Sind wir allein? Diese Frage beschäftigt weltweit nicht nur Heerscharen von Wissenschaftlern. Meldungen über unidentifizierte Flugobjekte gibt es seit Jahrzehnten – was ist dran?
Trau Dich! Wo man unerklärbare Himmelsphänomene melden kann

Vor nicht allzu langer Zeit wurden Wissenschaftler, die sich mit Ufos und Außerirdischen beschäftigen, belächelt. Aber seit die US-Regierung im Juni 2021 bekannt gegeben hat, dass sie bisher keine Erklärungen für rund 140 Himmelserscheinungen aus den vergangenen zwei Jahrzehnten hat, hat sich das Thema in Bewegung gesetzt.
Der Würzburger Raumfahrt-Techniker Hakan Kayal sammelt Informationen über die Sichtung von unbekannten Flugobjekten (Ufos) und unidentifizierten Himmelsphänomenen (Unidentified Anomalous Phenomena/UAP), gibt aber zu: «Wir haben eigentlich keine Ahnung.»
Wie wahrscheinlich ist intelligentes Leben außerhalb der Erde?
Forscher Frank Drake präsentierte 1961 eine später nach ihm benannte Gleichung, mit der sich die Wahrscheinlichkeit für die Existenz anderen Lebens beschreiben lässt. Viele der darin genannten Faktoren sind aber bis heute nicht bekannt. «Er hat versucht, abzuschätzen, wie viele intelligente Zivilisationen es in unserer Milchstraße geben könnte», erklärt Kayal. Die Berechnung von Drake berücksichtigt Parameter wie die Entstehungsrate von Sternen, den Anteil von Sternensystemen mit Planeten und die Anzahl der bewohnbaren Planeten in jedem dieser Systeme.
Kayal schätzt auf Basis der Gleichung und neuesten Informationen zu dem Thema, dass es etwa 50.000 Zivilisationen in unserer Milchstraße geben könnte. «Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass es etwa 100 Milliarden Sterne sind. Dann ist das eigentlich sehr wenig.»
Größtes Problem sei, dass bisher noch kein Leben außerhalb der Erde entdeckt worden sei, auch nicht in primitiver Form. Möglich sei alles: kein Leben außerhalb der Erde oder mehrere Millionen. «Wir haben eigentlich keine Ahnung.»
Was sind Ufos, was UAPs?
„Mit Ufo ist nicht automatisch etwas Außerirdisches gemeint. Unidentifizierte fliegende Objekte meint, dass man (noch) nicht weiß, worum es sich handelt. Fliegend bedeutet, es befindet sich am Himmel oder bewegt sich in der Luft. Das kann ein Licht sein, ein Gerät oder ein Phänomen.“
Es gibt seit Jahrzehnten Berichte über die angebliche Sichtung von Ufos. Oft stellt sich heraus, dass das Gesehene ein Stern, Satellit, Drohne, Wetterballon oder verglühender Weltraumschrott ist – aber nicht alles lässt sich so erklären.
Wer checkt Meldungen über Ufos und UAPs?
Berichte über Ufos – die Wissenschaft bevorzugt den Begriff unidentifizierte Himmelsphänomene (Unidentified Anomalous Phenomena/UAP) – werden hauptsächlich in den USA gesammelt, beispielsweise von der Raumfahrtbehörde Nasa oder dem Militär. Doch auch in Frankreich beschäftigen sich Forscher mit diesem Thema.
Im Sommer 2022 wurde in den USA das sogenannte All-Domain Anomaly Resolution Office (AARO) gegründet, eine Behörde, die Berichte von Piloten über nicht identifizierte Himmelsphänomene untersucht.
In Deutschland existieren Ufo-Meldestellen wie beispielsweise die Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens (GEP). Diese dient als Anlaufstelle für Bürger, die eine wissenschaftliche Erklärung für ihre Himmelsbeobachtungen suchen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1972 haben bei der GEP mit Sitz in Lüdenscheid (NRW) Tausende von Ufo-Sichtungen stattgefunden. Seit 2022 ist der Verein auch assoziiertes Mitglied beim interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der Universität Würzburg.
Für Piloten – sei es von Privatflugzeugen oder Linienmaschinen – haben auch der Raumfahrt-Techniker Kayal und sein Team vor wenigen Wochen eine Meldeplattform geschaffen. Ziel sei es, das Thema in der Bevölkerung und insbesondere auch unter Piloten von seinem Stigma zu befreien. «Es hat natürlich auch den Zweck, dass wir hochwertige Daten sammeln und mehr Daten sammeln können als bisher», erklärt Kayal.
Warum braucht es ein Ufo-Meldeformular für Piloten?
«Viele Piloten trauen sich nicht, haben Angst davor, solche Dinge zu melden, weil sie befürchten, dass sie belächelt werden oder sogar noch schlimmer, dass sie vielleicht ihre Lizenz verlieren», sagt Kayal. Diese Befürchtung existiere seit Jahrzehnten weltweit.
Dabei sei es wichtig, Daten von professionellen Beobachtern zu haben, «die berufsmäßig den Himmel beobachten müssen und auch geübt darin sind». Es gibt Schätzungen, dass etwa 30 Prozent aller Flugzeugbesatzungen schon einmal etwas am Himmel gesehen haben, wofür es keine Erklärung gibt.
Das Pilotenmeldeformular wird durch eine Kooperation mit dem Luftfahrtbundesamt (LBA) unterstützt.
Welche Beobachtungen werden gemeldet und sind die glaubwürdig?
«Es gibt verschiedene Formen, die beschrieben werden», erzählt der Wissenschaftler. «Oft sind es sehr helle Objekte, meistens fünf bis zehn Meter oder zwei bis zehn Meter im Durchmesser.» Diese Objekte seien in der Regel extrem schnell unterwegs und vollführten sehr schwierige Flugmanöver, «die wir mit normalen Flugzeugen nicht machen können. Hohe Beschleunigungen oder abrupte Wendemanöver sind oft im Spiel.»
Um die Glaubwürdigkeit besser beurteilen zu können, versuchen Forscher, die Angaben mit anderen Quellen abzugleichen. Dazu wird unter anderem überprüft, ob auch Planeten wie die Venus oder Jupiter sichtbar waren, welche Satelliten gerade im Orbit waren oder ob sich Flugzeuge in der Nähe befanden.
«Glaubwürdig wird das Ganze, wenn weitere Quellen über das gleiche Phänomen berichten, unabhängig voneinander», erläutert Kayal. «Es gibt solche Fälle.» Piloten etwa melden, sie hätten etwas Unerklärliches gesehen, und «dasselbe Phänomen wird von Controllern am Boden mit einem Radar detektiert, zum selben Zeitpunkt am gleichen Ort».
Seit der Erstellung des Formulars vor einigen Wochen haben sich bereits mehrere Piloten gemeldet.








