Unter anderem wegen großer Umweltbedenken wird bislang kein kommerzieller Bergbau auf dem Meeresboden betrieben. Ein Konzern prescht allerdings vor. US-Präsident Trump sieht darin eine Chance.
Trump fördert per Dekret Tiefseebergbau-Industrie
US-Präsident Donald Trump hat einen Schritt in Richtung des erstmaligen kommerziellen Betriebs des umstrittenen Tiefseebergbaus gemacht. Am Donnerstag unterzeichnete er ein Dekret zur Förderung der Tiefseebergbau-Industrie. Darin forderte er seine Regierung auf, die Genehmigungsverfahren für den kommerziellen Abbau von Rohstoffen auf dem Meeresboden sowohl in internationalen als auch in US-Gewässern zu beschleunigen.
Die Verordnung ziele darauf ab, «die Vorherrschaft der USA bei entscheidenden Offshore-Mineralien und -Ressourcen wiederherzustellen» und Chinas Einfluss entgegenzuwirken, teilte das Weiße Haus mit.
Nutzen der Rohstoffe für Energiewende umstritten
Beim Tiefseebergbau dreht sich alles um den Abbau von sogenannten Manganknollen auf dem Boden der Hohen See. Diese bilden sich über Millionen Jahre und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die beispielsweise für die Herstellung von Batterien für Elektroautos genutzt werden könnten. Untersuchungen zeigen erhebliche Risiken für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee. Zudem stellen einige Experten die Bedeutung des Tiefseebergbaus für die Energiewende infrage.
Gemäß dem 1994 in Kraft getretenen UN-Seerechtsübereinkommen (Unclos) wurde die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) mit Sitz in Jamaika gegründet, um den Meeresboden der Hohen See zu verwalten. ISA-Mitglieder sind neben der Europäischen Union die 168 Unclos-Vertragsstaaten, zu denen die USA jedoch nicht gehören.
Konzern will internationale Behörde umgehen
Seit Nauru 2021 bekannt gab, dass es als Sponsor des kanadischen Bergbauunternehmens The Metals Company den ersten Antrag auf kommerziellen Tiefseebergbau bei der ISA stellen wird, wird bei der Behörde über ein mögliches Tiefseebergbau-Regelwerk verhandelt – bislang ergebnislos. Dutzende Staaten – darunter Deutschland – fordern, keine Lizenzen zu erteilen, solange die Umweltfolgen nicht besser erforscht sind.
Vor etwa vier Wochen gab The Metals Company bekannt, dass sie in den kommenden Monaten eine Lizenz für den kommerziellen Tiefseebergbau direkt bei den US-Behörden beantragen werden, um die ISA zu umgehen. Das Unternehmen plant, in der sogenannten Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im östlichen Pazifik Manganknollen abzubauen.
Greenpeace: Trump verwandelt Tiefsee in Wilden Westen
«Trotz weltweitem Widerstand plant die US-Regierung mit Tiefseebergbau zu beginnen – und nimmt sich damit das Recht heraus, den letzten unberührten Lebensraum der Erde zu zerstören», kommentierte die Umweltorganisation Greenpeace das Dekret. «US-Präsident Donald Trump kündigt de facto ein gemeinsames Vorgehen auf und verwandelt die Tiefsee mit Partnern wie The Metals Company in den Wilden Westen», sagte Greenpeace-Meeresexpertin Daniela von Schaper nach einer Mitteilung.