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Tiefseebergbau großes Thema bei Meeresbodenbehörde

Die Pläne für das erste Tiefseebergbau-Projekt werden konkret. Wie sich die zuständige internationale Behörde angesichts der Umweltgefahren dazu verhält, wird bei einer Vollversammlung diskutiert.

Um Manganknollen geht es beim Streit über den Tiefseebergbau. (Archiv)
Foto: Ingo Wagner/dpa

Die Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) hat begonnen, geprägt von der Aussicht auf einen ersten Tiefseebergbau-Antrag. Malta wurde am Montag in Kingston als 28. Land bekannt gegeben, das ein Moratorium, eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot des Tiefseebergbaus fordert. Deutschland gehört ebenfalls zu dieser Gruppe, die eine Grundsatzregelung zum Schutz der Meeresumwelt diskutieren möchte. Am Ende der Woche wird der ISA-Generalsekretär gewählt.

Die Grundsatzregelung besagt, dass die ISA keine Genehmigung für den Tiefseebergbau erteilt, bevor die Umweltfolgen genauer untersucht sind. China und andere Befürworter des Tiefseebergbaus verhinderten bei der letzten jährlichen Generalversammlung die Diskussion dieses Themas. Sie verzögerten die Annahme der Tagesordnung bis zum letzten Moment.

Konzern prescht mit Tiefseebergbau-Plänen vor

Trotz der Bedenken zahlreicher Experten kündigte der kanadische Konzern The Metals Company an, noch in diesem Jahr einen ersten Antrag für ein Tiefseebergbau-Projekt zu stellen. Im nächsten Jahr plant er, im Pazifik mit dem kommerziellen Abbau von Rohstoffen am Boden der Tiefsee zu beginnen.

Beim Tiefseebergbau dreht sich alles um den Abbau von sogenannten Manganknollen auf dem Meeresboden. Diese Knollen bilden sich über Millionen von Jahren und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die beispielsweise für die Herstellung von Batterien für Elektroautos genutzt werden könnten. Untersuchungen zeigen Risiken für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee. Zudem stellen einige Fachleute die Bedeutung des Tiefseebergbaus für die Energiewende infrage.

In den letzten zwei Wochen haben die 36 Mitgliedstaaten des ISA-Rates in Kingston getagt. Einmal mehr konnten sie sich nicht auf ein Regelwerk für den Tiefseebergbau einigen. Daher bleibt unklar, wie mit einem Antrag der Metals Company verfahren würde. Der Generalsekretär könnte eine wichtige Rolle spielen.

Umstrittener ISA-Chef steht zur Wiederwahl

Der Amtsinhaber Michael Lodge, der eine dritte Amtszeit anstrebt, tritt gegen die brasilianische Ozeanographin Leticia Carvalho an. Dem Briten werfen Umweltaktivisten und manche Mitgliedstaaten vor, der Industrie nahezustehen und entgegen seiner Neutralitätspflicht den Tiefseebergbau zu fördern.

Alle ISA-Mitglieder, darunter die 168 Vertragsstaaten des UN-Seerechtsübereinkommens (Unclos) und die Europäische Union, nehmen an der Generalversammlung teil. Unclos, das im Jahr 1994 in Kraft trat, hat die ISA ins Leben gerufen, um den Meeresboden der Hohen See zu verwalten – ein gemeinsames Erbe der Menschheit.

dpa