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Studie: Weiterhin zu viel Zucker für Kinder und Jugendliche

Eine Studie der Uni Bonn untersucht die Ernährung von Kindern und Jugendlichen. Trotz Verbesserungen zeigen die Ergebnisse weiteren Handlungsbedarf.

Die Zuckerzufuhr bei Kindern und Jugendlichen sinkt seit 2010 kontinuierlich, liegt aber laut Studien immer noch über der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Menge. (Symbolfoto)
Foto: Melissa Erichsen/dpa

Kinder und Jugendliche konsumieren trotz eines Rückgangs ihres Zuckerkonsums im Vergleich zu früher immer noch zu viel Zucker. Dies ergab eine Studie der Universität Bonn, die die Aufnahme von freiem Zucker im Alter von 3 bis 18 Jahren untersuchte. Freier Zucker wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Zucker definiert, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung von Speisen oder Getränken im Haushalt zugesetzt wird, einschließlich Honig, Sirup und Fruchtsaftkonzentraten.

Laut der aktuellen Auswertung beträgt die Zufuhr an freiem Zucker im Median in der untersuchten Altersgruppe rund 11,7 Prozent der Gesamtenergiezufuhr pro Tag. Die Forscher geben jedoch an, dass sie aus verschiedenen Gründen etwas höher sein könnte als in der Studie berechnet. Sowohl die WHO als auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfehlen höchstens zehn Prozent. Im Jahr 2019 zeigte eine Datenanalyse derselben Studienreihe, dass die Zufuhr an freiem Zucker seit 2005 abnimmt und 2016 im Median bei rund 16 Prozent der Tagesenergieaufnahme lag. Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte einer nach Größe geordneten Datenreihe liegt.

Langzeituntersuchung von mehr als 700 Heranwachsenden

Die Werte basieren auf Daten der «Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed» (Donald) Studie, die seit 1985 Informationen zur Ernährung junger Menschen sammelt. Dafür dokumentieren die Teilnehmer einmal jährlich an drei aufeinanderfolgenden Tagen alles, was sie essen und trinken. Aus 4.218 dieser Drei-Tage-Wiegeprotokolle von 751 Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 18 Jahren, die von 2010 bis 2023 erfasst wurden, schätzten die Forscher aus Bonn die Zufuhr von freiem Zucker. 

In den Altersgruppen zeigen sich dabei Unterschiede. «Wir sehen im Beobachtungszeitraum insbesondere bei Jugendlichen im Alter von 6 bis 14 Jahren eine relativ hohe Aufnahme von freiem Zucker um 15 Prozent. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zufuhr dann deutlich ab», sagte Studienleiterin Ute Nöthlings. Die Studie wurde im «European Journal of Nutrition» veröffentlicht. 

Die Forscher vermuten als möglichen Grund für den grundsätzlich rückläufigen Zuckerkonsum ein gestiegenes Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen des Konsums zuckerhaltiger Lebensmittel, wie z.B. zuckerhaltige Getränke. Zudem könnte auch die Reduzierung des Zuckergehalts in kommerziellen Lebensmitteln aufgrund von Produktreformulierungen eine Rolle spielen.

Einschränkungen der Berechnungen

Die Forscher gehen davon aus, dass der Zuckerkonsum höher ist als die Daten nahelegen. Laut Selbstbericht der Ernährung könnten die Probanden möglicherweise zu wenig Zuckerkonsum erfassen, wurde erklärt. Es ist auch möglich, dass die Teilnehmer aufgrund eines gestiegenen Bewusstseins während der drei Protokolltage weniger Zucker konsumierten als üblich.

Zusätzlich ist die Studie nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, da aufgrund des umfangreichen Studiendesigns eher Familien mit höherem sozio-ökonomischem Status teilnehmen. Es wird erwartet, dass hier ein stärkeres Bewusstsein für Ernährungs- und Gesundheitsfragen vorhanden ist. Eine gezielte Ernährungsberatung zur Zuckerreduktion wird im Rahmen der Studie nicht durchgeführt, sagte eine Forscherin auf Nachfrage.

dpa