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Alarmierende Studie: Tausende Süßwasserarten vom Aussterben bedroht

Forschungsgruppe warnt vor massivem Verlust der Artenvielfalt in Flüssen, Seen und anderen Süßwasserlebensräumen.

Laut der Roten Liste der IUCN ist der Europäische Aal (Anguilla anguilla) vom Aussterben bedroht.
Foto: Erling-Svensen/WWF/dpa

Tausende Süßwasserarten weltweit sind vom Aussterben bedroht. Das berichtet eine Forschungsgruppe unter Leitung der Weltnaturschutzunion (IUCN) im Fachblatt «Nature». Das Team analysierte Daten zu mehr als 20.000 Arten – und warnt angesichts der Ergebnisse vor einem massiven Verlust der Artenvielfalt in Flüssen, Seen und anderen Süßwasserlebensräumen.

Vor allem Zehnfußkrebse sind bedroht

Bei Diskussionen über den Rückgang der Biodiversität stehen oft das dramatische Insektensterben, hungernde Eisbären oder ausbleichende Korallen im Mittelpunkt. Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Catherine Sayer von der IUCN hat kürzlich das Aussterberisiko der Süßwassertierwelt bewertet. Süßwasser umfasst Flüsse, Seen, Karst- und andere Quellen sowie Oasen und bietet Lebensraum für mehr als zehn Prozent aller bekannten Arten.

In und um solche Gewässer herum lebten verschiedene Arten von Fischen, Krebsen und Libellen – deren Aussterberisiko wurde bisher vernachlässigt. Um dies zu ändern, hat die Forschungsgruppe Daten von fast 23.500 Arten analysiert, die auf der Roten Liste der IUCN stehen, und auch ihre größten Bedrohungen identifiziert.

Das Ergebnis zeigt, dass etwa 24 Prozent der Süßwassertiere stark vom Aussterben bedroht sind. Unter den verschiedenen Gruppen sind vor allem Zehnfußkrebse (Decapoda) gefährdet, zu denen Krabben, Krebse und Garnelen gehören – hier sind 30 Prozent der untersuchten Arten vom Aussterben bedroht. Bei Süßwasserfischen sind es 26 Prozent und bei Odonaten, also Libellen und Libellenfliegen, 16 Prozent.

Darüberhinaus seien 89 Arten seit dem Jahr 1500 nachweislich und 178 Arten vermutlich ausgestorben, so die Studie. 11 Arten kommen demnach nur noch in Gefangenschaft und nicht mehr in freier Wildbahn vor. Angesichts dessen müsse «dringend gehandelt werden, um weitere Artenrückgänge und Verluste zu verhindern», schreiben die Forschenden.

Keine Entschuldigung mehr für Untätigkeit

In Bezug auf die Ursachen stellen die Wissenschaftler fest, dass 54 Prozent der untersuchten gefährdeten Arten durch Umweltverschmutzung beeinträchtigt werden, 39 Prozent durch Staudämme und Wasserentnahme sowie 37 Prozent durch Veränderungen in der Landnutzung und den damit verbundenen Auswirkungen, beispielsweise durch die Landwirtschaft. Bei 28 Prozent sind invasive Arten und Krankheiten für die Bedrohung verantwortlich. Einige Arten sind gleichzeitig von mehreren Ursachen bedroht. Für Fische weist die Forschungsgruppe auf die Auswirkungen von Überfischung hin und auch auf Dämme, die Wanderwege blockieren.

Insgesamt mache ihre Analyse deutlich, dass dringend etwas gegen diese Bedrohungen unternommen werden muss, um einen weiteren Rückgang und Verlust von Arten zu verhindern, mahnen die Autorinnen und Autoren: «Der Mangel an Daten über den Zustand und die Verbreitung der biologischen Vielfalt in Süßwasser kann nicht länger als Entschuldigung für Untätigkeit dienen.»

dpa