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Viele Menschen finden Models ohne Tattoos attraktiver

Wer sich tätowieren lässt, hat dafür die unterschiedlichsten Gründe. Die Hoffnung auf ein attraktiveres Erscheinungsbild erfüllt sich aber nicht immer – sagt zumindest eine neue Studie aus Hamburg.

Auch auf Laufstegen sind manchmal Tattoos zu sehen. (Archivbild)
Foto: Christophe Gateau/dpa

Seit den 1990er Jahren sind Tattoos auch in Deutschland sehr verbreitet, doch viele Menschen finden tätowierte Menschen weniger schön. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr in Hamburg.

Die Forschenden präsentierten knapp 500 Versuchspersonen Fotos eines männlichen und eines weiblichen Models für die Studie. Die Models waren in sechs verschiedenen Stufen der Tätowierung zu sehen, von völlig unverziert bis hin zu extrem tätowiert, sogar im Gesicht. Die Motive bestanden aus natürlichen, geometrischen und von Tieren inspirierten Mustern, ohne Schrift oder religiöse oder politische Botschaften.

Die komplett ohne Tattoo abgebildeten Models wurden durchweg als am schönsten bewertet, während die mit extremer Tätowierung am niedrigsten abschnitten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift «Plos One» veröffentlicht.

Auch Tätowierte finden verzierte Models oft nicht so schön

Die Psychologin Selina Weiler und ihre Kollegen haben die Teilnehmer basierend auf ihrem Alter und ob sie selbst Tattoos hatten oder als Tätowier-Künstler tätig waren, eingeteilt. Tätowierte Teilnehmer und Tattoo-Experten bewerteten extreme Tätowierungen etwas besser als andere. Auch Personen unter 50 Jahren fanden Models mit Tattoos etwas attraktiver als ältere Teilnehmer.

Trotzdem erhielten die Modelfotos mit Gesichtstattoos über alle Gruppen hinweg – also auch bei den Experten – die schlechteste Bewertung. Weiler erklärte, dass dieses Ergebnis die kulturelle Ablehnung von extrem sichtbaren Tätowierungen widerspiegelt.

Die Wissenschaftlerin räumte ein, dass die 487 Teilnehmer der Studie nur eingeschränkt repräsentativ seien. Fast alle Experten (98,4 Prozent) waren selbst tätowiert. Die Gruppe der über 50-Jährigen machte im Vergleich zu anderen Gruppen nur einen kleinen Teil aus. Zudem wurde die Studie ausschließlich in Deutschland durchgeführt. Daher sollten die Ergebnisse mit Vorsicht auf andere Bevölkerungsgruppen und kulturelle Kontexte übertragen werden.

Tattoos sind nichts Besonderes mehr

Die Autorinnen und Autoren der Studie erklärten, dass Tätowierungen mittlerweile kulturell so akzeptiert seien, dass sie den Höhepunkt ihrer Faszination überschritten hätten. Laut Umfragen sind etwa 20% der Deutschen tätowiert.

Nicht alle sind auf Dauer mit ihren Tattoos zufrieden, manche möchten sie wieder loswerden. 2019 sagten in einer Umfrage des Ipsos-Instituts im Auftrag der «Apotheken Umschau» 6,8 Prozent der Tätowierten, dass sie ihre Tattoos bereuen. Seit 2021 dürfen in Deutschland nur noch Ärzte die Tätowierungen mit einem Laser entfernen. Umfangreichere Behandlungen können mehrere Tausend Euro kosten, die die Betroffenen selbst zahlen müssen. 

Je weniger tätowiert, umso schöner wirkt man auf andere – so lassen sich die Ergebnisse der Studie nach Angaben der Studienleiterin zusammenfassen. «Dies verdeutlicht die nach wie vor starke Bindung an traditionelle Schönheitsideale, die den natürlichen Körper bevorzugen», sagte Weiler.

dpa