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Vulkanausbrüche auf Island könnten noch Jahrzehnte dauern

Der Südwesten Islands wird von zahlreichen Vulkanausbrüchen heimgesucht. Forscher vermuten, dass die jüngsten Lavaströme erst der Anfang einer langanhaltenden Serie sind.

Die Sonne geht über dem aktiven Krater eines Vulkans bei Grindavik auf Island auf.
Foto: Marco Di Marco/AP/dpa

Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Island könnten Forschenden zufolge noch Jahrzehnte dauern. Die am dichtesten besiedelte Region des Landes sowie die lebenswichtige Infrastruktur ist dadurch möglicherweise noch lange bedroht, wie aus einer Studie internationaler Forschender hervorgeht, die am Mittwoch im Fachblatt «Terra Nova» veröffentlicht wurde. 

Im Jahr 2021 begann die Serie von Ausbrüchen auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten der Insel, nur etwa 55 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik. Seit Dezember letzten Jahres gab es allein fünf größere Vulkanausbrüche. Die Lava floss dabei aus langen Rissen in der Erde, weshalb diese Art von Ausbrüchen auch als Spalteneruptionen bekannt sind. Einige Häuser wurden von der Lava erreicht.

Betroffene Region verhältnismäßig stark besiedelt

Ein Großteil der Bevölkerung der Nordatlantik-Insel lebt in der betroffenen Region. Dort befinden sich auch der einzige internationale Flughafen und mehrere geothermische Kraftwerke, die Warmwasser und Strom für das Land bereitstellen. Laut der Studie war die Halbinsel zuletzt vor ungefähr 800 Jahren vulkanisch inaktiv.

Für ihre Studie analysierten die Forscher Erdbebendaten der letzten drei Jahre und entnahmen Lava-Proben von verschiedenen Standorten. Sie verglichen das flüssige Gestein, das an verschiedenen Stellen aus der Erde floss, hinsichtlich seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften. Dadurch wollten sie feststellen, ob es aus derselben Magmakammer im Untergrund stammt oder aus verschiedenen Kammern.

Die petrografischen Eigenschaften des Magma

Die Untersuchungen haben ergeben, dass es sich tatsächlich um Magma mit ähnlichen petrografischen Eigenschaften handelt. Die Forschenden schließen daraus auf ein zusammenhängendes unterirdisches Magma-System. Zusammen mit den seismischen Daten wird festgestellt, dass es sich um eine moderat große Magma-Ansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handelt, die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstreckt. Diese hat sich zwischen den Jahren 2002 und 2020 herausgebildet.

Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass die aktuelle Ausbruchsserie der Beginn einer langen Episode sein könnte. Aber wie lange die Serie wirklich dauere, könnten sie nicht vorhersagen. «Die Natur ist nie regelmäßig», sagte Co-Autor Ilya Bindeman, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der Universität von Oregon in den USA. «Wir wissen nicht, wie lange und wie häufig sie in den nächsten zehn oder gar hundert Jahren anhalten wird. Es wird sich ein Muster herausbilden, aber die Natur weist immer Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten auf.»

Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen Plattengrenze, an der sich die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinanderschieben. In Island kommt es deswegen oft zu Vulkanausbrüchen, aber die Ausbrüche der zentraler gelegenen Vulkane dauern in der Regel nur wenige Tage oder Wochen, wie der Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull im Jahr 2010. Die Spalteneruptionen können jedoch viel länger andauern.

dpa