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Keuchhusten in Deutschland: Anstieg der Erkrankungen und mögliche Komplikationen

Der aktuelle Anstieg von Keuchhusten in Deutschland hat mehrere Ursachen. Die hoch ansteckende Krankheit verläuft in drei Stadien und kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen.

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Die häufigste Komplikation bei Keuchhusten ist laut RKI eine Lungenentzündung.
Foto: Angelika Warmuth/dpa

In diesem Jahr leiden in Deutschland ungewöhnlich viele Menschen an Keuchhusten, was auch in ganz Europa zu beobachten ist. Informationen dazu sollten bekannt sein.

Warum sind die Zahlen in diesem Jahr so hoch?

Der aktuelle Anstieg hat vermutlich mehrere Ursachen. So sagte die Kinderärztin und Epidemiologin Viktoria Schönfeld vom Robert Koch-Institut (RKI) der dpa: «Es gibt natürliche Schwankungen, durch die alle drei, vier, fünf Jahre deutlich höhere Zahlen zu beobachten sind. Es kann sein, dass wir jetzt auch in so was reinrutschen.» Dazu kommen laut Schönfeld Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie sowie häufigere Keuchhusten-Tests. 

Wie äußert sich Keuchhusten?

Laut RKI verläuft die hoch ansteckende Krankheit bei Ungeimpften in drei Stadien: In den ersten ein bis zwei Wochen treten Symptome wie Schnupfen und leichter Husten sowie leichtes oder gar kein Fieber auf.

Im zweiten Stadium, das vier bis sechs Wochen dauert, treten die charakteristischen krampfartigen Hustenanfälle auf, die mit einem keuchenden Einatmen enden können. Diese können von Würgen und Erbrechen begleitet sein, wobei das Erbrechen insbesondere bei Kleinkindern auftritt. Auch in dieser Phase ist Fieber eher selten.

Im dritten Stadium klingt die Krankheit langsam ab. Der Reizhusten kann jedoch noch mehrere Monate anhalten.

Welche Komplikationen sind möglich?

Laut RKI ist die häufigste Komplikation bei Keuchhusten eine Lungenentzündung (Pneumonie). Bis zu zehn Prozent der erkrankten Säuglinge und älteren Menschen sind davon betroffen. Andere mögliche Komplikationen sind unter anderem Nasennebenhöhlen- und Ohrentzündungen, Inkontinenz sowie Leisten- und Rippenbrüche bei besonders starken Hustenanfällen.

Wie lange dauert die Inkubationszeit?

Laut RKI beträgt die Inkubationszeit in der Regel neun bis zehn Tage, also die Zeit zwischen dem Eindringen des Erregers und dem Auftreten erster Symptome.

Wie steckt man sich an und wie lange ist man ansteckend?

Keuchhusten (Pertussis) wird in der Regel durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Die Übertragung des Keuchhustens erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten oder Sprechen. Die Ansteckungsgefahr ist in den ersten beiden Wochen der Infektion besonders hoch und kann bis zu fünf Wochen nach Beginn der Krankheit andauern.

Wer ist besonders gefährdet?

Laut RKI verläuft die Krankheit bei Jugendlichen und Erwachsenen sowie den meisten geimpften Kindern oft nur als langanhaltender Husten.

Zu Komplikationen kann es aber bei Menschen mit Grunderkrankungen, Älteren und Neugeborenen kommen. «Richtig gefährlich ist Keuchhusten für Säuglinge, und zwar für die, die sehr klein, also unter einem halben Jahr alt sind», so RKI-Expertin Schönfeld. Wenn Säuglinge erkrankten, kämen viele von ihnen zur Beobachtung oder Behandlung ins Krankenhaus.

«Das Risiko bei Säuglingen ist, dass sie nicht unbedingt mit Husten auffallen, sondern wie bei vielen anderen Erkrankungen aufhören zu trinken und schlapp sind. Anstelle von Hustenattacken haben sie häufig Atemaussetzer. Das ist, was das Ganze gefährlich macht.» Todesfälle gebe es in Deutschland aber selten. 

Wie wird Keuchhusten behandelt?

Antibiotika werden in der Therapie verwendet, aber sie sind normalerweise nur in den ersten drei Wochen der Infektion wirksam und sollten daher frühzeitig eingesetzt werden.

Gegen den oft noch Monate andauernden Husten empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen häufiges Trinken und frische Luft. «Regelmäßige Inhalationen mit Meersalz sowie warme Brustwickel mit Zitronensaft vor dem Schlafengehen gelten als Hausmittel, die die Beschwerden ein wenig lindern», heißt es zudem auf der Seite des Verbands. 

Wie wird gegen Keuchhusten geimpft?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für alle Kinder und Säuglinge aufgrund ihres besonderen Risikos. Die Impfung erfolgt in Form von drei Dosen – normalerweise als Dreifach-Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten – im ersten Lebensjahr. Um die Immunität aufrechtzuerhalten, sollten die Impfungen im Vorschul- und Jugendalter sowie als Erwachsener aufgefrischt werden.

Die Stiko empfiehlt seit März 2020 allen Schwangeren im dritten Trimester eine Keuchhustenimpfung, unabhängig von der letzten Auffrischung. Bei Frühgeburtsrisiko sollte die Impfung bereits im zweiten Trimester erfolgen, um einen Nestschutz für das Neugeborene aufzubauen, bis es geimpft werden kann.

Schützt mich eine Infektion für den Rest des Lebens?

Laut RKI führt eine Keuchhusten-Infektion nicht zu einer lebenslangen Immunität. Personen, die die Krankheit überstanden haben, sind höchstens 10 bis 20 Jahre vor einer erneuten Ansteckung geschützt.

Muss ich mit Keuchhusten in Quarantäne?

Keuchhusten ist eine meldepflichtige Erkrankung. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gelten die Regeln des Infektionsschutzes, um andere Menschen vor der Erkrankung zu schützen. «Kinder und Erwachsene, die an Keuchhusten erkrankt sind oder bei denen der Verdacht auf Keuchhusten besteht, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen oder dort tätig sein», heißt es beim BZgA-Informationsangebot «Infektionsschutz».

Betroffene müssten die Gemeinschaftseinrichtung über die Erkrankung informieren. «Ein Aufenthalt in Gemeinschaftseinrichtungen ist in der Regel fünf Tage nach Beginn der Antibiotika-Therapie wieder erlaubt oder wenn durch einen Abstrich ein Verdacht auf eine Erkrankung ausgeräumt werden konnte, sofern der Gesundheitszustand es zulässt.» Ohne Antibiotika-Behandlung sei eine Wiederzulassung in der Regel drei Wochen nach Beginn des Hustens möglich.

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dpa