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Steigende Suchttendenz bei Nutzung sozialer Medien

Ein großer Teil der erwachsenen Bevölkerung nutzt soziale Medien laut einer Untersuchung in einem bedenklichen Ausmaß. Das könne negative Folgen im Alltag und für die psychische Gesundheit bedeuten.

Suchttendenzen
Foto: Niklas Graeber/dpa

Erwachsene in Deutschland nutzen einer Erhebung zufolge im Schnitt täglich mehr als drei Stunden soziale Medien. Besorgniserregend sei dabei eine steigende Suchttendenz, berichtete das Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Uni Bochum. Bei mehr als einem Viertel fand das Forschungsteam bereits eine «suchtartige Nutzung». 

Laut einer repräsentativen Umfrage des Zentrums haben mehr als 96 Prozent der Menschen ab 18 Jahren in Deutschland Kontakt zu Messenger-Diensten wie Whatsapp sowie Plattformen wie Instagram oder TikTok. Die Befragung wurde zwischen September 2024 und November 2025 unter etwa 22.000 Erwachsenen durchgeführt.

Frauen verbringen etwas mehr Zeit mit sozialen Medien

Die tägliche Nutzungsdauer betrage im Schnitt drei Stunden und 18 Minuten, «wobei Frauen etwas mehr Zeit damit verbringen als Männer». Und jüngere Menschen nutzten Plattformen und Messenger länger als ältere: Laut Auswertung verbringen Erwachsene unter 20 Jahren gut vier Stunden täglich mit sozialen Medien, über 80-Jährige rund zwei Stunden. 

Wie wird suchtartige Nutzung ermittelt?

Julia Brailovskaia vom Forschungs- und Behandlungszentrum erklärte, dass eine suchtartige Nutzung den Alltag und die psychische Gesundheit der Betroffenen beeinträchtigen könne. Anhand von sechs Merkmalen wurde in einem Fragebogen festgestellt, ob eine suchtartige Nutzung vorliegt. Dazu zählen beispielsweise körperliche oder psychische Unruhe, wenn keine sozialen Medien genutzt werden, oder die Unfähigkeit, die Nutzungszeiten zu reduzieren.

Zusätzliche Eigenschaften: Auseinandersetzungen mit anderen Personen aufgrund übermäßiger Nutzung von Social Media sowie fortwährende aktive Nutzung oder zumindest gedankliche Beschäftigung mit sozialen Medien. Dies könnte beispielsweise der Fall sein, wenn jemand gerade keinen Zugang zu sozialen Medien hat, aber bereits im Kopf plant, welche Fotos er später hochladen wird oder welchen Beitrag er veröffentlichen wird, erklärte Brailovskaia auf Anfrage der dpa.

Bei jüngeren Personen ist suchtartige Nutzung häufiger

Bei 27,6 Prozent der Erwachsenen liegt nach einer international anerkannten Skala eine suchtartige Nutzung vor, wie es hieß. «Frauen sind davon mit 29 Prozent etwas häufiger betroffen als Männer mit 25,4 Prozent.» Betroffen seien vor allem Jüngere: Bei den unter 20-Jährigen waren es laut Erhebung 51,3 Prozent, bei der Altersgruppe 20 bis 39 Jahren knapp 35 Prozent. Vergleiche man diese Ergebnisse mit Vorgänger-Untersuchungen, so zeige sich eine deutliche Zunahme, betonte die Bochumer Wissenschaftlerin. 

Um negative Langzeitfolgen abzuwenden, rät das Forschungsteam, die Nutzungszeit «bewusst und kontrolliert zu reduzieren, am besten gemeinsam mit Familie, Freunden und Arbeitskollegen». Schon 30 Minuten weniger am Tag könnten die psychische Gesundheit deutlich verbessern. Mehr Aktivitäten wie Sport oder Gesellschaftsspiele und Verzicht auf soziale Medien kurz vor dem Einschlafen seien wichtig.

dpa