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Trainierte Hunde können Parkinson erschnüffeln

Im Ruhrgebiet hilft ein Therapiehund Parkinson-Patienten. Nun zeigt eine Studie: Trainierte Hunde können die Krankheit auch erschnüffeln.

ILLUSTRATION - Ein Golden Retriever.
Foto: Carolin Eckenfels/dpa

In vielen Fällen können Hunde riechen, ob ein Mensch die Parkinson-Krankheit hat. In einer Studie haben zwei speziell für die Geruchserkennung trainierte Hunde recht zuverlässig anhand von Hautabstrichen erkannt, ob eine Person an der neurodegenerativen Erkrankung litt oder nicht.

«Das Identifizieren diagnostischer Biomarker für Parkinson, insbesondere solcher, die den Krankheitsverlauf vorhersagen oder zu einer früheren Diagnose beitragen können, ist Gegenstand intensiver Forschung», wird Erstautorin Nicola Rooney von der Universität Bristol in einer Mitteilung der Hochschule zitiert. Denn die Diagnose der Krankheit, bei der Nervenzellen im Mittelhirn absterben, ist schwierig und basiert auf der Symptomatik. Ein zeitiges Erkennen eröffne die Möglichkeit, schon in einem frühen Stadium eine Therapie zu beginnen.

Frühere Studien haben gezeigt, dass Hunde die Parkinson-Krankheit erschnüffeln können, aber die Bedingungen waren nicht immer klar. Die Wissenschaftler haben die Fähigkeit, Parkinson am Geruch zu erkennen, an einem Golden Retriever und einem Labrador-Golden-Retriever-Mischling getestet.

Woran erkennen die Hunde die Krankheit?

Die Tiere wurden zunächst mit 90 Talgproben von Parkinson-Patienten trainiert, die keine Parkinson-Medikamente einnahmen. In einer Doppelblindstudie wurden dann 40 Proben von Parkinson-Patienten und 60 Proben von gesunden Menschen von den beiden Tieren getestet. Diese Proben ähnelten den Patienten hinsichtlich Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und Raucherstatus.

Die beiden Hunde identifizierten 70 und 80 Prozent jener Menschen, die an Parkinson erkrankt waren, korrekt. Noch zuverlässiger erkannten die beiden Tiere – eines in 90, das andere in 98 Prozent der Fälle -, wenn der Talg-Abstrich nicht von einem Erkrankten stammte, wie das Team um Rooney in der Fachzeitschrift «Journal of Parkinson’s Disease» berichtet. Woran sich die Hunde dabei orientierten, wissen die Forschenden nicht.

Das Team schreibt zwar, dass es nicht davon ausgeht, dass Hunde in der Diagnostik eingesetzt werden könnten. Doch Lars Timmermann, Direktor der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Marburg, hat eine andere Meinung: Er kann sich Hunde bei der Frühdiagnostik von Parkinson durchaus gut vorstellen.

Therapiehund Ludwig in Bottrop im Einsatz

«Ein schnüffelnder Hund ist eine sympathische, einfache und bezahlbare Möglichkeit, Parkinson in einem frühen Stadium zu erkennen und anschließend zu behandeln», sagte der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Die hohe Treffsicherheit beim Identifizieren von Personen ohne die Parkinson-Krankheit könne weitgehend verhindern, dass Menschen durch eine Fehldiagnose belastet würden.

Der Neurologe betont, dass bereits Hunde in der Parkinson-Therapie verwendet werden. So wird der Therapiehund Ludwig an den Knappschaft Kliniken Bottrop bei Parkinson-Patienten eingesetzt.

Parkinson ist eine Bewegungsstörung aufgrund von Nervenproblemen, die hauptsächlich ältere Menschen betrifft. Die Krankheit, auch bekannt als Schüttellähmung, entsteht durch das Absterben spezifischer Nervenzellen im Gehirn, die kein Dopamin mehr produzieren, das normalerweise für die Steuerung von Bewegungen im Körper verwendet wird. Dies führt zu verschiedenen Störungen wie Zittern, Muskelverspannungen sowie Gang- und Gleichgewichtsproblemen. In Deutschland ist Morbus Parkinson nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung.

dpa