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Studie warnt vor steigenden Masernfällen in den USA

Forscher prognostizieren bis zu 11,1 Millionen Fälle bei nur zehn Prozent Rückgang der Impfraten.

Bereits im Februar wurde im Texas Tech University Health Sciences Center vor einem Masernausbruch gewarnt. (Archivbild)
Foto: Julio Cortez/AP/dpa

In den USA könnten sinkende Impfquoten bei Kindern dazu führen, dass Krankheiten wie Masern wieder häufiger auftreten und sich dauerhaft in der Bevölkerung halten. Das würde das Risiko schwerer Ausbrüche erhöhen – selbst in Regionen, in denen Masern bislang weitgehend unter Kontrolle waren. Darauf weist eine neue Studie von Forschenden des Stanford Medicine Institute und weiterer Universitäten hin, die im Fachblatt «Journal of the American Medical Association» (JAMA) veröffentlicht wurde.

Das Forschungsteam simuliert mit einem Computermodell, wie sich Masern, Röteln, Polio (Kinderlähmung) und Diphtherie unter verschiedenen Impfbedingungen ausbreiten würden. Dabei werden Daten zur Bevölkerungsentwicklung, zur vorhandenen Immunität in der Bevölkerung sowie zum Risiko der Einschleppung von Infektionskrankheiten berücksichtigt. Die aktuellen Impfraten basieren auf Zahlen aus dem Zeitraum 2004 bis 2023.

Folgen bei weiter sinkenden Impfständen wären fatal

Bereits bei den heutigen Impfständen rechnen die Forschenden damit, dass Masern in den kommenden 20 Jahren wieder regelmäßig auftreten könnten – mit rund 850.000 Erkrankungen, 170.000 Klinikeinweisungen und 2.500 Todesfällen in 25 Jahren. «Würden die Impfungen heute auch nur um zehn Prozent zurückgehen, würden die Masernfälle in den nächsten 25 Jahren auf 11,1 Millionen ansteigen», prognostiziert der Hauptautor der Studie Mathew Kiang.

Wenn die Impfraten über einen längeren Zeitraum weiter sinken, könnten Masern und auch andere in den USA als ausgerottet geltende Krankheiten – wie Röteln und Kinderlähmung – wieder auftauchen. «Würden die Impfraten halbiert, wären innerhalb von 25 Jahren 51,2 Millionen Masern-, 9,9 Millionen Röteln-, 4,3 Millionen Polio- und 200 Diphtheriefälle zu erwarten. Dies würde zu 10,3 Millionen Krankenhausaufenthalten und 159.200 Todesfällen führen», warnt Kiang.

Gleichzeitig betont der leitende Autor der Studie Nathan Lo aber auch: «Eine Erhöhung der Impfraten um fünf Prozent könnte bereits verhindern, dass Masern wieder dauerhaft zirkulieren.» Das Problem sei, dass spätestens seit der Coronapandemie, aber auch schon davor die Zahl der Routineimpfungen abgenommen habe. Lo beschreibt: «Die Menschen schauen sich um und sagen: „Wir sehen diese Krankheiten nicht. Warum sollten wir uns dagegen impfen lassen?“» Es gebe eine allgemeine Impfmüdigkeit sowie «Misstrauen und Fehlinformationen über die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen».

Zwei tote ungeimpfte Kinder durch Masern in Texas

Das Thema Masern hat in den USA kürzlich erneut zu öffentlichen Debatten geführt, da kürzlich zum ersten Mal seit zehn Jahren zwei Kinder in Texas an Masern gestorben sind – sie waren nicht geimpft. Darüber hinaus gab es bundesweit mehrere Hundert Infektionen, die meisten davon in Texas. Die meisten Betroffenen waren nicht geimpft.

Der von US-Präsident Donald Trump ernannte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. bezeichnete eine Impfung als effektivste Methode, um die Verbreitung der Masern zu verhindern. Zuvor hatte er in Interviews jedoch auf Vitamin A und Lebertran als Heilmittel hingewiesen. In der Vergangenheit hatte er auch Bedenken hinsichtlich der Sinnhaftigkeit von Impfungen geäußert. Daher gab es erhebliche Kritik an seiner Ernennung zum Gesundheitsminister.

Todesfälle auch in Europa

Die Anzahl der registrierten Masernfälle in Deutschland variiert von Jahr zu Jahr, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet. Im Pandemie-Jahr 2021 wurde mit nur 8 Fällen ein Minimum erreicht, während es im Jahr 2015 mit 2.466 Fällen die meisten Fälle dieses Zeitraums gab.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat im Jahr 2024 zehn Todesfälle im Zusammenhang mit Masernerkrankungen gemeldet, neun in Rumänien und einen in Irland. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es weltweit im Jahr 2023 schätzungsweise 107.000 solcher Todesfälle, hauptsächlich bei nicht oder unzureichend geimpften Kindern unter fünf Jahren.

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit

Masern werden von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen übertragen, zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Sprechen. Fast jeder Kontakt führt zur Ansteckung, wenn jemand nicht geimpft ist. Sicheren Schutz bietet nur eine doppelte Impfung. Schon fünf Tage vor dem typischen roten Hautausschlag sind Infizierte ansteckend. Nach grippeähnlichen Anzeichen wie hohem Fieber, Husten und Schnupfen folgt Tage später der Ausschlag.

Masern können das Immunsystem schwächen. Deshalb können Bronchitis, Mittelohr- oder Lungenentzündungen auftreten, selten auch eine Gehirnentzündung. Bis zu 20 Prozent der Betroffenen sterben daran. Bei fast einem Drittel bleiben schwere Folgeschäden wie geistige Behinderung oder Lähmungen zurück. Es gibt keine spezifische antivirale Therapie gegen Masern.

dpa