Die Fertility Gap zwischen gewünschter Kinderzahl und Geburtenrate vergrößert sich aufgrund von Unsicherheiten und Krisen, wie eine Studie zeigt.
Stabile Kinderwünsche trotz gesunkener Geburtenrate
Trotz einer deutlich gesunkenen Geburtenrate bleibt die Zahl der gewünschten Kinder laut einer Studie stabil. Die Geburtenrate in Deutschland sank von 1,58 auf 1,35 Kinder pro Frau von 2021 bis 2024. Frauen haben sich im Jahr 2023 durchschnittlich 1,76 Kinder gewünscht, Männer 1,74 – ähnlich wie drei Jahre zuvor.
Laut der Studie hat sich die sogenannte Fertility Gap – die Lücke zwischen gewünschter Kinderzahl und Geburtenrate – in letzter Zeit deutlich vergrößert. Zwischen 2021 und 2024 sank der Anteil der 30- bis 39-Jährigen, die in den nächsten drei Jahren ein erstes oder weiteres Kind haben wollen, bei Frauen von 28 auf 24 Prozent und bei Männern von 28 auf 25 Prozent.
Wissenschaftler vermuten «ein Aufschieben von Geburten»
Die Bevölkerungsforscherin Carmen Friedrich vom BiB erklärt dazu: «Kinder zu bekommen bleibt ein zentrales Lebensziel für die meisten jungen Menschen.» Die gegenwärtig sinkende Geburtenzahl weise «auf ein Aufschieben von Geburten hin».
Die Forscher vermuten als Hauptgrund eine Unsicherheit bei jungen Erwachsenen aufgrund einer Kombination von internationalen Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und dem Klimawandel sowie ungewissen wirtschaftlichen und persönlichen Rahmenbedingungen.
Forscher: Unsicherheit beeinträchtigt Familienplanung
BiB-Mitautor Martin Bujard erläutert: «Unsicherheit wirkt sich negativ auf die Familienplanung aus.» Verlässliche Kindertagesbetreuung, bezahlbarer Wohnraum und politische Handlungsfähigkeit könnten dazu beitragen, dass Kinderwünsche «häufiger umgesetzt und nicht dauerhaft aufgeschoben werden».
Die Studie stützt sich hauptsächlich auf die bundesweite Befragung von 9.157 Frauen und 6.601 Männern im Alter von 18 bis 49 Jahren von Mai 2023 bis Februar 2024.