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Stauseen als Trinkwasserquelle: Klimawandel mindert Qualität

Talsperren sind ein wichtiger Baustein der Trinkwasserversorgung in Deutschland. Steigende Temperaturen wirken sich aber zunehmend auf die Wasserqualität aus. Lässt sich gegensteuern?

Erholungsort und wichtige Trinkwasserquelle der Region: die Talsperre Mauthaus in Oberfranken.
Foto: Daniel Vogl/dpa

Der Klimawandel gefährdet die Qualität des Trinkwassers aus Speicherseen. „Er sorge für gleich mehrere Probleme“, sagte Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg anlässlich des Weltwassertags am 22. März. So drohe Sauerstoffmangel und die Freisetzung schädlicher Substanzen.

Rund 15 Prozent des Trinkwassers hierzulande stammt Rinke zufolge aus Talsperren, regional ist der Anteil noch deutlich größer. «Ein Deutschland ohne Talsperren würde wassertechnisch ganz schwer werden», betonte der Seenforscher. «Wir müssen diese Möglichkeit deshalb bewahren und uns den Herausforderungen des Klimawandels auf Talsperren bewusst sein.»

Warmes Wasser führt zu sinkendem Sauerstoffgehalt 

Durch den Erwärmungstrend der vergangenen 40 Jahre sei bei den Trinkwasser-Talsperren in Deutschland bereits eine Erwärmung von rund zwei Grad im Vergleich zum langjährigen Mittel messbar. «Würde die Erwärmung einfach so weitergehen, kämen auf diesen Wert im schlimmsten Fall noch mal vier bis fünf Grad obendrauf», so Rinke. «Das wäre in etwa so, als würde man eine der nördlichsten Talsperren aus dem Harz in ein mediterranes Klima wie in den südlichen Alpen verschieben.»

Die Auswirkungen sind zum Beispiel am Sauerstoffgehalt der Seen zu erkennen. Laut Rinke sind in den letzten Jahren die Minimalwerte des Sauerstoffs im Wasser an vielen Stellen spürbar gesunken. Irgendwann wird die Sauerstoffkonzentration im Wasser gegen null gehen. Das bedeutet den Tod für Fische, Muscheln, Schnecken und Krebse.

Giftige Stoffe geraten ins Wasser

Ein zu geringer Sauerstoffgehalt wirkt sich auch auf Abbauprozesse am Grund eines Sees aus. «Das Sediment entlässt dann Stoffe wie Mangan oder Eisen und verändert das Wasser so auch chemisch.» Mit giftigem Mangan belastetes Wasser lasse sich ohne zusätzlichen technischen Aufwand nicht mehr fürs Trinkwasser nutzen. 

Eine Option, um mit dem Problem umzugehen, besteht darin, Wasser aus einer anderen Wasserschicht zu entnehmen, in der noch ausreichend Sauerstoff vorhanden ist. Dies sei technisch machbar und werde an vielen Orten bereits so praktiziert. Ein Beispiel hierfür sei die Talsperre Mauthaus, wie Matthias Schrepfermann vom Wasserwirtschaftsamt Kronach erklärte.

Der Speichersee im äußersten Norden Bayerns nahe der Grenze zu Thüringen versorgt die gesamte Region mit Trinkwasser – über zehn Millionen Kubikmeter pro Jahr. In den letzten Jahren gab es auch hier eine Zunahme von heißen und trockenen Sommern, wie sie vor der Jahrtausendwende selten waren. Schrepfermann beobachtet außerdem einen Anstieg des Verbrauchs in den Sommermonaten, während gleichzeitig weniger Wasser fließt. Dank seiner Höhenlage und einer Tiefe von etwa 55 Metern ist der Speichersee grundsätzlich gut für die Zukunft gerüstet. Die technischen Herausforderungen nehmen jedoch zu.

Neu bauen – oder das Volumen vergrößern

Auch der Bau neuer Talsperren in Deutschland sei anders als vor rund 20 Jahren mittlerweile wieder denkbar, sagte Rinke. Das Potenzial sei aber begrenzt. «Die Kosten sind hoch und große Flächen vermutlich auch in Schutzgebieten müssten dafür unter Wasser gesetzt werden.» Ein größeres Potenzial sieht Rinke darin, bestehende Talsperren zu vergrößern. «Indem man die Staumauer erhöht, verliert man nicht so viel Fläche, gewinnt aber ein Vielfaches an Volumen hinzu.» Pläne für eine solche Lösung gibt es derzeit etwa für die Granetalsperre im Harz.

dpa