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Vögel singen wegen künstlicher Beleuchtung länger

Ist es Ihnen schon mal aufgefallen? Vögel singen morgens früher und abends länger. Forscher haben das bestätigt und verraten auch, was der Mensch damit zu tun hat.

Lichtverschmutzung hat Einfluss auf tagaktive Vögel wie das Rotkehlchen: Sie singen morgens früher und abends länger. (Archivbild)
Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

In besonders stark beleuchteten Regionen singen Vögel täglich durchschnittlich 50 Minuten länger als in sehr dunklen. Das geht aus einer Analyse von 583 tagaktiven Arten hervor. Insgesamt gab es über Arten, Regionen und Jahreszeiten hinweg Hinweise darauf, dass Vögel am Morgen früher mit dem Gesang begannen, je stärker die Lichtverschmutzung war, heißt es in der im Fachjournal «Science» veröffentlichten Studie.

Lichtverschmutzung kann als eine Art Umweltverschmutzung betrachtet werden. Denn übermäßige künstliche Beleuchtung hat Auswirkungen auf die Tierwelt, da sie zumindest Teile der Nacht in den Tag verwandelt.

Weltweite Datensammlung ausgewertet

Die Autoren Brent Pease von der Southern Illinois University in Carbondale und Neil Gilbert von der Oklahoma State University in Stillwater erklären, dass Lichtverschmutzung die Aktivitäten von Tierarten beeinflusst, deren Verhalten vom natürlichen Wechsel von Hell und Dunkel abhängt. Nachtaktive Zugvögel könnten desorientiert sein, der Hormonhaushalt von Tieren leiden und Insekten sogar sterben. Dies geht aus ihrer Studie hervor.

Laut den Angaben wurde dieses Phänomen erstmals bei Vögeln verschiedener Arten in verschiedenen Regionen und zu verschiedenen Jahreszeiten festgestellt. Die Grundlage bildete eine weltweite Datensammlung von Beobachtungen tagaktiver Vögel am Morgen und Abend aus den Jahren 2023/24.

In den hellsten Landschaften begannen also der Gesang und das Gezwitscher der Vögel im Durchschnitt 18 Minuten früher und endeten 32 Minuten später als in den dunkelsten. Die Reaktion auf Lichtverschmutzung war bei Arten mit großen Augen, offenen Nestern, der Gewohnheit zum Vogelzug und großen Verbreitungsgebieten am stärksten. Auch während der Brutzeit waren Vögel eher betroffen.

Hat das Folgen für die Vögel?

Es ist den Forschern zufolge aber unklar, ob diese Auswirkungen positiv, negativ oder neutral für die Fitness der Tiere sind. «Einerseits können 50 Minuten anhaltender Aktivität einen erheblichen Verlust an Ruhezeit bedeuten, insbesondere während der Brutzeit, die für Vögel ohnehin schon anstrengend ist», schreiben Brent Pease und Neil Gilbert. 

Andererseits hätten Vögel auch tagsüber Möglichkeiten, sich zu erholen. Zudem könnte die zusätzliche aktive Zeit zu positiven Effekten führen, «wenn sie eine längere Nahrungssuche oder eine höhere Reproduktionsleistung ermögliche». Es sei daher nötig, weitere Studien durchzuführen.

dpa