufolge besonders stark – durchschnittlich um 10,7 Millimeter pro Jahr. Vor rund 6.000 Jahren lag der jährliche Anstieg dann noch bei etwa 2,8 Millimeter. Vor rund 3.000 Jahren betrug er nur noch 0,4 Millimeter pro Jahr und ging danach weiter zurück.

In den vergangenen 4.000 Jahren gab es nur geringe Schwankungen im Meeresspiegel. Im 19. Jahrhundert fand jedoch ein Wandel statt: In der ersten Hälfte stieg der Meeresspiegel nur um durchschnittlich 0,1 Millimeter pro Jahr, in der zweiten Hälfte waren es 0,76 Millimeter.

Die Forscher schätzen den durchschnittlichen Anstieg im Zeitraum von 1990 bis 2020 auf 1,51 Millimeter. Es wird aus anderen Studien deutlich, dass sich der Anstieg in diesem Zeitraum zunehmend beschleunigt hat.

Verschiedene Ursachen für Anstieg des Meeresspiegels

Das Team analysierte für die Studie Tausende von Daten aus verschiedenen Quellen, darunter uralte Korallenriffe und Mangroven, die als natürliche Archive vergangener Meeresspiegelhöhen dienen. Diese Daten wurden in eine von Lin selbst entwickelte Modellierungssoftware eingegeben, um verschiedene Ursachen für das Ansteigen oder Absinken des Meeresspiegels zu unterscheiden.

Auf diese Weise kann das Untertauchen einer Erdplatte unter eine andere dazu führen, dass die obere Platte angehoben wird. Im Gegensatz dazu befinden sich zahlreiche Küstenstädte in der Nähe von Flussmündungen, wo sich der sedimentäre Untergrund aufgrund der Massen an Gebäuden und Straßen verdichtet, was zu einem Absinken und somit zu einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels führt.

Die Forscher zeigen dies beispielsweise anhand von Beispielen an der Südostküste Chinas. Laut ihren Erkenntnissen sind Teile von Shanghai im 20. Jahrhundert um mehr als einen Meter abgesackt – nicht nur aufgrund natürlicher Setzung des Untergrunds, sondern auch aufgrund einer hohen Grundwasserentnahme.

In anderen Küstenstädten war die Situation noch schlimmer: Jakarta, die ehemalige Hauptstadt Indonesiens, ist so stark abgesunken, dass Teile der Stadt mittlerweile unter dem Meeresspiegel liegen – dort muss kontinuierlich Wasser abgepumpt werden.

dpa