Für Schmetterlinge sind warme Temperaturen gut, aber die Lage bleibt bedrohlich. Landwirtschaft und Extremwetter gefährden ihr Überleben.
Schmetterlinge in Deutschland: Gute Bedingungen, aber weiterhin bedroht
Für Schmetterlinge herrschen in diesem Jahr wegen der warmen Witterung gute Bedingungen in Deutschland. «Insekten sind generell eher wärmeliebend. Wenn es trocken und warm ist, ist das kurzfristig für viele gut», erklärte Martin Wiemers vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg. Dieses Jahr habe er besonders viele Schornsteinfeger-Falter gesehen.
Insgesamt sei die Lage für die Tiere aber weiterhin bedrohlich. «Einzelne Jahre ändern nicht den Trend», so der Biologe und Insektenkundler, denn: Viele Schmetterlingsarten in Deutschland sind gefährdet. Am kritischsten sei es bei Arten, die an Mooren, wie der Hochmoor-Gelbling, oder in Feuchtgebieten, wie der Baldrian-Scheckenfalter, leben.
Rund 190 Tagfalter Arten
In Deutschland gibt es insgesamt 3.700 Schmetterlingsarten, darunter etwa 190 Tagfalter. Vor etwa 15 Jahren wurden 184 Arten für die Rote Liste bewertet, von denen 42 Prozent als ausgestorben oder bestandsgefährdet gelten. Zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören beispielsweise der Kleine Maivogel, der Apollofalter und die Berghexe.
Raupen, auch bekannt als Schmetterlingslarven, ernähren sich vorwiegend von Pflanzen. Schmetterlinge ernähren sich hauptsächlich von Nektar aus Blüten, aber auch von Früchten.
Mähen tötet viele Tiere
Ein Grund für den Rückgang der Arten sei die Intensivierung der Landwirtschaft mit der Verwendung von Pestiziden, sagt Wiemers. Auch häufiges Mähen von Wiesen und Feldern sei ein großes Problem. «Wenn man eine Wiese mäht, vernichtet man unter Umständen einen Großteil der Tiere.» Entscheidend sei auch, ob man eine Wiese zweimal oder nur einmal mähe und zusätzlich ein paar Bereiche stehen lasse. «Um die Population zu erhalten, reicht es locker aus, einen Anteil nicht zu mähen, zum Beispiel ein Viertel der Fläche.»
Laut dem Insektenkundler sind Extremwetterereignisse eine zusätzliche Gefahr. Starke Regenfälle sowie anhaltende Trockenheit können Tiere töten. Wenn es zu wenig regnet, vertrocknen Pflanzen, und Raupen sowie Schmetterlingen fehlt die Nahrungsgrundlage. Auch Fressfeinde und Parasiten könnten eine entscheidende Rolle für das Überleben spielen.
Schmetterlinge brauchen abwechslungsreiche Landschaft
Der Biologe erklärt, dass Schmetterlingsarten sehr unterschiedliche Ansprüche haben. Einige überwintern als Raupe, andere als Puppe oder Ei, und einige wenige als Falter. Daher sind die Schmetterlinge zu verschiedenen Zeiten unterwegs und somit verschiedenen Umweltbedingungen ausgesetzt. Einige Arten haben mehrere Generationen pro Jahr, andere nur eine. Die meisten Tagfalterarten leben auf Wiesen und Weiden, einige auch in lichten Wäldern oder in Moorgebieten.
Es gebe daher nicht den Idealzustand für alle Arten, erklärt Wiemers. «Wir brauchen feuchte Bereiche, wir brauchen aber auch trockene Bereiche.» Optimal wäre eine abwechslungsreiche Landschaft, die Arten ermögliche, flexibel zu reagieren. Dann sei es auch möglich, dass Arten sich von Einbrüchen in der Population wieder erholen.