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UN-Bericht sieht mehr Hitzerisiko für alternde Gesellschaft

Der Klimawandel führt zu mehr Extremwetterlagen, darunter auch Hitzewellen. Für eine Bevölkerungsgruppe sieht ein Bericht des UN-Umweltprogramms besondere Risiken.

Hitze ist vor allem für ältere ein zunehmendes Gesundheitsrisiko (Archivbild)
Foto: Thomas Warnack/dpa

Mehrere Hitzewellen in Europa und anderen Teilen der Welt haben verdeutlicht: Ältere Menschen sind besonders gefährdet bei solch extremen Wetterbedingungen. Was passiert, wenn Klimawandel und demografischer Wandel zusammenkommen? Ein Bericht des UN-Umweltprogramms Unep (UN Environment Programme) untersucht Risiken und sucht nach Lösungen.

Hitzewellen gehörten neben Überschwemmungen zu den häufigsten und tödlichsten Folgen des Klimawandels, sagte Unep-Exekutivdirektorin Inger Andersen. «Wir müssen auf die Risiken vorbereitet sein, die diese Auswirkungen mit sich bringen, insbesondere für die Schwächsten der Gesellschaft, darunter ältere Menschen.»

Schätzungsweise 85 Prozent mehr Todesfälle

Laut dem Bericht sind die jährlichen hitzebedingten Todesfälle unter älteren Menschen seit den 1990er Jahren um etwa 85 Prozent gestiegen. Ältere Menschen, insbesondere diejenigen mit chronischen Erkrankungen oder Gebrechlichkeit und eingeschränkter Mobilität, sind besonders anfällig für hitzebedingte Gesundheitsprobleme wie Atemwegs-, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Darüber hinaus ist die Sterberate in dieser Gruppe erhöht.

Dazu kommt: Während einer Hitzewelle heizen sich dicht bebaute Städte besonders intensiv auf – insbesondere in Gebieten, wo es an ausgleichenden Grünflächen mangelt. Zudem ziehen immer mehr Menschen in urbane Gebiete. Laut dem Unep-Bericht leben derzeit etwa 57 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, bis 2050 wird ein Anstieg auf 68 Prozent prognostiziert.

Der Anteil älterer Stadtbewohner steigt kontinuierlich an. Viele ältere Menschen ziehen es vor, in der Stadt zu leben, um unter anderem besseren Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, sozialen Aktivitäten und einem zuverlässigen öffentlichen Nahverkehr zu haben.

Hohe Luftfeuchtigkeit als zusätzlicher Risikofaktor

Das Gesundheitsrisiko steigt auch, wenn die Luftfeuchtigkeit höher ist, da dies die Fähigkeit des Körpers einschränkt, sich durch Schwitzen abzukühlen. Hitzewellen mit hoher Luftfeuchtigkeit treten bereits jetzt vermehrt in den niedrig gelegenen tropischen Regionen Indiens, Pakistans und Ostchinas sowie in den Ländern am Persischen Golf auf, so der Unep-Bericht.

Laut dem Unep-Bericht haben ältere Menschen nicht nur bei Hitzewellen, sondern auch bei anderen Extremwetterlagen ein höheres Risiko als die Gesamtgesellschaft. Ein Beispiel dafür ist der Hurrikan Katrina in New Orleans im Jahr 2005. Damals waren 75 Prozent der Todesopfer über 60 Jahre alt, obwohl nur 16 Prozent der betroffenen Bevölkerung dieser Altersgruppe angehörten. Neben körperlichen Einschränkungen könnten auch soziale und wirtschaftliche Benachteiligungen zu diesem höheren Anteil an den Todesopfern beigetragen haben.

Vorschläge für Lösungen

Laut dem Bericht kann in Städten eine verbesserte Planung den städtischen Wärmeinsel-Effekt begrenzen und die Zunahme von Hitze-bedingten Krankheiten und Todesfällen reduzieren. Insbesondere könne dies durch mehr Grünflächen, Wasserflächen und Verbindungskorridore für Luftströmungen erreicht werden.

Die Prognosen des Umweltprogramms werden durch eine Studie eines internationalen Forscherteams gestützt, die in dieser Woche veröffentlicht wurde und die Auswirkungen der jüngsten Hitzewelle in zwölf Großstädten Europas untersucht. Laut dem Team, zu dem unter anderem die Attributionsexpertin Friederike Otto vom Imperial College London gehört, entfielen 88 Prozent der geschätzten Todesfälle von Ende Juni bis Anfang Juli auf die Altersgruppe ab 65 Jahren.

Es wird behauptet, dass Europa im Sommer der sich am stärksten erwärmende Kontinent sei. Im Sommer 2022 starben dort angeblich mehr als 60.000 Menschen an Hitze – die Hälfte davon wird Studien zufolge dem Klimawandel zugeschrieben. Im darauffolgenden Jahr gab es angeblich 47.000 Hitzetote.

dpa