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Studie: Frauen profitieren stärker von Sport als Männer

Frauen können ihre Herz-Gesundheit schneller verbessern als Männer. Trotzdem erreichen sie ihre Bewegungsziele seltener – und das hat Folgen.

Wenn Frau und Mann zusammen joggen, hat das nicht dieselbe Wirkung. (Illustration)
Foto: Felix Kästle/dpa

Frauen halten sich seltener an die empfohlene Zeit für Sport als Männer. Wenn sie es tun, profitiert zumindest ihr Herz jedoch stärker davon. Das belegt eine Studie im Fachjournal «Nature Cardiovascular Research». 

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Erwachsenen, pro Woche mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität moderater Intensität oder 75 Minuten intensiven Sport oder eine Kombination aus beidem. Laut Studien reduzierte moderater bis intensiver Sport von 150 Minuten pro Woche bei Frauen das Risiko für koronare Herzkrankheiten um 22 Prozent, bei Männern jedoch nur um 17 Prozent.

Plaques lagern sich in den Herzkranzarterien ab, die das Organ mit Blut und Sauerstoff versorgen. Dies führt bei Betroffenen zu Schmerzen in der Brust, der sogenannten Angina Pectoris. Die Ablagerungen können jedoch auch zu einem Herzinfarkt und Herztod führen.

Die Studie hat auch gezeigt, dass längeres Training einen großen Nutzen hat: Mit etwa 250 Minuten moderatem bis intensivem Sport pro Woche können Frauen das Risiko für koronare Herzkrankheiten um rund 30 Prozent senken. Um den gleichen Effekt zu erzielen, müssen Männer etwa 530 Minuten investieren – mehr als doppelt so viel Zeit.

Große Unterschiede bei Herz-Kreislauf-Krankheiten

In den letzten Jahren haben viele Studien gezeigt, dass sich die Geschlechter in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich unterscheiden. Frauen haben nicht nur bei einem Herzinfarkt oft ganz andere Symptome als Männer, sondern reagieren auch unterschiedlich auf Therapien und Vorsorgemaßnahmen. Trotzdem erhalten die meisten Menschen in der Regel einheitliche Empfehlungen für präventive Bewegungsangebote. Die Kardiologin Emily S. Lau vom Massachusetts General Hospital in Boston schreibt in einem begleitenden Kommentar, dass die neue Studie klare Belege dafür liefert, dass dieser Ansatz nicht ausreicht.

Das Team um den Bioinformatiker Jiajin Chen von der Xiamen University in China hat Daten aus der seit 2006 laufenden «UK Biobank»-Kohortenstudie ausgewertet. Über 85.000 Teilnehmende in Großbritannien trugen dafür einen Bewegungssensor. Diese Informationen wurden mit späteren Gesundheitsdaten kombiniert. Innerhalb einer mittleren Beobachtungszeit von etwa acht Jahren bei etwa 80.000 Menschen ohne koronare Herzkrankheit zu Beginn traten 3.764 Ereignisse einer solchen Erkrankung auf.

Die Forscher haben auch die Sterblichkeitsrate untersucht. Die Analyse von etwa 5000 Menschen mit koronarer Herzkrankheit zu Beginn der Studie ergab: Männer mussten etwa 1,7-mal so viel Sport treiben wie Frauen, um im Beobachtungszeitraum eine vergleichbare relative Reduktion des Sterblichkeitsrisikos wie Frauen zu erreichen.

Es gibt bereits Erfolge

Frauen seien weltweit gesehen weniger sportlich aktiv als Männer, schreibt das Autorenteam mit Verweis auf eine frühere Studie. Demnach treiben 33,8 Prozent der Frauen zu wenig Sport, im Vergleich zu 28,7 Prozent der Männer. Das unterstreiche die Notwendigkeit, Bewegungsempfehlungen genauer auf Frauen zuzuschneiden, argumentiert die Kommentatorin Lau. «Investitionen in geschlechtsspezifische Herz-Kreislauf-Forschung haben bereits zu einer 30-prozentigen Senkung der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit bei Frauen beigetragen – ein wichtiger Meilenstein, wenn man bedenkt, dass weltweit jede dritte Frau an Herz-Kreislauf-Erkrankungen stirbt.»

«Die Studie ist methodisch solide und in einem hochrangigen Journal publiziert», kommentierte Kardiologin Christina Magnussen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Die Ergebnisse zeigen signifikante Geschlechts­unterschiede in den Effekten der körperlichen Aktivität auf das Auftreten der koronaren Herzkrankheit und der Sterberate.» Die Richtung und Größenordnung der Zusammenhänge seien auch für Deutschland möglich. 

Sie betont jedoch, dass es wünschenswert wäre, die Ergebnisse in deutschen Kohortenstudien zu überprüfen, da die UK Biobank nicht vollständig repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung ist. Sie besteht hauptsächlich aus weißen Teilnehmern sowie tendenziell gesünderen und eher wohlhabenden und gebildeten Menschen.

dpa