Mehrere ostdeutsche Bundesländer melden erhöhte Sterblichkeit von Kranichen. FLI bestätigt Infektion mit H5N1-Virus bei eingesandten Kranichproben.
Bedrohliche Ausbreitung der Vogelgrippe in Deutschland

Die gefürchtete Vogelgrippe breitet sich aktuell unter Wildvögeln und Geflügel in Deutschland stark aus. Die Zahl von Ausbrüchen in Geflügelhaltungen im Oktober sei sprunghaft gestiegen, teilte das bundesweit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald mit. In seiner aktuellen Risikoeinschätzung hat es das Risiko für Ausbrüche in Geflügelhaltungen von «gering» auf «hoch» gesetzt und das für Wildvögel von «moderat» auf «hoch».
Auffällig ist vor allem, dass seit einigen Tagen mehrere ostdeutsche Bundesländer eine erhöhte Sterblichkeit von Kranichen verzeichnen. Im Stausee Kelbra an der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden in der vergangenen Woche mehr als 100 tote Tiere entdeckt. Auch an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern wurden am Wochenende Dutzende tote Kraniche gefunden, wie der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte berichtete.
Das FLI hat nun den Verdacht auf eine Infektion mit dem hochpathogenen aviären Influenzavirus (HPAIV) des Subtyps H5N1 bestätigt – umgangssprachlich als Vogelgrippevirus bekannt – bei eingesandten Kranichproben aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Ein größeres Kranichsterben hat es in der Vergangenheit unter anderem in Israel und Ungarn gegeben“, sagte FLI-Sprecherin Elke Reinking.
Die große Anzahl betroffener Geflügelbetriebe hängt mit der aktuellen Dichte und den Bewegungen von Wildvögeln zusammen, ergänzte Reinking. Im Oktober wurden bereits über 15 betroffene Geflügelbetriebe registriert. Im gesamten September waren es 4. Warum es in dieser Saison so viele Fälle gibt, ist noch unbekannt. Das Virus wird am FLI noch genetisch analysiert.
Forscher rechnen mit weiterer Ausbreitung
Mit einer weiteren, möglicherweise großflächigen Ausbreitung von HPAIV-Infektionen müsse in nächster Zeit gerechnet werden, erklärte das FLI. Schon jetzt seien nicht nur Kraniche betroffen. «Andere wilde Wasservogelarten wie Enten oder Gänse zeigen unter Umständen geringere Krankheitssymptome einer HPAIV-Infektion, auch weil sie bereits eine Teilimmunität entwickelt haben könnten.»
Hochansteckende Krankheit
Die Vogelgrippe, auch bekannt als Geflügelpest, ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die bei vielen Vogel- und Geflügelarten schnell tödlich verlaufen kann. Experten zufolge ist sie für Menschen nicht gefährlich.
Das FLI empfiehlt, Wildvogel-Kadaver schnell von Expertenteams entfernen zu lassen, um weitere Infektionen von Aasfressern wie Krähen, Raben, Seeadlern oder Füchsen zu vermeiden. Die Bevölkerung sollte den Kontakt mit erkrankten oder verendeten Wildvögeln vermeiden. Geflügelhaltern wird dringend geraten, den Kontakt ihres Geflügels zu Wildvögeln zu minimieren, um das Risiko einer Krankheitseinschleppung zu verhindern.








