Die winzigen Pterosaurier könnten einem tropischen Sturm zum Opfer gefallen sein und in einer Lagune ertrunken sein, so eine neue Theorie.
Mini-Flugsaurier fanden tragisches Ende in Bayern, Forscher vermuten Sturz durch starken Wind
Flügelbruch, Absturz, Tod durch Ertrinken: Zwei in Bayern entdeckte Mini-Flugsaurier könnten vor 150 Millionen Jahren ein dramatisches Ende gefunden haben. Das behauptet zumindest ein britisches Forschungsteam. Die kleinen Pterosaurier weisen den gleichen ungewöhnlichen Bruch des Oberarmknochens auf. Die Art der Verletzung deutet darauf hin, dass jeweils eine starke Windböe die zarten Knochen brechen ließ.
Die erst wenige Tage oder Wochen alten Pterodactylus-Babys mit weniger als 20 Zentimetern Flügelspannweite könnten einem damals tobenden tropischen Sturm zum Opfer gefallen sein, mutmaßen die Forschenden um Robert Smyth von der University of Leicester im Fachjournal «Current Biology». Der linke Flügel von «Lucky» und der rechte Flügel von «Lucky II» waren demnach auf eine Weise gebrochen, die auf eine starke Drehkraft hindeutet – was eher das Ergebnis starker Windböen als einer Kollision mit einer harten Oberfläche sei.
Kleiner als eine Hausmaus
Anschließend wurden die schwer verletzten Winzlinge in eine Lagune des tropischen Meeres gestürzt, das sich während der Jurazeit über Süddeutschland erstreckte, und ertranken. Die Körper – zierlicher und kleiner als der einer Hausmaus – sanken zum Meeresgrund und wurden schnell von feinem, kalkhaltigem Schlamm bedeckt, den der Sturm aufgewirbelt hatte, wie es in der Theorie weiter hieß. Auf diese Weise blieben die Fossilien so gut erhalten.
Die Geschichte von «Lucky» und «Lucky II», wie die Saurierbabys trotz ihres tragischen Endes genannt wurden, war den Forschenden zufolge womöglich kein Einzelfall. In den für ihre Fossilien weltbekannten Plattenkalken bei Solnhofen in Bayern wurden hunderte Pterosaurier gefunden – fast alles sehr kleine, sehr junge und sehr gut erhaltene Tiere. Ausgewachsene Flugsaurier wurden dort hingegen selten entdeckt – und wenn, dann nur in Fragmenten, wie die Wissenschaftler erläutern.
Womöglich wurden in der Region immer wieder kleine, auf nahe gelegenen Inseln lebende Flugsaurier von gewaltigen Stürmen über die Lagune gedrückt, wo sie abstürzten. Größere Tiere hätten den Naturgewalten wohl besser standhalten können. «Jahrhundertelang glaubten Wissenschaftler, dass die Ökosysteme der Lagune von Solnhofen von kleinen Flugsauriern dominiert wurden», sagte Smyth. Das sei wohl falsch.